Kommentar von FOCUS-Chefredakteur Georg Meck - Grüne Karrieren: „Operation Abendsonne“
Die unbeliebteste Bundesregierung aller Zeiten reitet dem Sonnenuntergang entgegen. Abgetakelte, klapprige Gäule sind da unterwegs. Applaus vom Wegesrand ist nicht zu hören. Der Abschiedsschmerz des Volkes hält sich in engen Grenzen.
Noch-Kanzler Olaf Scholz ist abgestürzt auf den letzten Platz im Beliebtheitsranking der deutschen Spitzenpolitiker. Setzen, sechs. Ein niederschmetterndes Ergebnis. Der Eindruck wird auch nicht besser durch die Art und Weise, wie sich die Ampel-Akteure Richtung Neuwahl im Februar schleppen.
Dynamik im zerrupften Regierungslager blitzt vor allem auf, wenn es darum geht, letzte Wohltaten an Getreue zu verteilen. Viel Zeit bleibt dafür ja nicht mehr. So hat Außenministerin Annalena Baerbock schnell noch ihre wichtigste Vertraute im Amt befördert; von der Besoldungsstufe B6 ging es für die Karrierediplomatinhoch auf B9 und 13295 Euro Grundgehalt.
Claudia Roth treibt acht Spitzenbeförderungen voran
Energischen Einsatz für ihr Team beweist auch Claudia Roth, die urgrüne Frau für die Kultur. Gleich acht Spitzenbeförderungen treibt sie auf ihren letzten Metern voran. Die betreffenden Referatsleiter sollen demnach „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ in die Ränge von Ministerialräten der Besoldungsgruppe B3 hochgezogen werden, wurde unter Berufung auf ein internes Schreiben berichtet. Falls das nicht klappt, sollte demnach ein „außertarifliches Entgelt“ vereinbart werden. Das aber pronto. Auf einer Videokonferenz direkt nach dem Ampelkollaps wurden die Beförderungen als „eine der Prioritäten“ bezeichnet.
„Operation Abendsonne“
„Operation Abendsonne“ hat sich als Fachbegriff für dieses Phänomen eingebürgert, wenn vor einem Regierungswechsel treue Untergebene noch schnell mit Geld und Posten versorgt werden. Neu ist die Praxis nicht. Dieses Geschachere auf Kosten der Steuer zahlenden Allgemeinheit funktioniert parteiübergreifend, ist also keine Spezialität der Ampel. Auch auf der Zielgeraden in der Regierungszeit von Angela Merkel beschleunigten sich Karrieren auf wundersame Art und Weise. Auffällig ist nur, dass jetzt ausgerechnet diejenigen mit besonders viel Schmackes zugreifen, die ansonsten vorgeben, in höherer moralischer Mission unterwegs zu sein.