Kommentar: Bolsonaro ist das beste Ekelpaket

Brazil's President Jair Bolsonaro looks on during a Soldier's Day ceremony, in Brasilia, Brazil August 23, 2019. REUTERS/Adriano Machado
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro (links) bei einer Parade (Bild: REUTERS/Adriano Machado)

Brasiliens Regenwälder brennen, doch Präsident Jair Bolsonaro lehnt Hilfsgelder ab und beleidigt sexistisch. Er ist halt ein Vorzeigefaschist.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Wie manche Leute in hohe Ämter kommen, ist schon ein Wunder. Bei Jair Bolsonaro aber muss der Teufel persönlich seine Hand ins Feuer gelegt haben – der Mann gibt sich größte Mühe, mies zu sein.

Nun legt er sich mit den G7-Staaten an. Bei ihrem Gipfel wurde eine Soforthilfe in Höhe von 20 Millionen Dollar für den Kampf gegen die Brände in den Regenwäldern vornehmlich in Brasilien beschlossen – das Amazonasgebiet dort ist die grüne Lunge der Welt, die Feuer sind eine globale Katastrophe. Doch Brasiliens Präsident lehnt die Hilfe ab. Die 20 Millionen Dollar sollten lieber dazu verwendet werden, die Wälder in Europa wieder aufzuforsten, sagte Onyx Lorenzoni, Bolsonaros Kabinettschef. Der Chef selbst unterstellte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine "kolonialistische Mentalität", weil der die Frechheit besessen hatte, die brennenden Wälder Brasiliens auf die Agenda des G7 in Biarritz zu setzen.

Bolsonaro ist ein parteipolitischer Wiedergänger, in 28 Jahren wechselte er achtmal die Partei. Er hat halt einen guten Riecher. Er ist Populist und rechts, verstand damit sich eine Basis aufzubauen. Da entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass ein stramm Rechter wie Bolsonaro sich “kolonialistische” Anflüge verbittet: Kolonialismus war in der Geschichte ein Metier der Rechten. Und Bolsonaro gibt die Regenwälder der wirtschaftlichen Nutzung preis, er verhöhnt Umweltschutz und die Rechte indigener Völker, die in den Wäldern leben. Er ist ein Paradekolonialist. Aber sein Lebensprinzip besteht halt darin, auf andere einzuschlagen und selbst nichts abzukönnen.

Sexismus als vermeintliches Argument

Da er also gerade Macron nicht sonderlich mochte, tobte sich der “Tropen-Trump” bei Facebook aus. Ein Nutzer hatte Brigitte Macron, die Frau des französischen Präsidenten, sexistisch attackiert: Er hatte eine wenig vorteilhafte Aufnahme der 66-Jährigen neben ein Bild der 37-jährigen Gattin Bolsonaros gestellt. Dazu schrieb er: "Versteht ihr jetzt, warum Macron Bolsonaro bedrängt?" Er wette, dass Macron neidisch auf Bolsonaro sei. Und der setzte einen belustigten Kommentar unter den Post. "Demütige den Typen nicht, haha", schrieb er.

Haha. Wäre ich böse, stellte ich die Frage, warum es regelmäßig Politiker der politischen Rechten sind, die sich an Dummheit, Niveaulosigkeit und Bosheit zu überbieten versuchen. Hätte ich eine rechte politische Einstellung, würde mich das nerven. “Tropen-Trump” ist eine Beleidigung für Trump, auch wenn die beiden in Bezug auf ihre Frauenfeindlichkeit ähnlich ticken. Immerhin meinte Trump, jeder Frau irgendwohin greifen zu können.

Nur frage ich mich, was die Ehefrau Bolsonaros davon hält. Jedenfalls ist der Stoff, aus dem Romane geschrieben werden, nicht die dritte Ehe des Präsidenten, sondern viel mehr die Ehe Macrons: Wie sich der 17-Jährige in seine Lehrerin verliebte, auf Wunsch der Eltern in eine andere Stadt zog, die Liebe behielt und später wieder um sie warb – all das sollte doch auch Bolsonaro schön finden, nicht wahr? Oder stört ihn der Altersunterschied von 24 Jahren bei den Macrons? Das sollte er eigentlich nicht, denn bei den Bolsonaros sind es 27 Jahre.

Eine schrecklich nette Familie

Aber ich vergaß, Bolsonaro hat eigenartige Familienauffassungen. Es sei ihm lieber, wenn sein Kind bei einem Unfall stürbe, als sich als homosexuell herauszustellen, gab er mal kund. Überhaupt müssen es seine Söhne schwer haben. Als Bolsonaro einmal gefragt wurde, wie er reagieren würde, wenn sich einer seiner Söhne in eine afrobrasilianische Frau verliebte, antwortete er, dass dies nicht geschehen würde, da seine Kinder gut erzogen worden seien.

Meine Güte, die Ideen von guter Erziehung klaffen in der Tat auseinander. Einer seiner Söhne, Eduardo, meldete sich auch zu Wort. Er teilte bei Twitter ein Video der Gelbwestenproteste in Frankreich mit dem Kommentar: "Macron ist ein Idiot." Jungejunge, da hat der Eduardo es dem französischen Präsidenten aber gegeben, die Gelbwesten – die sind aktuell nicht gerade eine große Nummer, aber Papi wird stolz sein, Stichwort gute Erziehung.

Ich frage mich auch, was seine Frau zu Bolsonaros Äußerung über eine brasilianische Politikerin meinte: “Sie verdient es nicht [vergewaltigt zu werden], weil sie sehr hässlich ist. Sie ist nicht mein Typ. Ich würde sie nie vergewaltigen.” Nun, wie gesagt, all das eignet sich kaum für einen Roman.

Da wundert es nicht, wenn dieser ehemalige Soldat, der seine paar Jahre bei der Armee wie eine Monstranz vor sich her trägt und ins Politetablishment wechselte, während er gegen jenes gern poltert, dass er ein Liebhaber der vergangenen brasilianischen Militärdiktatur ist. Bolsonaro ist ein klassischer Faschist. Bad Guy. So sad.