Kommentar: Mehr Frauen als Jura-Prüferinnen sind wünschenswert

Berlin. Es wirkt zunächst eigenartig. In einem Brief hat sich Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) ausschließlich an die Richterinnen und Staatsanwältinnen in Berlins Justiz gewandt. Sie, so der Grünen-Politiker, wolle er insbesondere als Teilnehmerinnen bei den anstehenden Prüfungen für die juristischen Staatsexamen gewinnen. Von deren männlichen Kollegen war im Schreiben keine Rede. Dieses Verhalten des Justizsenators wirft Fragen auf – schaden dürfte der Versuch dennoch nicht.

Es ist ein heikles Thema: Hat das Geschlecht von Prüfern und Prüflingen einen Einfluss auf die Bewertung? Konkreter: Werden weibliche Kandidaten von hauptsächlich männlichen Prüfern beim Jura-Staatsexamen in Berlin diskriminiert? Den Eindruck erweckt zumindest Behrendt mit der Argumentation für seinen Brief. Dass das Geschlecht von Personen auch eine Rolle dabei spielt, wie Menschen bei Interaktionen – ob im Alltag oder in beruflichen Situationen – agieren und einander bewerten, ist in der Soziologie eine weit verbreitete Annahme.

Doch was bedeutet das für juristische Staatsexamen in Berlin? Schneiden weibliche Prüflinge schlechter ab wegen ihres Geschlechts? Ohne ausreichende Forschung lässt sich ein Urteil nicht fällen. Die gibt es bislang nicht. Als hinreichender Beweis genügt auch nicht eine Studie aus Nordrhein-Westfalen, die zu diesem Ergebnis gekommen ist. Insofern schießt Behrendt übers Ziel hinaus.

Und doch ist es nicht falsch, gerade Frauen im Justizapparat auf diese Weise für die Teilnahme an den Prüf...

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