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Klimaexperte bei "Anne Will": "Bis zum Ende des Jahrhunderts wird es vier Grad wärmer"

Anne Will spricht mit ihrer Runde über die Folgen der Dürreperiode, die Deutschland 2018 erlebt. Foto: NDR / Wolfgang Borrs
Anne Will spricht mit ihrer Runde über die Folgen der Dürreperiode, die Deutschland 2018 erlebt. Foto: NDR / Wolfgang Borrs

Der Sommer scheint noch lange nicht zu gehen, doch Anne Will ist bereits aus ihrer Pause zurück und spricht nun über das, was alle beschäftigt: die Hitze. Für Klimaexperten, Bauern und Politiker lautet die Leitfrage der Sendung: Der Dürre-Sommer – wie müssen wir unser Verhalten ändern?

Gleich zu Beginn muss Ernährungsministerin Julia Klöckner von der CDU die leidliche Frage von Anne Will beantworten: “Ist das nun der Klimawandel, den wir diesen Sommer erlebt haben?” Sie versucht es diplomatisch: “Ich bin keine Expertin und kann mir ein Urteil nicht anmaßen. Ich will mich auch nicht von Stimmungen treiben lassen.” Die Extreme seien jedoch massiv – ein Hinweis darauf, dass Klimaexperten Recht haben mit ihrer Warnung vor den Folgen des Klimawandels.

Von diesen Experten sitzt ein ganz besonderer in der Runde: Hans-Joachim Schellnhuber. Der Forscher ist seit 2007 Berater für die Bundesregierung in Sachen Klimawandel. Er ist sich sicher, dass wir bis zum Ende des Jahrhunderts von drei bis vier Grad Erderwärmung sprechen. Die viele Jahre zuvor angegebenen zwei Grad sind damit passé.

Aber er hat auch mehrere Vorschläge, wie Deutschland und seine Bewohner dem Problem entgegensteuern können. „Die Politik muss den Menschen auch mal etwas zumuten und die richtigen Rahmenbedingungen setzen.“ Damit könnte zum Beispiel eine Besteuerung von Kerosin gemeint sein. Flüge seien hierzulande sehr günstig, dafür aber sehr umweltverschmutzend. In einem Einspieler wird gezeigt, dass ein Flug von Deutschland nach Teneriffa so viel Verschmutzung produziert wie ein Jahr Auto fahren.

Schellnhuber sagt: „Wenn wir alle – Medien, Politik, Bauernverbände, Kirchen – eine gute Geschichte erzählen, dann werden die Menschen mitziehen.“ Zum Beispiel die Geschichte einer saubereren Welt.

Gegen die Besteuerung von Kerosin hat sich kurz zuvor noch Andreas Pinkwart ausgesprochen. Der Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen will, dass eben auch eine Rentnerin von ihrer niedrigen Pension mal fliegen darf oder ein Student die USA bereisen kann. Die einzige Verbesserung für den Klimahaushalt, die er sich vorstellen kann, ist die Subvention moderner Heizungsanlagen in Wohngebäuden. Der FDP-Mann ist gegen eine Gesellschaft, in der das Fliegen beispielsweise zum Luxusgut wird. Oder das Essen.

Denn es sind die Landwirtschaftsbetriebe, die immer noch mit am meisten Schadstoffe verursachen. Und es sind auch sie, die besonders viel in diesem Dürre-Sommer eingebüßt haben. Werner Schwarz ist Bauer aus Schleswig-Holstein. Er sagt: „Wir haben in diesem Jahr nur etwa die Hälfte von dem gedroschen, was wir sonst hatten.“ Das, was gedroschen wurde, gehe komplett als Tierfutter drauf, den Überschuss habe er sonst verkauft.

Der Bauernverband fordert eine Milliarde Euro Subvention. „Das können sie ja gern machen“, sagt Klöckner. „Wir leben in einem freien Land.“ Sie werde allerdings nur betriebsspezifisch unterstützen, eben bei jenen, wo es wirklich massive Einbußen gab. Entscheiden will sie das aber erst nach der offiziellen Erntebilanz, die sie am Ende des Monats vorliegen hat.

Schellnhuber macht jedoch jetzt schonmal einen naheliegenden Vorschlag für die Bauern. „Sie müssen sich nicht nur überlegen, was sie zum Klimawandel beitragen, sondern auch, wie sie durch dieses Jahrhundert kommen. Dafür wäre eine andere Form der Landwirtschaft gut. Kleiner vielleicht, saisonal, regional, eine größere Produktvielfalt.“ Man müsse sich fragen, ob das eigene System anpassungsfähig genug sei.

Am Ende der Sendung haben die Gäste nahezu alles durchgekaut, von Kohlekraftwerken, über konventionelle Landwirtschaftsbetriebe, Autokäufe und Flüge ins Ausland. Klar geworden ist höchstens, dass es tatsächlich sinnvoll wäre, sein Verhalten zu ändern. Nur wie? Die Lösungsvorschläge haben dann wohl Platz in weiteren Anne-Will-Shows.