Kommentar: Franziska Giffey: Mitleid ist fehl am Platz

Der Zeitpunkt war natürlich bewusst gesetzt. Drei Tage, bevor Franziska Giffey zur Berliner SPD-Landesvorsitzenden gewählt werden soll, streute die CDU Salz in die Wunde: Die Partei, deren designierter Spitzenkandidat Kai Wegner im kommenden Herbst Michael Müller im Amt des Regierenden Bürgermeisters ablösen will, präsentierte ein weiteres Gutachten, in dem der Umgang mit der Prüfung von Giffeys Doktorarbeit kritisiert wird.

Giffey, deren Arbeit eine ganze Reihe unzureichend gekennzeichneter Zitate aufweist, war mit einer Rüge der Freien Universität davon gekommen, darf aber ihren Doktortitel weiter führen. Doch eine Rüge sehen die Regularien der FU aber gar nicht vor. Die CDU spricht daher von einer „Lex Giffey“, die es der voraussichtlichen SPD-Landesvorsitzenden und Spitzenkandidatin ermöglichen soll, gesichtswahrend aus der Affäre heraus zu kommen.

Doch das wird kaum gelingen. Das Rühren in der Promotionswunde ist derzeit der wirksamste Hebel, um das Image der Bundesfamilienministerin anzukratzen. Die FU selbst hat eine Überprüfung des Vorgangs in Auftrag gegeben. Die Studentenvertretung Asta fordert sogar den sofortigen Entzug des Doktortitels. Die Geschichte wird sich also noch weit ins Wahljahr ziehen.

Der Fall Giffey steht exemplarisch für eine ganze Reihe von Spitzenpolitikern, die meinen, ihr Profil mit einer Doktorarbeit aufpolieren zu müssen. So stürzen sie sich - mitten im Berufsleben stehend - in diese Mammutaufgabe und legen am Ende wissenschaftliche Arbeiten von ...

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