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Kolumne Immer Hertha: Im Meckern sind die Deutschen schon fast Weltmeister

Marvin Plattenhardt (l.) kann weder die Hertha- noch die Nationalmannschaftsfans zufriedenstellen

Ich muss dieser Tage an Otto Rehhagel denken. Nicht an dessen einst missglückten Versuch, Hertha BSC vor dem Abstieg zu retten. Nein, von diesem Philosophen im Fußballtrainer-Gewand sind vor allem seine Aussprüche in Erinnerung geblieben („Jeder kann sagen, was ich will“).

Ein scharfsinniger Beobachter war er, in Bezug auf die Menschen in Griechenland, denen Rehhagel 2004 den Europameister-Titel schenkte, stellte er fest: „Wenn wir gewinnen, fühlen sich alle wie auf dem Olymp. Wenn wir verlieren, wollen sich alle ins Meer stürzen.“ Eine blumige Umschreibung für den Wankelmut und die Zerrissenheit zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Diesen Charakterzug schrieb der Hobbyautokrat („Die Griechen haben die Demokratie erfunden, ich habe die demokratische Diktatur erfunden“) mehr seinem Gastland als seiner eigentlichen Heimat zu.

Nachdem die deutsche Nationalmannschaft ihr Auftaktspiel gegen Mexiko verlor, entdeckte ich auch hier südländische Züge. Plötzlich ist der Himmel dunkel, die Sonne scheint nicht mehr, und gefühlt stehen alle an den Ufern von Spree, Elbe, Ostsee oder Rhein, um sich in die Fluten zu werfen. Was taugt dieses Leben noch, nun, da uns die Mexikaner eine Lektion erteilt haben in unserer Paradedisziplin? Um einen ähnlich großen deutschen Philosophen wie Rehhagel zu bemühen: Es ist alles eitel.

Schwarzmalen als Volkssport

Früher einmal verfiel der nationale Gemütszustand nur alle zwei Jahre, wenn große Fußball-Turniere anstanden, in dieses Extrem. Deutsch...

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