Klöckner ruft zu freiwilliger Hilfe bei Ernte auf

Das Portal "Das Land hilft" kann den Bedarf an Erntehelfern bislang nicht decken (Bild: Michael Sohn/Pool via Reuters)
Das Portal "Das Land hilft" kann den Bedarf an Erntehelfern bislang nicht decken (Bild: Michael Sohn/Pool via Reuters)

Angesichts fehlender Saisonarbeiter in der Landwirtschaft hat Bundesagrarministerin Julia Klöckner die Bundesbürger zur freiwilligen Teilnahme an der Ernte aufgefordert. "Es werden Helfer gebraucht", sagte die CDU-Politikerin der "Augsburger Allgemeinen".

Sie verwies darauf, dass die Bundesregierung für die Erntehilfe Hinzuverdienstgrenzen erweitert und weitere Erleichterungen im Arbeitsrecht beschlossen habe.

Coronakrise: Die aktuellen Nachrichten im Liveblog

Auf die Kampagne www.daslandhilft.de, an der sich ihr Ministerium beteiligt, hätten sich bereits knapp 42.000 Menschen gemeldet. Benötigt würden aber 300.000 Helfer. Allerdings hatten Landwirte darauf hingewiesen, dass ungelernte deutsche Freiwillige die Saisonkräfte aus Osteuropa nur schwer gleichwertig ersetzen könnten.

Klöckner betonte auch deshalb erneut die Notwendigkeit ausländischer Saisonkräfte. "Viel kann also durch die Vermittlung im Inland erreicht werden, aber es werden dennoch mehr helfende Hände, die sich auskennen gebraucht", sagte sie.

Lösung für Saisonarbeiter gesucht

Sie hoffe auf eine Lösung in ihren Gesprächen mit Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), "wie der notwendige Infektionsschutz der Bevölkerung zusammengebracht werden kann mit der Sicherung von Ernten". Seehofer hatte am Mittwoch vergangener Woche im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie ein Einreiseverbot für Saisonarbeiter angeordnet.

Am Dienstag gab es bereits ein Gespräch zwischen Seehofer und Klöckner. Nach dpa-Informationen wurden verschiedene Vorschläge diskutiert, aber noch keine Entscheidung getroffen. Das Innenministerium wirbt für einen Einsatz von anerkannten Flüchtlingen und Asylbewerbern mit Arbeitserlaubnis in der Landwirtschaft. In Absprache mit den Ländern sollen aus Gründen des Infektionsschutzes jedoch keine Asylbewerber, die in Aufnahmeeinrichtungen wohnen, zur Arbeit auf den Feldern vermittelt werden.

Die Bundesregierung überlegt außerdem, ob Menschen, die über die sogenannte Westbalkan-Regelung zum Arbeiten nach Deutschland gekommen waren und jetzt wegen der Corona-Krise von Kurzarbeit oder Jobverlust betroffen sind, als Erntehelfer eingesetzt werden könnten. Von einer Arbeitserlaubnis für abgelehnte Asylbewerber aus “sicheren Herkunftsländern” hält man im Innenministerium dagegen nichts.

Appell für einheitliche Hygienevorschriften

Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Klöckner, einheitliche Regelungen der Bundesländer bei den Hygienevorschriften in Lebensmittelproduktion und -handel seien dringend geboten. Ihr Ministerium entwickele derzeit Leitlinien zu Hygieneschutzkleidung und der Desinfektion von Flächen, an denen sich die Behörden vor Ort orientieren könnten.

Fehlende Saisonarbeiter: "Keiner weiß, wer's machen soll"

Einheitliche Regelungen müsse es auch geben, falls es einen Corona-Verdacht in Unternehmen der Ernährungs- und Lebensmittelindustrie gebe. "Es sollte nicht gleich der ganze Betrieb schließen müssen. Die Lebensmittelversorgungskette ist systemrelevant für uns - hier muss sensibel und flexibel vorgegangen werden", sagte Klöckner.

Video: Debatte über Solidarität in Europa