Kino & TV - "Unerträglich": Steimeier empört sich in ARD-Interview über Gewalt gegen Ehrenamtliche
Das gesellschaftliche Klima ist in den vergangenen Jahren rauer geworden. Das merken auch Ehrenamtliche, die immer wieder Anfeindungen ausgesetzt sind. Entsprechend deutliche Worte fand Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im "ARD-Morgenmagazin".
Großes Stelldichein im Schloss Bellevue: Dieses Wochenende öffnet Frank-Walter Steinmeier für das Bürgerfest des Bundespräsidenten die Pforten zu seinem Berliner Amtssitz. Ehe am Samstag bis zu 10.000 Gäste erwartet werden, lädt der 68-Jährige am Freitag mehr als 4.000 Ehrenamtliche in das Schloss ein. Das seien "Menschen, die nicht meckern, sondern anpacken", würdigte Steinmeier im "ARD-Morgenmagazin" deren Verdienste. Im Interview mit Michael Strempel sagte er: "Sie kümmern sich um mehr als sich selbst. Das verdient Wertschätzung."
Umso bedauerlich sei es, dass diese Freiwilligen - etwa Kommunalpolitiker oder Feuerwehrleute - zunehmend Anfeindungen ausgesetzt seien, so Steinmeier: "Das ist unerträglich, weil sie einen Dienst am Land tun." Dafür hätten sie "ganz besondere Heraushebung" verdient. Doch die Realität sehe anders aus, verwies Strempel auf den zunehmend "erodierten und zerbröselten" gesellschaftlichen Zusammenhalt hin. "Die wachsende gesellschaftliche Polarisierung hat insbesondere seit der Covid-Zeit zugenommen", bestätigte der Bundespräsident.
Zusammenhalt statt Polarisierung: Steinmeier erwartet "langen Weg"
Der Politiker befand, dass die Gesellschaft "unter Stress" stehe und von "mehreren aufeinanderfolgende Krisen" gebeutelt sei: "Da macht sich Unsicherheit, bei manchen auch Angst breit." Diese Unsicherheit, so argumentierte Strempel, habe sich zuletzt auch bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen gezeigt. Dort seien Menschen bereit gewesen, radikal zu wählen.
"Es gibt Akteure auf der politischen Ebene, die das Geschäft mit der Angst betreiben. Sie treiben die Polarisierung der Gesellschaft voran", bestätigte Steinmeier, ohne konkret Parteien zu nennen. Doch die Lösung sei es nicht, sich über Probleme zu beklagen, sondern man müsse offensiv den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern suchen, forderte Steinmeier: "Das Entscheidende ist, dass man nicht mit der schwarzen Limousine vorfährt, eine Rede hält und dann wieder raus." Stattdessen komme es darauf an, "Zeit, Neugier und Interesse" mitzubringen.
Ein gesellschaftlicher Umschwung brauche Initiative und können nicht von heute auf morgen passieren, verdeutlichte der Bundespräsident: "Es wird ein langer Weg sein, diese Polarisierung in Richtung Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit zu bewegen." Umso mehr sei es "an den Parteien der demokratischen Mitte, eine Lösung für die Themen zu präsentieren, die die Menschen umtreiben". Hier sei - Stichwort geplatzter Asylgipfel - noch Luft nach oben,