Werbung

Kommentar: Messi macht mit einem Abschied alles richtig

Lionel Messi hat dem FC Barcelona am Dienstagabend mitgeteilt, den Klub verlassen zu wollen. Der Argentinier löste damit ein Beben in der Fußball-Welt aus, macht aber alles richtig. Ein Kommentar von Yahoo-Redakteur Ben Barthmann.

Lionel Messi will den FC Barcelona in diesem Sommer verlassen. (Bild: Getty Images)
Lionel Messi will den FC Barcelona in diesem Sommer verlassen. (Bild: Getty Images)

Mehr als 15 Jahre dauert die Beziehung zwischen dem FC Barcelona und Lionel Messi nun schon. Messi war dabei stets eher der ruhigere Typ. Mehr als einmal stand die Liaison vor dem Bruch, jedes Mal versprach Messis Partner: “Ich kann mich bessern, ich werde ein neuer Klub, ich bekomme das hin.”

Insbesondere die letzten Jahre haben eindrucksvoll gezeigt, dass solchen Versprechen selten Vertrauen entgegengebracht werden sollte. Messi hat es dennoch getan - immer wieder und wieder. Der Argentinier ließ sich viel gefallen.

Darf Messi ablösefrei gehen? Diese Klausel wird diskutiert

Messi wurde zum Spielball aller Richtungen

Er wurde insbesondere neben dem Platz zum Spielball politischer Entscheidungen. Die Trainer, Sportdirektoren, die zahlreichen Präsidenten zerrten an ihrem Top-Star herum, schwangen große Reden über seine Zukunft und die des Klubs. Geäußert hat sich Messi dazu nur selten.

Parallel wurde er auch auf dem Feld immer öfter zum Spielball diverser Stakeholder. Für seine Teamkameraden riss er sich den sprichwörtlichen Hintern auf, mehr als einem Trainer hat er (mehrfach) eben jenen gerettet. Seine Leistungen kaschierten jahrelang die fürchterlichen Leistungen hinter den Kulissen, die schlechte Transferplanung, die verheerende Förderung von Jugendspielern, den niveaulosen Umgang mit anderen Spielern des Kaders.

Dass er dann auch noch zum Spielball gegnerischer Teams wurde, scheint für Messi das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. 2:8 gegen den FC Bayern in diesem Jahr, zuvor Demütigungen gegen die Roma, Liverpool, PSG, nochmals die Bayern...

Messis Entscheidung ist nur menschlich

Dass Messi jetzt seine Sachen packen will, ist menschlich verständlich, wenn nicht sogar schon lange überfällig. Es ist eine Schande für einen Klub wie den FC Barcelona, dass man es nicht geschafft hat, mehr aus den kostbaren Jahren mit dem besten Fußballer der Welt zu machen.

Klar, da waren die Jahre mit Pep Guardiola und auch hier und da eine gute Saison mit anderen Trainern. Aber es wäre so viel mehr möglich gewesen. Jetzt ist Messi 33 Jahre alt, hat genug davon, eine alte, satte und schwer gebeutelte Mannschaft zu tragen.

Wer will ihm da einen Wechsel verwehren? Egal ob Manchester City, Inter Mailand, Paris Saint-Germain, FC Chelsea, Newell’s Old Boys - aktuell scheint alles attraktiver als ein Klub, der spätestens durch das Coronavirus in einen finanziell äußerst bedenklich Lage gerutscht ist und schon lange davor seine Identität Stück für Stück aufgegeben hat.

Messi möchte Barcelona verlassen: Fans protestieren vor Büro

Vielleicht doch nur ein Machtspiel?

Die Umsetzung seines Wunsches ist natürlich eine ganz andere Geschichte. Wer kann ihn und sein enormes Gehalt, schlecht entlohnte ihn der FC Barcelona gewiss nicht, bezahlen? Wer kann das insbesondere im Corona-Sommer? Wer will sein Team auf ihn ausrichten, wie es Barca stets brav getan hat?

Doch rein menschlich muss Verständnis da sein für einen Mann, der sich selten beschwerte, lange Zeit auch unter schweren Bedingungen alles gab und nun eine rationale Entscheidung zugunsten der letzten Jahre seiner begrenzten Karriere traf?

Zumal die Variante B noch immer offen ist: Was ist, wenn Messi dem Klub einen weiteren, riesigen Gefallen tut? Seine Ankündigung hat für ein Beben in Barcelona gesorgt. Vielleicht hat er es geschafft, den in Dämmerschlaf gefallenen Klub aufzuwecken und führt ihn doch ein letztes Mal in die Schlacht - zu seinen Bedingungen, nicht zu denen des Präsidenten Josep Maria Bartomeu. Es sei ihm vergönnt.

VIDEO: Lionel Messi will den FC Barcelona verlassen