Kommentar: Donald Trump hat gute Chancen aufs Weiße Haus

Der Ex-Präsident macht jeden Alptraum wahr: Er will wieder Kandidat der Republikaner werden. Und schon wieder wird Donald Trump kleingeredet. Dabei folgt seine Bewerbung einem mächtigen Kalkül.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Donald Trump am vergangenen Dienstag, als er in Mar-A-Lago seine erneute Kandidatur für die US-Präsidentschaft erklärt (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)
Donald Trump am vergangenen Dienstag, als er in Mar-A-Lago seine erneute Kandidatur für die US-Präsidentschaft erklärt (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)

Ups, he did it again. Und schon wieder heißt es: Donald Trump hatte noch nie so schlechte Chancen, die vergeigten Midterm-Wahlen, seine blöden Lügen – und dennoch ist da bei den meisten Unkenrufen der Wunsch Mutter des Gedanken. Denn bei Lichte betrachtet kann Trump durchaus damit rechnen, am Ende wieder im Weißen Haus zu sitzen.

Erinnern wir uns: Als Trump vor einigen Jahren erstmals seine Absichten kundtat, das mächtigste Amt der Vereinigten Staaten von Amerika anzustreben, da lachte man ihn aus. Er war damals der Clown, der er heute ist. Ein TV-Showmaster, der er heute nicht mehr sein muss. Ein Typ mit dem selbst erklärten „Erfolg“-Gen, der er heute zumindest immer noch vorgibt zu sein. Damals wurde Trump nicht ernst genommen, aber er schob seine Rivalen brutal zur Seite. Die Partei der Republikaner, die ihn anfangs anschaute wie den nicht eingeladenen Vetter dritten Grades, mochte ihn wirklich nicht. Aber dann nahm er sie im Sturm. Trump gewann 2016 die Wahl.

Heute muss er die Republikaner gar nicht erst unterwerfen, er kontrolliert viele Kader. Und Trump verfügt über eine Anhängerbasis, „draußen im Land“, die er sich 2016 erst mühsam erarbeiten musste.

Vor allem profitiert er heute von all den Lügen, die seinen Weg pflasterten. Denn diese helfen nur ihm. Sie machten ihn auf eine spezielle Weise immun. Eine Stärke gaben sie ihm, die andere ihm Nacheifernde nicht annähernd einheimsen können.

Wie ein Bauer mit der Saat

Trump erneuerte jeden Tag nach seiner Wahlniederlage die Lüge vom Betrug an den Urnen aus einem einzigen Grund: Die Macht des Weißen Haus wollte er erstens nicht abgeben und zweitens sie konsequent wieder anstreben, falls er zwischenzeitlich zu einem Abgang gezwungen würde – so wird er es sicherlich sehen. Wahrheit, Loyalität zum Staat, zu den Bürgen, all das kennt Trump nicht, denn er kennt nur sich selbst. Auch weiß er, dass er immer lügt. Aber jegliche Bedenken moralischer Art wird er irgendwann als Teenager beiseitegelegt haben.

Und nun verfängt seine Lüge vom Wahlbetrug. Er kann auf ihr eine Kampagne aufbauen. Die Leute haben seit zwei Jahren das gleiche Lied gehört, nun können sie es auswendig – und genau dies bezweckte Trump. Das kann müde machen, aber auch mürbe für weitere Lektionen à la Don.

Alles, was Trump seit November 2020 hinlegte, war bis zum heutigen Tag folgerichtig. Es verfolgte ein Ziel. Nun geht es nur darum, wer welche Wucht entfalten kann. Leider verfügt die Lüge über mehr Kraft als ihre Widerlegung. Und Wumms kann Trump, im Gegensatz zu Olaf Scholz.

Die Frage nach dem Sog

Daher ist nun mit ihm zu rechnen. Natürlich versagten seine Kandidaten bei den Midtermwahlen, natürlich gilt er als Loser wegen der schlechten Performance der Republikaner seit 2018 (Midterms), 2020 (Weißes Haus), 2021 (Nachwahl in Georgia) und 2022 (wieder Midterms). Aber das sind Momentaufnahmen, die zu flackernden Schlaglichtern verkümmern können, wenn es Trump gelingt, wieder eine Schwarz-Weiß-Konstellation zu inszenieren, allgemeine Ängste heraufzubeschwören und die Demokraten irgendwie schwächlich wirken.

Denn Trump ist nicht jemand, der es einfach nicht lassen kann, er ist kein Süchtiger. Trump strebt stets an, was er als Zenit definiert. Und das macht er ziemlich konsequent. Das muss Amerika nun aushalten. Und ihn dann zum Golfplatz für Senioren oder am besten ins Gefängnis schicken.

Im Video: Hindernisse auf dem Weg zurück ins Weiße Haus: Donald Trump will wieder kandidieren