Werbung

Klimawandel: der Kampf der Niederlande gegen die Fluten

Der Kampf gegen die Fluten – in den Niederlanden ist er existentiell. Kein Land in Europa ist mehr vom Klimawandel bedroht. Knapp die Hälfte des Staatsgebiets liegt unterhalb des Meeresspiegels, und die Aussicht auf steigende Seehöhen infolge der Erderwärmung zwingen die Niederländer zu noch besseren Befestigungsmaßnahmen, um Menschen und Ortschaften zu schützen. Wie außerhalb von Den Haag, wo seit fünf Jahren der Sandmotor arbeitet. Der Sand wird immer an der gleichen Stelle aufgetürmt, und die Strömung verteilt ihn auf natürliche Weise entlang der Küste. So soll der 30 Kilometer lange Streifen für das nächste Vierteljahrhundert sicher sein. “Der Klimawandel ist eine Bedrohung für die Niederlande. Jeder Meter, den der Meeresspiegel ansteig t, wird für uns gefährlich”, sagt Harold van Waveren, Experte der zuständigen Behörde. “Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht nur künstliche Barrieren wie Deiche nutzen müssen, sondern auch natürliche Stoffe wie Sand.” Eine weitere Folge des Klimawandels sind die zunehmenden Überflutungen, die in den nächsten Jahren erwartet werden. Aus diesem Grund ließ die Regierung das Hochwassergetriebe Veesen-Wapenveld südlich von Zwolle errichten. Eine acht Kilometer lange Flussumgehung, die als Staugebiet fungiert, wann immer der Fluss Ijssel über die Ufer tritt. Bei normalem Wasserstand wird das Flutgebiet landwirtschaftlich genutzt. Bei normaler Flut wird das Wasser mit Hilfe der Schleusentore verteilt. Aber bei einer Jahrhundertsturmflut wird das gesamte Gebiet komplett geflutet – und die östlichen Dörfer werden zu einer Insel. Brücken sichern die Verbindung mit der Umgebung. “Wir haben immer mit dem Wasser umzugehen, wir müssen die Fluten akzeptieren und mit ihnen leben”, sagt Kristian Koreman, der Designer des Projekts. “Und genau darum geht es bei diesem Projekt: anpassen, Raum für die Naturkräfte frei halten, die sich immer stärker bemerkbar machen.” Die Niederlande symbolisieren wie kein anderes europäisches Land die widerstrebenden Kräfte beim Klimawandel. Jahrzehnte lang war das Land einer der weltweit grössten Erdgasproduzenten. Da Erdgas umweltfreundlicher als Kohle ist, ermutigt die EU den Erdgasverbrauch, um die CO2-Emmissionen zu senken. Doch Wissenschaftler warnen. Erdgas habe kurzfristig eine drei Mal höhere Wirkung auf die Erderwärmung als Kohlendioxid. Sollte Erdgas nicht bis 2035 verschwinden, werde die EU ihre Pariser Klimaziele komplett verpassen.