Holzheizungen plötzlich klimaschädlich - Behörde will CO2-Abgabe auf Holz durchdrücken - jetzt reagiert Habeck-Ministerium

Pelletheizungen gelten beim Umweltbundesamt nicht mehr als klimaneutral<span class="copyright">Getty Images/Tetra images RF</span>
Pelletheizungen gelten beim Umweltbundesamt nicht mehr als klimaneutralGetty Images/Tetra images RF

Überraschend hat das Umweltbundesamt Holz als klimaschädlich eingestuft und damit den Weg für eine CO2-Abgabe geebnet. Millionen Haushalte mit Holz- oder Pelletheizungen wären betroffen. Auch Kaminbesitzer müssten mehr zahlen. Das Bundesumweltministerium reagiert auf den Vorstoß.

Das Umweltbundesamt (UBA), eine Behörde des Bundesumweltministeriums, hat kürzlich   Holzenergie als klimaschädlich eingestuft und sie damit nicht länger als klimaneutral anerkannt. Diese Neubewertung basiert auf einem CO2-Rechner, der auf der Internetseite der Behörde verfügbar ist und einen Ausstoß von 1,7 Tonnen CO2 pro Tonne Holz angibt. Somit gilt der Brennstoff als klimaschädlich.

Damit nicht genug: Eine mögliche CO2-Abgabe trifft mehr als eine Million Heizungsbetreiber und könnte die Energiewende ausbremsen. Holz, bislang als wichtiger Baustein für erneuerbare Energien angesehen, soll plötzlich nicht mehr klimaschonend sein. Kritiker sehen darin einen Versuch, die Wärmepumpe als einzige Heizalternative durchzusetzen.

Nach der Kritik rudert die Bundesregierung nun zurück. „Eine CO2-Abgabe auf Holz ist nicht geplant“, heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Und weiter: „Es wird sie nicht geben.“ Zuvor hatte das Habeck-Ministerium die Neuberechnung des Umweltbundesamts nicht kommentieren wollen.

Deutschland hätte sich Ärger mit der EU eingehandelt

Damit erspart sich Deutschland wahrscheinlich auch viel Ärger mit der Europäischen Union.

Die Neubewertung des UBA beim Thema Holz steht im kompletten Widerspruch zur Erneuerbaren-Richtlinie RED III der Europäischen Union, die Holz als klimaneutrale, erneuerbare Energie anerkennt, das bestätigt auch die Europäische Kommission auf Anfrage von FOCUS online.

Holz bindet beim Wachstum genau so viel CO2, wie es bei der Verbrennung wieder abgibt. Auch das deutsche Gebäudeenergiegesetz (GEG) erkennt Holz als klimaneutral an. Diese Neubewertung durch das Umweltbundesamt wirft daher Fragen zur Kohärenz der nationalen und europäischen Energiepolitik auf.

Holzverbände empört über Vorstoß

Auch deshalb reagieren Holzverbände empört über die Regelung. Zehn Verbände, darunter der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie, der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), werfen der Dessauer Behörde vor, die geltende Rechtslage zu ignorieren. Die neue Einstufung von Holz als klimaschädlich ignoriere bestehende gesetzliche Anerkennungen und belaste Industrie und Verbraucher unnötig.

„Dass nachgelagerte Behörden wie das UBA die Entscheidungen des Parlaments einfach konterkarieren, muss für die gewählten Volksvertreter doch frustrierend sein“, sagt Martin Bentele, Chef des Energieholz-Verbands DEPV im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“. Bentele droht mit juristischen Maßnahmen. „Wer auch immer diese Entscheidung fällte, muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.“ Der DEPV-Chef vermutet, dass Investoren in CO₂-neutrale und erneuerbare Wärmetechnologien „getäuscht“ würden und ihnen Schadenersatz zustünde.

Darum ist Holz klimafreundlich

Durch nachhaltige Forstwirtschaft wird sichergestellt, dass für jeden gefällten Baum ein neuer gepflanzt wird. So bleibt die Balance in unseren Wäldern erhalten und Holz kann kontinuierlich als erneuerbare Ressource genutzt werden.

Holzabfälle aus der Forstwirtschaft und Holzverarbeitung landen nicht auf Deponien, sondern werden als wertvolle Energiequelle genutzt. Diese Abfälle können in Wärme, Strom und Biokraftstoffe umgewandelt werden, was die Abfallmenge reduziert und Ressourcen optimal nutzt.

Die Nutzung von Holz als lokale Energiequelle verringert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und stärkt die Energieversorgungssicherheit. Besonders in abgelegenen Regionen kann Holz eine wichtige Rolle in der Energieversorgung spielen.

Neue Technologien haben die Effizienz und Umweltfreundlichkeit der Holzenergie stark verbessert. Moderne Holzheizsysteme und Biomassekraftwerke arbeiten effizienter und stoßen weniger Emissionen aus als ältere Systeme.

CO2-Abgabe wurde Anfang 2024 erhöht

Die Bundesregierung hat zum 1. Januar 2024 die CO2-Abgabe auf alle fossilen Brennstoffe erhöht. Was technisch klingt, führt für Millionen Haushalte in Deutschland zu höheren Ausgaben für Diesel, Benzin, Erdgas und Heizöl ab Januar 2024. Geplant war eine Erhöhung der Steuer auf 45 Euro pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid.