"Kenne meine Bilanz": Klopp trotzt seinem Final-Trauma

Jürgen Klopp steht mit Liverpool gegen Real vor einer schwierigen Mission

Jürgen Klopps Augen funkelten, seine Zähne schimmerten so weiß wie die Trikots von Real Madrid. Der Teammanager des FC Liverpool machte aus seiner Vorfreude auf den großen Showdown gegen die Königlichen (heute ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) kein Geheimnis.

"Hier zu sein", sagte Klopp im prall gefüllten Pressesaal des Olympiastadions von Kiew, "ist etwas Wunderbares. Es ist lange her, dass Liverpool in einem Finale stand."

Elf Jahre, um genau zu sein. Damals unterlagen die Reds dem AC Mailand 1:2. Klopp stieg zur gleichen Zeit mit Mainz 05 in die 2. Bundesliga ab. Es war der erste große Tiefpunkt in seiner Trainer-Karriere.

Bayern beschwor Klopps Final-Fluch

Vier weitere sollten folgen. Keine Abstiege, sondern verlorene Endspiele.

Die bitterste Niederlage kassierte er mit Borussia Dortmund im Champions-League-Finale 2013 gegen den FC Bayern.

Von diesem Tag an kam Klopp das Sieger-Gen in großen Momenten abhanden. 2014 und 2015 scheiterte er mit dem BVB im DFB-Pokalfinale. Erst an Bayern, dann am VfL Wolfsburg.

Und 2016, nur wenige Monate nach seiner Ankunft in Liverpool, kassierte er eine 1:3-Pleite in der Europa League gegen den FC Sevilla.

"Ich kenne meine Final-Bilanz", sagte Klopp im Einzelgespräch mit dem ZDF mürrisch. Sie habe ihn zwar "nicht zu einem unglücklicheren Menschen gemacht", die Gier nach einer besonderen Trophäe ist in ihm seitdem aber gewachsen.

So sehr, dass ihn selbst das namhafte Real, der letzte Brocken auf dem Weg zu Europas Thron, nicht verunsichern kann.

"Das Herz in beiden Hände nehmen"

"Die Spieler von Real werden sich in der Sekunde vor dem Anpfiff zuversichtlicher fühlen als meine, weil sie solche Spiele gewohnt sind. Aber ein Spiel dauert länger als eine Sekunde", sagte Klopp.

Er sei sich "absolut sicher", sagte er, "dass meine Jungs mich nicht enttäuschen." Erst recht nicht nach dem, was sie in der bisherigen Saison geleistet haben.

Klopps Power-Fußballer um Mohamed Salah, Roberto Firmino und Sadio Mane stellten mit insgesamt 46 Treffern auf der europäischen Bühne einen neuen Tor-Rekord auf.

Mit Pep Guardiolas Manchester City schalteten sie bereits im Viertelfinale einen der größten Favoriten aus.

"So etwas sollten wir jetzt natürlich noch einmal hinkriegen", sagte Klopp. Sein Team müsse die "richtigen und wichtigen Zweikämpfe" für sich entscheiden, "das Herz in beide Hände nehmen" und anders als der BVB im Finale von Wembley seine "Chancen nutzen".

Ohne dieses Erfolgsrezept wird es gegen Real schwer. Schließlich hat sich der zwölffache Champion in den vergangenen zweieinhalb Jahren zu einem Mentalitätsmonster entwickelt.

Real unter Zidane: Sieben Finals, sieben Siege

Damals übernahm Zinedine Zidane eine zerfallene Mannschaft und führte sie zu acht Titeln. Das Starensemble um Cristiano Ronaldo und Toni Kroos gewann unter ihm sieben von sieben Endspielen.

"Zidane ist brillant. Er kann zum dritten Mal in Folge die Champions League holen. Das ist noch nie passiert und wird in den nächsten 100 Jahren vermutlich nicht mehr passieren", schwärmte Klopp.

Mit Glück habe das wenig zu tun. Zidane sei, obwohl man es ihm kaum ansehe, "ein Kämpfer". Klopp hält den Franzosen deshalb auch für den "besseren Trainer".

Die Außenseiterrolle ist für ihn aber kein Nachteil. "Auch ich bin ein Kämpfer. Deshalb bin ich hier", sagte er grinsend.

Und selbst wenn sein Final-Fluch weiter anhalten sollte, versprach Klopp, "werde ich so lange kämpfen, bis es eines Tages klappt".

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