Kommentar: Impfpflicht hilft gegen Müdigkeit

Dezember 2021: Polizisten tragen in Dresden den Teilnehmer einer Demo gegen die Schutzmaßnahmen der Regierung in der Pandemie von der Straße (Bild: REUTERS/Matthias Rietschel)
Dezember 2021: Polizisten tragen in Dresden den Teilnehmer einer Demo gegen die Schutzmaßnahmen der Regierung in der Pandemie von der Straße (Bild: REUTERS/Matthias Rietschel)

Heute debattiert der Bundestag über eine Impfpflicht. Das mobilisiert Befürworter wie Gegner. Es ist ein Ventiltag, zum Ende dieses langen Coronawinters hin. Bisher gilt: Es macht Sinn, beim Impfen die Zügel anzuziehen.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Berlin kriegt heute wieder volles Programm. Im Bundestag wollen sich die Abgeordneten „orientieren“, und zwar über eine mögliche Impfpflicht – also offen darüber diskutieren. Und draußen werden sich wohl eine Menge Leute treffen, welche die Nase im Allgemeinen und im Speziellen voll haben.

Die meisten von ihnen sehen in Vorsichtsmaßnahmen keinen Sinn mehr. Fast zwei Jahre dauert nun dieser Coronamist, er macht müde. Und dann grassiert auch noch diese Omikronvariante, hochansteckend, für Geimpfte wie für Ungeimpfte, mit vielen milden Verläufen für junge Gesunde und vor allem für die Geimpften. Damit verbunden die Hoffnung, dass durch die vielen Infizierungen und die aktuelle Entwicklung der Virusform bald doch eine allgemeine Entspannung eintritt. Und dann doch noch eine Pflicht? Noch eine?

Klar, dass Superman und Captain Future dagegen vorgehen. Die Spaßfiguren aus den Anfängen der Querdenkerbewegung vom Frühling 2020 werden heute genauso demonstrieren wie viele andere Unzufriedene. Es gibt aber einen gehörigen Unterschied. Wer heute auf die Straße geht, ist von etwas Speziellem überdrüssig. Will schlicht nicht mehr. Hat zu viel durchgemacht, vielleicht eine Infektion, zu viel Quarantäne, nervende Kinder daheim, Job weg – es hat sich eine Menge potenzielle Unbill angestaut.

Die Bilanz ist eindeutig

All jene Leute aber haben nicht viel mit Querdenkern gemeinsam. Letztere demonstrieren heute aus reinem Selbstzweck. Sie lagen schon zu Beginn der Pandemie mit ihren Einschätzungen falsch und blieben eisern dabei. Ihre Rolle passt – ihnen. Dabei bleibt festzustellen, dass keine einzige ihrer Vorhersagen seit Frühling 2020 eingetreten ist. Zielsicher daneben, so lautet die Bilanz ihrer gedanklichen Performance.

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Querdenker blieben auch auf ihrer Linie, weil sie nicht mitdachten. Während sich das Virus stets veränderte und Anpassungen erforderte – mal Lockdown, mal keinen, mal Impfpflicht her, mal vielleicht doch keine und all das auf den ersten Blick widersprüchlich ausschaute, aber in Wirklichkeit immer mit den Fakten ging und damit richtig lag – , haben sie stur immer die gleichen Schuhe angezogen. Und nein, was ich hier schreibe, hat mir kein Chip diktiert.

Heute muss also eine Menge Druck raus. Vergessen wir die Horizontalschwurbler und Faschisten, die sich als Trittbrettführer bemühen. Die werden auch in zwei Jahren ihre Partys feiern. Wichtiger sind die anderen, die immer noch in der Gesellschaft eine winzige Minderheit bilden, aber sich eben artikulieren, was ihr gutes Recht ist.

Und jetzt auch noch das

Genau in diesen Zeitraum hinein also orientiert sich der Bundestag, ob er eine Impfpflicht einführen soll. Er sollte.

Denn immer noch bietet eine Impfung den besten Schutz gegen einen ernsten Verlauf bei Ansteckung. Auch sind noch viele Ältere nicht geimpft, und ein Schubser in Richtung Wahrung der eigenen Gesundheit und ihres Lebens kann nicht schaden. Und es ist natürlich ungewiss, ob sich nicht gerade eine neue Virusvariante entwickelt, die möglicherweise fieser in ihren Körperattacken ist und daher ein Grundschutz hilft.

All dies bedeutet, dass massenhaftes Impfen, bis zum Boostern, Sinn macht. Anderes ist Kokolores. Alles neu macht der Mai.

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