Vor knapp elf Jahren verunglückt - Schumis Anwalt erklärt, warum wir nichts über seinen Gesundheitszustand erfahren

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Michael Schumacher© 2022 SID

Vor knapp elf Jahren stürzte Michael Schumacher im Skiurlaub schwer. Seitdem gibt es so gut wie keine Informationen über seinen Gesundheitszustand. Warum das so ist, erklärt sein Anwalt.

Seit Dienstag stehen in Wuppertal drei Männer vor Gericht, die die Familie Schumacher mit Gesundheitsdaten von Michael erpresst haben sollen. Dass dort neue Details über den Gesundheitszustand der Formel-1-Legende an die Öffentlichkeit geraten, ist nahezu ausgeschlossen.

Vor rund einem Jahr erklärte der Anwalt der Familie, Felix Damm, in einem Interview mit der „Legal Tribune Online“ (LTO), warum wir wohl nie etwas über Schumachers Gesundheitszustand erfahren werden. Angesichts des Prozesses, der am Dienstag mit zwei Geständnissen begann, spielen wir diesen Text erneut.

Am 29. Dezember 2013 stürzte Michael Schumacher beim Skifahren in Méribel schwer. Seitdem müssen Fans und Freunde damit leben, dass sie nicht genau wissen, wie es dem Formel-1-Idol wirklich geht. Die Familie und Schumachers Anwälte schirmen den Rekordweltmeister ab, lassen keine Infos nach außen dringen.

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Nun hat Schumachers Anwalt Felix Damm in einem Interview mit der „Legal Tribune Online“ (LTO) dazu Stellung genommen. Damm vertritt Schumacher seit 2008. Damm tritt vor allem dann auf, wenn es darum geht, die Privatsphäre der Familie Schumacher zu schützen.

Michael und Corinna Schumacher<span class="copyright">Fredrik von Erichsen/dpa</span>
Michael und Corinna SchumacherFredrik von Erichsen/dpa

Dem Rechtsmagazin „LTO“ sagte er nun: „Wir haben auch mal überlegt, ob eine finale Meldung über den Gesundheitszustand der richtige Weg sein könnte, [um Privates zu schützen]. Doch danach wäre ja nicht Schluss gewesen und es hätten dann permanent aktualisierte “Wasserstandsmeldungen" erfolgen müssen. Denn als Betroffener hat man es nicht in der Hand, den Medien damit einen Schlussstrich zu verordnen."

Die Medien könnten die Meldung immer wieder aufgreifen und nach einem neuen Stand fragen. Damm erklärt, was das juristische Problem für seinen Mandanten dabei sei. „Wenn wir dann gegen diese Berichterstattung vorgehen wollten, müssten wir uns mit dem Argument der freiwilligen Selbstöffnung befassen.

Wie ihn seine Fans in Erinnerung haben: Michael Schumacher lacht<span class="copyright">LAT</span>
Wie ihn seine Fans in Erinnerung haben: Michael Schumacher lachtLAT

Diese freiwillige Selbstöffnung erklärt Damm gegenüber der „LTO“ so: „Niemand kann sich auf die Privatheit von solchen Tatsachen berufen, die er selbst freiwillig der Öffentlichkeit preisgegeben hat.“ Sprich: Wenn die Familie Auskünfte gibt, muss sie danach auch mit der folgenden Berichterstattung leben.

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Dies sei schon kurz nach dem Unfall ein Problem gewesen. Schumachers Ärzte gaben damals Pressekonferenzen zum aktuellen Stand. “Das waren eigentlich Inhalte, die thematisch der Privatsphäre zugeordnet werden. Das war bis dahin eigentlich komplett tabu. Und die Familie lief damit Gefahr, Folge-Berichterstattung ermöglicht zu haben. Doch ein Gericht urteilte alsbald: Die Informationen waren so allgemein, dass sie Spekulationen über Schumachers Zustand nicht rechtfertigten.

Damm sagt: „Ich glaube, dass die allermeisten Fans gut damit umgehen können“, nicht genau zu wissen, wie es Schumacher geht. Über die Berichterstattung von Medien hingegen ist er häufig überrascht. „Erstaunt hat mich, wie viele Medien berichten, obwohl keine belastbaren Informationen vorhanden sind; wie sehr man aus Null-Information vermeintliche Storys stricken kann“, so Damm.

Fans des verunglückten Rennfahrers Michael Schumacher vor der Klinik in Grenoble im Jahr 2013. Noch immer hoffen viele Fans, dass sie etwas über den Zustand ihres Idols erfahren.<span class="copyright">imago/PanoramiC</span>
Fans des verunglückten Rennfahrers Michael Schumacher vor der Klinik in Grenoble im Jahr 2013. Noch immer hoffen viele Fans, dass sie etwas über den Zustand ihres Idols erfahren.imago/PanoramiC

So nennt er das Beispiel einer Zeitschrift, die auf dem Frontcover titelte: „Er ist nicht mehr unter uns.“ Es sei dadurch „der geschmacklose Eindruck entstanden, Michael Schumacher sei gestorben“. Dieser Satz habe die Zeitschrift 100.000 Euro gekostet, so Damm. „Mir ist kein Fall bekannt, wo für die Veröffentlichung eines Satzes eine höhere Geldentschädigung bezahlt werden musste."

Schumachers Familie selbst steht auch zehn Jahre nach dem schweren Unfall noch häufig in der Öffentlichkeit. Sohn Mick fuhr zwei Jahre lang in der Formel1. Tochter Gina ist erfolgreiche Reiterin.