Immer Hertha: Wie ich mit Hertha erwachsen wurde

Nach sechseinhalb Jahren macht der Reporter Schluss als Begleiter des Berliner Fußballklubs und zieht ein persönliches Fazit.

Berlin. In dem Moment, als ich Hertha-Reporter wurde, stand ich auf einer Wiese zwischen Kühen und zitterte. Ich war ins Berliner Umland gefahren, um nachzudenken. Über meine Karriere, und wer ich eigentlich sein wollte. Tagelang hatte ich die Entscheidung vor mir hergeschoben. Damals war ich Volontär, und der frühere Chefredakteur dieser Zeitung bot mir noch vor Ende meiner Ausbildung den festen Job als Vereinsberichterstatter über Berlins wichtigsten Fußballklub an. Das war eine große Chance in einer Zeit, in der es mehr Artikel über die Krise des Journalismus gab als freie Redakteursstellen. „Bis Freitag müssen Sie sich aber entscheiden, Herr Meyn“, sagte er. Jetzt war es Freitag, 17 Uhr.

Meine Mutter riet mir immer: Hör’ auf deinen Bauch! Aber der sagte mir nun: Lauf weg! Selbst wenn es bloß bis zu den Kühen ist. Ich wollte kein Hertha-Reporter sein. Ich wollte, was viele junge Journalisten wollen: Reportagen schreiben, frei sein in meiner Themenwahl, besondere Geschichten finden. Hertha war gerade zum Zweitligisten geschrumpft, und ich wollte größer sein.

Zwischen den Kühen rief ich den Chefredakteur an. Meine Hände zitterten. Sie und ich wussten, dass wir gerade an einer Weggabelung standen, und wir hatten Angst vor dem nächsten Schritt. Ich sagte zu, legte auf, und abends betrank ich mich, ohne zu wissen, ob das Feiern oder Frustsaufen war.

Was man als Vereinsreporter für das Leben lernt

Das ist fast sechseinhalb Jahre her. Diese Kolumne wird meine letzte für die Morgenpost sein. ...

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