Kino & TV - Kosten-Argumente zu "plump"? Grünen-Politikerin streitet mit FDP-Mann über deutsche Olympia-Bewerbung
Die Olympischen Spiele in Paris wecken auch hierzulande die Sehnsucht nach einer Austragung. Im "moma"-Duell am Donnerstagmorgen debattierten Grünen-Politikerin Klara Schedlich und FDP-Mann Philipp Hartewig über das Für und Wider. Größter Streitpunkt einmal mehr: das Geld.
Die letzten Bewerbungen endeten im Desaster, gibt es nun eine neue Olympia-Chance für Deutschland? "Wir freuen uns natürlich alle über die Bilder aus Paris", stellte Klara Schedlich, die sportpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus Berlin, gleich zu Beginn des "moma"-Duells am Dienstagmorgen klar. Zwar schaue sich die Grünen-Politikerin gerne die Wettbewerbe an, in der Debatte mit Philipp Hartewig, dem sportpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sprach sie sich jedoch klar gegen eine deutsche Olympia-Bewerbung aus. "Es gibt leider zwei Bedingungen, die meiner Meinung nach nicht erfüllt sind, damit sich Deutschland sinnvoll um Olympia bewerben könnte."
Als ersten Grund führte sie im ZDF-"Morgenmagazin" den Kostenfaktor an: "Das ist ein riesiger finanzieller Aufwand, sich um Olympische Spiele überhaupt zu bewerben, egal, ob die Bewerbung dann erfolgreich ist oder nicht." Die Spiele selbst würden noch viel teurer werden: "Wir reden vom zweistelligen Milliardenbereich, während zum Beispiel der Sanierungsstau der Sportstätten in Berlin 240 Millionen Euro kostet", wies sie auf den Sanierungsbedarf im Breitensport hin. Die Grüne forderte: "Erstmal eigene Hausaufgaben machen und dann um Spiele bewerben."
Der zweite Punkt sei das Internationale Olympische Komitee (IOC), das seit Jahren mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert werde. Das IOC sei "ein nicht so super zuverlässiger Partner, um Verträge zu unterschreiben, die uns auf viele, viele Jahre binden", sagte sie lächelnd.
Schedlich: Investierte Olympia-Summen "kommen nicht im Breitensport an"
Hartewig hielt dagegen. Der FDP-Mann nannte die Argumente "ein bisschen für plump". Man könne zum IOC stehen, wie man wolle, doch es bestehe seit 2017 ein anderes Vergabeverfahren und "auch viele Kosten-Argumente" würden sich auf das nicht mehr aktuelle Verfahren beziehen. Laut Hartewig müsse man die Kosten "differenziert" betrachten.
So würden die Bewerbungskosten durch das neue Verfahren 75 Prozent geringer ausfallen. Zum Event selbst erklärte der FDP-Politiker, dass in Paris nur vier Prozent der Kosten aus dem öffentlichen Sektor bezahlt würden. Und Investitionskosten in Sportstätten müsse man ja sowieso tätigen, "aber da können wir auch über den Sport hinaus profitieren."
Moderatorin Harriet von Waldenfels hakte - auch mit Blick auf den aktuellen Haushaltsstreit - noch einmal nach: "Kann sich Deutschland Olympische Spiele überhaupt leisten?" - "Definitiv", gab sich Hartewig überzeugt. Es komme darauf an, wo man die Schwerpunkte setze. Er stellte die rhetorische Frage, ob man Wohnungsbau, etwa in Berlin, oder eine Bewegungsoffensive für Kinder mit oder ohne Olympische Spiele eher angehen werde. "Ich glaube die Olympischen Spiele, oder eine Bewerbung, kann ein Träger dafür sein."
"Ich verstehe den Punkt ehrlich gesagt nicht ganz", gab sich Schedlich ratlos - und ging dann in die Offensive: "Es ist ja Fakt, dass alle Austragungsorte von Olympischen Spielen bisher mit einem Minus da rausgegangen sind." Lediglich Imagegewinne könne man als Profit verbuchen. Entscheide man sich für Olympia, müsse man mehr sanieren, mehr neu bauen. Doch die investierten Summen würden "eben nicht bei uns im Breitensport ankommen. Die würden eben nicht dafür sorgen, dass alle kleinen Fußballvereine in Berlin einen neuen Rasen bekommen."
Olympia 2036? FDP-Mann sieht "Chance"
Bei ehemaligen Olympia-Bewerbungen gab es auch Proteste der Bevölkerung. Hartewig denkt, man könne die Menschen ins Boot hohlen. "Ich glaube, es ist wichtig, dass wir nicht nur darüber abstimmen, sondern aktiv mitgestalten lassen." Dies werde bereits seit einem Jahr probiert. "Wir gehen in einen Dialogprozess und dann arbeiten wir nach und nach an der Bewerbung weiter."
Theoretisch wäre Olympia in Deutschland 2036 - 100 Jahre nach den Propaganda-Spielen der Nazis in Berlin - oder 2040, was die Bundesregierung auch wegen des Jubiläums der Wiedervereinigung anpeilt, möglich. Spiele im Jahr 2036 begreife Hartewig eher als "eine Chance, als ein Risiko", weil man zeige könne "wie verantwortungsbewusster Umgang mit der Vergangenheit" gehe. Er verwies auf entsprechende Ausstellungen zum Thema Sport und Nationalsozialismus, die man zeigen könne.
"Sollten wir uns für Olympische Spiele bewerben, würde ich auf jeden Fall sagen 2040 und nicht 2036, aus ganz verschiedenen Gründen", unterstrich Klara Schedlich. Das Event 100 Jahre nach den Nazi-Spielen auszutragen, halte sie "für eine ziemlich absurde Idee" und "ein gefundenes Fressen für Rechtsextreme". Außerdem habe man bis 2040 schlicht vier Jahre mehr Zeit, um die Sportstätten auf Vordermann zu bringen.