Kino: „Persian Lessons“: Überleben mit falscher Sprache
Was soll man mit einem Buch, wenn mal auf der Flucht vor den Nazis ist? Noch dazu, wenn es auf Farsi geschrieben ist und man die Sprache nicht beherrscht? Dem jungen Juden Gilles (Nahuel Pérez Biscayart) rettet dieses Buch das Leben. Ein Schicksalsgenosse, der mit ihm in einem Laster abtransportiert wird, ist so hungrig, dass er um Gilles’ letztes Brot bettelt und ihm dafür eben jenes Buch vermacht. Kurz darauf sind alle Juden dieses Transports tot. Erschossen und liegen gelassen in einem Wald.
Schindlers Liste umgekehrt: Todeslisten als Eselsbrücke
Gilles aber behauptet, kein Jude, sondern Perser zu sein. Nun will es der Zufall, dass der Hauptsturmführer des nahen Lagers tatsächlich einen Perser sucht, der ihm Sprachunterricht geben soll. Dafür ist sogar eine Belohnung ausgesetzt. Also wird Gilles zu ihm gebracht. Und der muss nun so tun, als ob er Farsi spricht. Der ehrgeizige Deutsche will 40 Vokabeln am Tag lernen. Wörter erfinden ist eine Sache. Sie behalten aber eine ganz andere.
Gilles gelingt das nur mit einer List. Weil er eine gut lesbare Handschrift hat und über alle Neuzugänge des Lagers Buch führen muss, wandelt er aus den Namen seiner Leidensgenossen Worte ab. Wenn er dann auch noch das Essen an sie verteilt, spricht er leise ihre Namen vor sich her. Und die Worte, die er ihnen zugedacht hat. „Schindlers Liste“ umgekehrt: Todeslisten als Eselsbrücke.
Not macht erfinderisch. Erst recht, wenn es ums Überleben geht. Das kennt man aus diversen Holocaust-Dramen, wenn Jud...