Kommentar von Hugo Müller-Vogg - Oh nein! Gaga-Ministerin Lambrecht schreibt Buch - die Zielscheibe steht fest

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«In den letzten Jahren ist viel liegengeblieben»: Christine Lambrecht.Philipp Schulze/dpa

Das sieht sehr nach Rache aus: Kurzzeit-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht arbeitet an einem Buch. In der SPD befürchtet man, die Genossin werde schmutzige Wäsche waschen - zu Lasten ihrer Partei. Und das ausgerechnet im Wahljahr 2025.

Als Christine Lambrecht im Januar 2023 mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedete wurde, hatte sie sich unter anderem das Lied „Niemals geht man so ganz“ von Trude Herr gewünscht. Im Nachhinein könnte man meinen, die gescheiterte Verteidigungsministerin habe damit eine Drohung aussprechen wollen.

Christine Lambrecht: Auf Stöckelschuhen durch Absurdistan“

Als Politikerin ist die Genossin vom linken Flügel der SPD zwar ganz weg. Aber als jemand, der der eigenen Truppe mehr schaden als nutzen kann, ist sie noch da. Denn sie schreibt nach eigenen Angaben an einem Buch: „Auf Stöckelschuhen durch Absurdistan“.

Der Titel lässt bei der eher spröden Ex-Politikerin auf hintergründigen Humor schließen. Denn auf Stöckelschuhen hatte sie sich in ihrer kurzen, ganze dreizehn Monate dauernden Amtszeit als Verteidigungsministerin mehrfach lächerlich gemacht.

Unvergessen, wie die „Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt (IBuK)“ 2022 auf hochhackigen Schuhen durch das Lager der Bundeswehr-Hubschrauber stiefelte - mit Schutzweste.

Peinliche Auftritte der Ministerin

Lambrechts Amtszeit war geprägt vom fehlenden Verständnis dieser SPD-Linken für die Bundeswehr. Hinzu kam eine Fülle von Auftritten, die mal peinlich und mal lächerlich waren - häufig beides gleichzeitig.

Nur dank der Dreifach-Quote - Frau, Linke und Hessin - war Lambrecht 2021 an die Spitze des Verteidigungsministeriums gelangt. Parität zwischen Männern und Frauen im Kabinett sowie Berücksichtigung der Parteilinken wie der hessischen Genossen waren für Olaf Scholz (SPD) wichtiger als Kompetenz.

Wegen dieser Quoten-Fixierung hielt der Bundeskanzler mehr als ein Jahr an ihr fest. Lambrecht, einst als Justizministerin (2019 - 2021) fachlich durchaus respektiert, wurde kurz nach ihrem Amtsantritt mit dem russischen Überfall auf die Ukraine konfrontiert. Ihr erster Beitrag zur „Zeitenwende“: Sie schickte als Zeichen deutscher Solidarität 5000 Helme nach Kiew.

Es war zum Fremdschämen

Ihre Mischung aus Unfähigkeit und Arroganz kumulierte in einem bizarren Video, das sie an Silvester 2022 digital verbreitete. Mit Böllerschüssen und Raketen als Begleitmusik äußerte sie ihre Freude, dank des Ukraine-Kriegs so viele interessante Menschen kennengelernt zu haben. Es war zum Fremdschämen.

Vor dem Hintergrund solcher „Fehlschüsse“ erschien ihre Weigerung, sich die Dienstgrade der Bundeswehr einzuprägen, als Petitesse. Schwerer wog, dass sie keinerlei Konzept hatte, um die in einem desolaten Zustand übernommene Armee auf Vordermann zu bringen.

Zudem fiel Lambrecht nicht durch übermäßigen Fleiß auf. Auf den traditionellen Weihnachtsbesuch bei im Ausland stationierten Soldaten hatte sie keine Lust. Als Putin in der Ukraine einmarschierte, ging sie erst einmal ins Nagelstudio. Termin ist eben Termin.

Ihre Genossen dürften schlecht wegkommen

Auch tat sich die Genossin schwer, Dienst und Privatvergnügen zu trennen. Auf dem Weg zum Osterurlaub nach Sylt legte sie den Besuch einer kleinen Bundeswehreinheit ein, um den größten Teil der Strecke im als Dienstreise im Hubschrauber zurücklegen zu können.

Mit von der Partei war ihr damals 21-jähriger Sohn, der wichtigtuerisch ein Bild von sich aus dem Helikopter verbreitete. Man könnte meinen, bei Lambrechts habe man ständig darüber nachgedacht, wie man die Öffentlichkeit und die eigene Partei gegen sich aufbringen kann.

In diese Strategie passt das Buch-Projekt. Offenbar will die gescheiterte Politikerin sich als erfolgreiche, aber leider verkannte „IBuK“ präsentieren, niedergemacht von den Medien. Dass Bundeskanzler Scholz und andere Genossen da nicht gut wegkommen dürften, liegt nahe. Schließlich wäre Lambrecht noch heute im Amt - wenn es nach ihr gegangen wäre.

Die SPD hat ja wirklich genügend Probleme. Keiner weiß, ob die Ampel überhaupt noch bis zum Ende der Legislaturperiode hält. Da kann die Partei eine Abrechnung aus den eigenen Reihen gar nicht gebrauchen.

Lambrecht war eine Quoten-Politikerin

Das scheint Lambrecht aber nicht zu stören. Dabei hat die aus dem linken SPD-Unterbezirk Hessen-Süd stammende Politikerin ihrer Partei viel zu verdanken. Ihren Wahlkreis an der Bergstraße hat sie bei den letzten vier Bundestagswahlen kein einziges Mal gewinnen können.

Doch auf dem Ticket „Frau und Linke“ kam sie schnell voran: stellvertretende Fraktionsvorsitzende,  Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion, Parlamentarische Staatssekretärin, Bundesministerin von 2019 bis 2023. Doch seit ihrem erzwungenen Abschied ist sie auf die eigenen Genossen nicht mehr gut zu sprechen.

„Auf Stöckelschuhen durch Absurdistan“ wird wohl kaum das eigene, teilweise absurde Agieren aufs Korn nehmen. Als absurd dürfte sie eher die Kritik der eigenen Genossen wie der Medien an ihr schildern.

Wie heißt es doch in „Niemals geht man so ganz“? „Irgendwas von mir bleibt hier.“ Bei der SPD wäre man wohl überglücklich, wenn von der Ex-Ministerin nichts bliebe - jedenfalls nichts Gedrucktes.