Kommentar von Investor Limbeck - Ost-Wahlen sind ein Warnschuss, den wir nicht ignorieren dürfen
Schock für die Demokratie nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen: Mit fast 33 Prozent hat die AfD in Thüringen die Wahl gewonnen. Warum die Zahlen ein verheerendes Zeichen für Deutschland sind und gerade der Mittelstand nicht länger zusehen darf, erörtert Unternehmer Martin Limbeck.
Ich bin wirklich schockiert. Nicht nur über die Zahlen, sondern auch über das Auftreten von Björn Höcke. Er sieht nach der Wahl den Regierungsauftrag in Thüringen klar bei seiner Partei. Und vollzieht in aller Öffentlichkeit eine Geste, die nur allzu deutlich als doppelter Hitlergruß zu verstehen ist.
Es ist erschreckend, wie viele Menschen in unserem Land solch ein Gedankengut mit ihrer Stimme unterstützen. Meiner Ansicht nach kann sich da auch keiner rausreden, dass es ja „nicht so gemeint“ sei. Nur mal als Denkanstoß: Frauke Petry, Mitbegründerin der AfD, ist längst ausgetreten, weil sie die Werte der Partei nicht mehr nachvollziehen konnte und wollte.
Wie im Buch von Philipp Ruch: Es ist 5 vor 1933
Erst vor kurzem habe ich ein Buch in der Hand gehalten, dessen Titel für mich jetzt wie eine düstere Vorahnung klingt: „Es ist 5 vor 1933“ von Philipp Ruch. Denn so fühlt es sich momentan an. Und das darf unter keinen Umständen geschehen.
Mir wird persönlich angst und bange, wenn ich mich nur ein bisschen in den sozialen Medien umschaue und unter Postings zu den Wahlergebnissen in den Kommentarspalten scrolle. Dort sind Dinge zu lesen wie „Ich bin kein Nazi, nur weil ich eine Meinung habe!", „CDU, Grüne, SPD sind keinen Deut besser!“ oder “Ich bin froh, Messerattacken hier nicht erleben zu müssen, das kommt nämlich davon, wenn man falsch wählt". Hier ist klar zu sehen, wie weit Propaganda und Desinformation schon vorgedrungen sind – und zu was für haarsträubenden Denkmustern das bereits geführt hat.
Natürlich kann ich verstehen, dass viele Bürger auf Grund der Entwicklungen der letzten Zeit enttäuscht und verunsichert sind, gerade im Osten Deutschlands. Die sich auf Grund von Inflation und Wirtschaftskrise abgehängt und alleingelassen fühlen. Doch deswegen aus Protest den etablierten Parteien „eins auszuwischen“ wird nichts ändern. Eine AfD wird nicht auf magische Weise gebratene Tauben vom Himmel regnen lassen, sinnbildlich gesprochen. Das sollte jeder mit nur einem Funken gesundem Menschenverstand sofort sehen.
Protestwählen wird nichts ändern, Leistung schon
Wenn wir wollen, dass es unserem Land wieder besser geht, gibt es nur einen richtigen Weg: Es ist höchste Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken. Leistung zu erbringen – und zwar jeder Einzelne! Neidisch auf andere schielen, sich beklagen, dass deren Erfolg unfair ist – und selbst zu faul sein, einen Finger krumm zu machen? Auf genau dieser Psychodynamik beruht der Verfall und der Rechtsruck in unserer Gesellschaft.
Bereits im Vorfeld der Wahlen haben sich einige deutsche Unternehmen zusammengefunden und gemeinsam die Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“ ins Leben gerufen. Der Name der AfD fällt zwar nie, doch es ist offensichtlich, dass sich die Unternehmer gegen sie aussprechen.
Auf der Website der Initiative heißt es: „Made in Germany ist unser Qualitätslabel im internationalen Wettbewerb. Es ist eine Grundlage für den Wohlstand unseres Landes. Und die haben wir gemeinsam geschaffen – alle Menschen, die für unsere Unternehmen arbeiten, unabhängig von ihrer Herkunft. Wir wissen, dass es gerade diese Vielfalt ist, die über den wirtschaftlichen Erfolg deutscher Familienunternehmen entscheidet.“
Genau so sehe ich das auch. Was viele Menschen, die jetzt enttäuscht die AfD gewählt haben, anscheinend nicht wissen oder bewusst verdrängen: Ohne Gastarbeiter hätte es unser „Wirtschaftswunder“ nach dem Krieg niemals gegeben. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, welche wichtige Rolle der Export für die deutsche Wirtschaft spielt. Da kann es keine Lösung sein, sich von der EU lösen zu wollen. Wer in der Weltwirtschaft handeln will, muss internationale Beziehungen aufbauen und pflegen.
Als Unternehmer haben wir eine Aufgabe
Unternehmer Reinhold Würth hat es für mich treffend auf den Punkt gebracht: „Wir wären ohne Zuwanderung niemals die drittgrößte Industrienation der Welt geworden.“ Bereits im März diesen Jahres hatte er in einem Brandbrief dazu aufgefordert, nicht die AfD zu wählen. Dadurch hat der Konzern wohl um die 1,5 Millionen Euro Umsatz verloren.
Doch es ist genau diese Deutlichkeit, die wir jetzt brauchen. Und es ist in meinen Augen absolut nötig, dass wir Unternehmer als Stimme des deutschen Mittelstandes noch lauter werden, um eine gefährliche Entwicklung aufzuhalten. Denn wenn wir es jetzt nicht tun, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Partei irgendwann in der Lage sein wird, auf Grund einer deutlichen Mehrheit im Alleingang zu regieren.