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Klimagipfel in Madrid geht in entscheidende Woche

Demonstranten nehmen am Klimamarsch am Rande der Weltklimakonferenz in Madrid.
Demonstranten nehmen am Klimamarsch am Rande der Weltklimakonferenz in Madrid.

Appelle, Proteste und Hiobsbotschaften gab es in der ersten Woche des Madrider Klimagipfels genug. Aber werden die Verantwortlichen jetzt auch konkrete Maßnahmen beschließen? Die Blicke richten sich speziell auf die EU. Derweil gibt es neuen Alarm für die Ozeane.

Madrid (dpa) - Bei der Weltklimakonferenz in Madrid starten in der kommenden Woche die entscheidenden Gespräche auf Ministerebene. Dazu wird auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) in die spanische Hauptstadt reisen.

Die Politiker wollen unter anderem über ehrgeizigere Ziele im Kampf gegen die Erderwärmung beraten. Auch der Handel mit Emissionen und die Unterstützung für vom Klimawandel besonders hart getroffene Staaten stehen auf der Agenda. Ob konkrete Maßnahmen beschlossen werden, war aber weiter fraglich.

Speziell arme Länder, die am wenigsten zur Krise beitragen, leiden unter den Folgen von Dürren und Wetterkatastrophen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte am Samstag bei einem Besuch bei der Afrikanischen Union in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, beim Thema Klimaschutz habe gerade Afrika ganz eigene Erfahrungen mit wachsenden Wüsten, häufigeren Überschwemmungen und heftigeren Stürmen.

Am Freitagabend hatten zahlreiche Demonstranten aus aller Welt bei einem großen Klimamarsch in Madrid gemeinsam mit der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg und dem spanischen Filmstar Javier Bardem zum Handeln gedrängt. Bei der Schätzung der Teilnehmerzahl gab es allerdings eine große Diskrepanz: Während die Organisatoren von einer halben Million Teilnehmern sprachen, bezifferte die Nationalpolizei die Zahl auf nur 15 000. Eine Erklärung für diese Kluft gab es zunächst nicht. Medien schrieben, auf der fünf Kilometer langen Strecke habe es laut Luftaufnahmen auch teilweise Unterbrechungen des Menschenzuges und leere Stellen gegeben, so dass die genaue Teilnehmerzahl schwer zu schätzen sei.

Bardem («Eat, Pray, Love») rügte bei der Abschlusskundgebung explizit US-Präsident Donald Trump für dessen Ankündigung, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen. «Die Entscheidungen, die in diesen Tagen getroffen werden, werden die Zukunft aller und auch die Eurer Söhne, Töchter und Enkelkinder und die des gesamten Planeten betreffen. Wir brauchen Verpflichtungen», betonte Bardem und fügte hinzu: «Das ist jetzt eine persönliche Sache, aber dann ist da dieser dumme Trump, der aus den globalen Vereinbarungen aussteigt.»

Auch Thunberg appellierte an die Politiker, beim Klimagipfel konkrete Ziele im Kampf gegen die Erderwärmung zu formulieren. Am Samstag twitterte sie: «500 000 Menschen sind gestern Abend durch Madrid gezogen. Das ist der Beginn der Veränderung! Die Welt wacht langsam auf, was die Klima- und Umweltkrise betrifft, und bald kommen die Mächtigen nicht mehr damit durch, die Wissenschaft zu ignorieren.»

Bei der zweiwöchigen Weltklimakonferenz, die ursprünglich in Santiago de Chile stattfinden sollte und wegen der dortigen Unruhen kurzfristig nach Madrid verlegt wurde, ist nun Halbzeit. Die Blicke richten sich bei den Verhandlungen auch auf die EU. Von der Leyen hatte zum Auftakt des zweiwöchigen Gipfels am vergangenen Montag einen «European Green Deal» angekündigt. Ziel sei es, Emissionen zu senken, Jobs zu schaffen und die Lebensqualität zu erhöhen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte am Samstag, in der Europäischen Union müssten nun alle an einem Strang ziehen, wenn der Kontinent im Klimaschutz eine Vorreiterrolle übernehmen solle. Deutschland wolle dazu beitragen, dass Europa der erste klimaneutrale Kontinent werde, sagte die CDU-Politikerin in ihrem am Samstag veröffentlichten wöchentlichen Podcast.

Dänemarks sozialdemokratische Minderheitsregierung und sieben weitere Parteien kündigten derweil an, sich auf verbindliche Ziele zur Reduzierung klimaschädlicher Gase geeinigt zu haben. Mit einem entsprechenden Gesetz wolle das 5,6 Millionen Einwohner zählende Land bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral sein. Auf dem Weg dahin will Dänemark zunächst bis 2030 seine klimaschädlichen Emissionen um 70 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren.

Derweil reißen die Hiobsbotschaften zur Lage des Planeten nicht ab. Der sinkende Sauerstoffgehalt in den Ozeanen werde zu einer wachsenden Bedrohung für die Fischbestände, hieß es in einem neuen Bericht der Weltnaturschutzunion (IUCN), der am Samstag in Madrid vorgestellt wurde. Betroffen seien etwa 700 Meeresregionen in aller Welt. Der Sauerstoffverlust werde nicht nur durch die Klimaerwärmung, sondern auch durch die Verschmutzung der Gewässer und ein daraus resultierendes Algenwachstum ausgelöst, warnten die Experten.