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Klimawandel: Brite lebt autark im sächsischen Wald

Dieser Brite glaubt fest an einen baldigen Klima-Kollaps. Darauf bereitet er sich als Selbstversorger vor und hat sich ausgerechnet ein Waldstück in Sachsen dafür ausgesucht.

Zur Selbstversorgung gehört auch das Anpflanzen von heimischem Gemüse wie Karotten, Kartoffeln und Kohl. (Symbolbild Getty)
Zur Selbstversorgung gehört auch das Anpflanzen von heimischem Gemüse wie Karotten, Kartoffeln und Kohl. (Symbolbild Getty)

Ben Green lebt sehr zurück gezogen tief im sächsischen Wald. Wo genau, das verrät er nicht, doch er empfing auf seinem Projekthof einen Journalist des britischen "Guardian", der sich seine Vorbereitungen auf die "Klima Apokalypse" anschauen durfte. Vor Gasknappheit oder Nahrungsmittelengpässen muss sich Green nicht fürchten. Der 49-jährige Engländer stellt sich auf seinen fünf Hektar Land auf komplett autarke Selbstversorgung ein.

Bio-Kartoffeln auf NVA-Gelände

Vor drei Jahren kaufte er das ehemalige NVA-Gelände mit Kasernengebäuden. Zuvor hatte es ein Museum für alte Panzer beherbergt, jetzt funktioniert es Green zu seinem persönlichen Klimawandel-Rückzugsort um. Dafür musste er Dächer reparieren und Fenster isolieren. Ein Luxusleben ist es nicht, er wäscht sich mit kaltem Wasser und kocht auf einem Holzofen. Auf seinem Instagram-Account kann man ihm dabei folgen, wie er sein Leben im Wald gestaltet.

Von der Außenwelt benötigt er nur Öl zum Kochen und ab und an Kaffee, Tee oder mal eine Schokolade. Die bekommt er im etwa sechseinhalb Kilometer entfernt liegenden Dorf. Doch das sind Luxusgegenstände auf die er verzichten könne, wie er dem "Guardian" versichert. Denn dass die Versorgung demnächst zusammen brechen wird, davon ist er überzeugt. Dann möchte er auf seinem Landstück autark leben können.

"Der Kollaps wird kommen"

"Was wir gerade sehen ist nicht das Ende der Menschheit, aber das Ende des Kapitalismus," sagte Green im "Guardian"-Interview. "Der Kollaps wird kommen und dies ist das Jahr, in dem die Menschen das bemerken werden." Tatsächlich ist durch die Naturkatastrophen, extreme Hitzewellen und den Ukraine-Krieg das Bewusstsein vieler Menschen für den Einfluss des Klima-Wandels gestiegen.

Doch auch Green wird von den sich verändernden Klimabedingungen erreicht. Die extreme Dürre der letzten Jahre gefährdet seine Gemüse-Ernte. Bevor der Winter kommt, muss er noch Tomaten einmachen, Bohnen trocknen und ingesamt 22 Kilogramm Kartoffeln ernten, hat er sich ausgerechnet. Den Hof teilt er sich mit den Schweinen Marilyn Monroe, Fat Tony und Brunhilde Demagogue. Als Essen sind die allerdings nicht gedacht. Der "pirateben", so sein Instagram-Handle, ist Veganer.

Mit der oft rechten Prepper-Bewegung aus den USA will der Engländer nichts zu tun haben. Er nennt seinen Ansatz lieber "happy doomerism" so etwas wie "fröhliche Untergangsstimmung". Ihm ginge es darum, dass er versuche, "das Beste unser Gesellschaft zu beschützen für die Zeit danach." Dafür müssten die Menschen aber wieder lernen, nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben.

Den Standort in Sachsen hat er übrigens ganz logisch ausgewählt. "Du willst so nördlich wie möglich sein wegen der Hitze aber so südlich, wie es geht, wegen des Sonnenlichts für die Erntesaison." Wer sich ihm anschließen will, muss "mehr an das Projekt glauben, als sogar ich das tue," sagte der Aussteiger dem "Guardian". Für 3.500 Euro kann man sich auf eine Warteliste setzen lassen, um vielleicht gemeinsam mit Green einen Klima-sicheren Fluchtort aufzubauen.

Im Video: Niederlande: Landwirtschaft gegen Klimawandel