Kommentar von Change-Spezialist Kishor Sridhar - „Effizienz steht nicht für ihn“ - daran würde Trumps neuer Musk-Plan scheitern

Donald Trump will Elon Musk als Leiter einer Kommission für effizientes Regieren.<span class="copyright">NurPhoto via Getty Images</span>
Donald Trump will Elon Musk als Leiter einer Kommission für effizientes Regieren.NurPhoto via Getty Images

Wie könnte eine von Donald Trump geplante Kommission zur Regierungseffizienz, mit Elon Musk an der Spitze, die Arbeitsweise der US-Regierung verändern? Change-Spezialist Kishor Sridhar zeigt auf, wie das aussehen könnte.

Was würde Elon Musk als Leiter der Regierungseffizienz genau machen?

Es ist ein Paukenschlag: Donald Trump will Elon Musk als Leiter einer Kommission für effizientes Regieren. Effizienter regieren – wer würde sich das nicht wünschen? Gerade wir geplagten Deutschen sehnen uns danach, und dann kommt plötzlich eine Idee aus den USA, wo Donald Trump genau das für seine Regierung anstrebt durch eine von ihm geplante Kommission zur Regierungseffizienz. Und das auch noch mit Elon Musk als Leiter – was könnte da schiefgehen? Viel mehr, als man denkt, denn leider liegen Wunschdenken und Praxis oft weit auseinander.

Im Grunde eine Idee aus dem Playbook des Change-Managements: ein quasi externer Change-Berater, der auf die wirksame Umsetzung von Veränderungen setzt. In Unternehmen ist das absolut sinnvoll, aber wie sieht es in Regierungen aus?

Und was ist Effizienz genau? In Unternehmen ist das noch einfacher zu definieren, aber selbst dort herrscht selten Einigkeit. Ist Effizienz der sparsame Umgang mit Finanzmitteln? Dann wäre es so etwas wie eine Controlling-Funktion. Oder bedeutet Effizienz, die politische Agenda des Präsidenten wirkungsvoll umzusetzen? Aber woran bemisst sich dann die Wirkung? Oder ist es eher eine Gesinnungsfunktion?

Alles ungeklärte Fragen, die bereits jetzt zeigen, dass oft der Teufel im Detail steckt. Wie kann man etwas steigern, von dem man gar nicht genau weiß, was es ist? Donald Trump hält sich zu all dem eher bedeckt; seine Anhänger sagen aus Kalkül, seine Gegner werfen ihm vor, mal wieder etwas spontan ausgesprochen, aber nicht durchdacht zu haben.

Welche Auswirkungen könnte die geplante Kommission für Regierungseffizienz auf die US-Regierung und ihre Arbeitsweise haben?

Die Auswirkungen wären klar: Elon Musk würde scheinbar Donald Trumps Agenda durchdrücken, jedoch tatsächlich seine eigenen Themen vorantreiben. Rücksicht kennt er keine, wie er erst kürzlich bei seinem Agieren bei X, ehemals Twitter, gezeigt hat. Aufgrund der Einparteienregierung in den USA könnte er durchsetzen, was er vorhat.

Die Regierung würde sich stärker auf maximal zwei Personen fokussieren, solange Elon Musk Donald Trump verkaufen kann, dass er in dessen Sinne handelt. So könnte er agieren, wie er möchte, solange der Supreme Court ihm nicht in die Quere kommt, der jedoch bereits seine Parteilichkeit mehrmals bewiesen hat.

Ob Elon Musk jedoch wirklich diese Rolle übernehmen würde, sollte Donald Trump gewinnen, wird sich zeigen. Vielleicht verschwindet die ganze Idee genauso in der Versenkung wie Elon Musks Hyperloop.

Wie könnten sich Musks Führungsstile und Erfahrungen auf seine Rolle in der Kommission auswirken?

Aber selbst wenn Donald Trump diese Fragen klären könnte: Wäre Elon Musk wirklich der Richtige? Er hat zweifellos mehr erreicht als die meisten anderen Menschen, aber Effizienz steht nicht gerade für ihn. Tesla steht vor seiner größten Krise und droht, den Anschluss an chinesische Autobauer zu verlieren. Abgesehen von einem Nischenmonstrum wie dem Cybertruck wurden seit Jahren keine neuen Modelle eingeführt. Millionen von Fahrzeugen mussten erneut wegen Qualitätsmängeln zurückgerufen werden.

Elon Musk hat Effizienz gezeigt, indem er Werbekunden bei X verjagt hat. Chatbots sind dort mehr denn je zu finden, und die von ihm propagierte Redefreiheit findet dort statt, wenn es ihm genehm ist. Elon Musk ist kein guter Geschäftsführer, kein Ingenieur; er ist ein Unternehmer und Investor, der Menschen durch Geschichten zu begeistern weiß. Diese Geschichten begeistern und ziehen Investoren an.

