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Kommentar: Die Heulsusen von der AfD

Die AfD präsentiert derzeit eine “zensierte” Version ihres Logos auf Twitter (Bild: AfD/Twitter)
Die AfD präsentiert derzeit eine “zensierte” Version ihres Logos auf Twitter (Bild: AfD/Twitter)

Peng, es passierte schon wieder: Ein Tweet der AfD wurde gelöscht. Und die Partei beweint sich selbst: Seit wann kommt solch ein Mimimi beim Wähler an?

Ein Kommentar von Jan Rübel

Böse, böse Welt: Die AfD inszeniert sich derzeit als Opfer schlimmer Zustände, ein Tweet von ihr wurde gelöscht. Die Autoren dürfen sich gratulieren: Durch diese Zensur haben noch mehr Leute jenen Tweet gelesen, der nun erst recht durchs Netz schießt. Doch den Sekt sollten die Rechtspopulisten noch nicht kalt stellen.

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Denn die Wehleidigkeit dieser Partei nervt. Wenn sie weiterhin auf Selbstbemitleidung setzt, wird sie an Zustimmung verlieren, denn jedes Opfergehabe hat seine Zeit, vor allem sein Ende. Die AfD dagegen übertreibt.

Den Partei-Twitter-Account ziert nun ein Logo, in dem der Parteiname durch Sternchen getilgt wird – nicht von Twitter, sondern von der AfD selbst. Dramatisch soll das aussehen. Doch was wurde eigentlich von Twitter gelöscht?

Es ist angerichtet

Der fragliche Tweet hat, mal wieder, Sex und Ausländer zum Thema. Vor allem, wenn es sich um Orientalen handelt, spornt das die Phantasie des gemeinen Deutschen an, also ein Klassiker der Tweetgeschichte. Die AfD schrieb: „Mal ganz ehrlich: Haben Sie jemals davon gehört, dass sich katholische, evangelische, jüdische, buddhistische oder aus (mehrere Länderflaggen tauchen auf) stammende Männermobs zusammenfanden, um Frauen sexuell zu belästigen?“

Mal ganz ehrlich: Beim ersten Lesen dachte ich, die AfD möchte vielleicht einen Beitrag leisten, wie stark Sexismus in unseren Gesellschaften wirkt, wie alltäglich er ist. Schließlich habe ich durchaus und öfters von Männermobs gehört, die sich, wenn man schon auf die Konfession schaut, zum Beispiel aus Evangelischen und Katholischen zusammensetzten, und dies nicht nur zum „Vatertag“, der vielleicht der Höhepunkt deutschen Sexmobverhaltens im Jahr ist.

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Aber dann fiel mir auf, dass die AfD doch tatsächlich meint, sie habe davon noch nicht gehört. Vielleicht ist sie zu sehr mit ihrer eigenen Opferrolle ausgelastet, um die Lauscher entsprechend zu justieren. Vielleicht sucht sie nur nach einer Chance, nicht reinrassigen Deutschen eine Lüsternheit zu unterstellen; wirklich blöd auch, dass es dieses Silvester nicht für Empörung gereicht hat, diese Orientalen hatten gewiss schon untereinander und konnten wohl nicht mehr… da muss nun ein Empörungsversuch herhalten – wie dieser über den gelöschten Tweet. Vielleicht aber fährt die Partei mit ihren hetzerischen Tweets einen schlicht bewussten Kollisionskurs gegen das neue Netzwerkdurchsetzungsgesetz.

Der Sinn eines Verbots

Ich bin kein Jurist. Ich mag die Tweets der AfD nicht. Aber sollte sowas gelöscht werden? Mir kommen Zweifel. Zwar wäre weniger rassistische Hetze im Netz ein Plus, aber zu welchen Kosten? Zwar darf menschenfeindliches Gerede nicht toleriert werden, aber ist ein Verbot das richtige Mittel? Die Meinungsfreiheit wäre gewiss nicht in Gefahr, aber die AfD führt vor, wie sie dieses neue Gesetz für sich zu nutzen versucht. Wenn, dann sollte es gründlich überarbeitet werden.