Vor zwei Jahren sollten nach seinem Plan Menschen auf dem Mars landen. Der Cybertruck hat sich um Jahre verzögert. Erinnern Sie sich noch an den Hyperloop, die unterirdischen Röhren? Ja, das war einmal etwas. Oder die Solarpaneln, die wie Dachziegel aussehen, oder der sensationelle Roboter, der in Wahrheit von Menschen gesteuert wurde.

Das alles spricht für viel Fantasie und Ideenreichtum, aber nicht für Effizienz. Elon Musks Führungsstil ist erratic und er neigt dazu, sich zu verzetteln. Investoren und Großaktionäre von Tesla bitten ihn förmlich, sich ausschließlich auf Tesla zu konzentrieren. Das wäre tatsächlich effizient.

Abgesehen davon zeigt sich aus meiner Erfahrung im Change-Management und aus der Führungspsychologie, dass autoritäre Führungsstile der Feind der Effizienz sind. Kurzfristig können sie zwar die Effizienz steigern, aber mittelfristig führt der Druck zu Gegendruck. Die besten Mitarbeiter gehen. Die schlechtesten bleiben. Ja-Sagertum wird gefördert, Kritik nicht mehr öffentlich geäußert. Wer möchte schon dem autoritären Chef widersprechen? Fehler werden vertuscht, und man wurschtelt sich durch. Das sieht man in autoritären Regierungen ebenso wie in Unternehmen.

Effizienz und Change-Management erfordern eine offene Fehlerkultur, ein kleines Ego, keine Angst, sondern Fokus auf die Sache und einen offenen Austausch. Ein kurzer Blick auf die Übernahme von Twitter zeigt, dass das nicht gerade Elon Musks Stärke ist.

Welche Vorteile könnte Donald Trump aus der Berufung von Elon Musk zum Chefprüfer ziehen?

Für Donald Trump bringt die Personalie aktuell nur Vorteile. Er zeigt sich als innovativ und teilt gleichzeitig einen Seitenhieb an die bestehende Regierung aus, da diese schließlich keinen Effizienzbeauftragten hat – ergo muss sie ineffizient sein.

Zudem hält Donald Trump seinen Großspender bei Laune und zieht die Fans von Elon Musk auf seine Seite. Im besten Fall hätte er in der Regierung einen Mitstreiter, der seiner Meinung nach wirklich Schwung in die Sache bringt. Und falls dieser zu unangenehm wird, kann er immer noch seinen berühmtem Satz sagen: "You are fired!

Was würde eine solche Rolle Elon Musk bringen?

Aber selbst, wenn alles gut geht. Wieso sollte Elon Musk das überhaupt tun und in die Regierung von Donald Trump einsteigen, neben all seinen anderen Jobs? Aus Altruismus oder purem Patriotismus? Das darf bezweifelt werden. Elon Musk wurde durch enorme Großspenden zu Donald Trumps neuem Freund. Sich dann selbst an die Schalthebel der Macht zu setzen, ist ideal, um eigene Interessen durchzusetzen.

Effizient wäre demnach das, was seiner eigenen politischen und wirtschaftlichen Agenda entspricht – nicht mehr und nicht weniger. In den USA ist nie eine Koalition an der Macht, sondern immer eine Partei. Musk könnte also seine Anliegen direkt durchsetzen. Das würde ihn zum zweitmächtigsten oder gar mächtigsten Mann der USA und der Welt machen, und das sind Dimensionen, in denen ein Elon Musk tatsächlich denkt.

Würde eine Kommission für Regierungseffizienz in Deutschland helfen?

Was in den USA mit Akteuren wie Elon Musk und Donald Trump nicht gelingen würde, könnte in Deutschlands Ampel-Regierung sogar wirkungsvoll sein. Gerade weil wir ein Mehr-Parteien-System in der Regierung und haben und wenn man die Rolle der Regierungseffizienz im Sinne eines Change-Managers interpretiert. Change-Manager stellen nicht ihr Ego in den Vordergrund. Sie agieren als Mediatoren, als „Steine-aus-dem-Weg-Räumer“, verstehen, wenn psychologische Effekte das Handeln ausbremsen, und können zwischen den Parteien vermitteln sowie einen Konsens im Handeln herstellen.

Genau das braucht die Ampel-Regierung. Doch das ist der Unterschied zwischen Unternehmen und Politik. Unternehmen sind weitaus näher an der Praxis und sehr gute Unternehmer erkennen schneller Defizite in Effizienz und Change. Schnelle Schlagzeilen helfen Wähler zu gewinne, aber ein Unternehmen wird es kaum so weiterbringen. Unternehmer und sehr gute Führungskräfte wissen, wann sie externe Hilfe von kompetenten Fachleuten benötigen – und nicht von Selbstdarstellern.