Kommentar zu PCB-Belastung: Die Uni hätte früher und transparenter informieren müssen

Am physikalischen Institut waren trotz Sanierung zu hohe Werte gemessen worden.

Kurz vor Weihnachten 2013 hat die Universität zu Köln erstmals das Umweltgift PCB in ihrem Physikalischen Institut messen lassen. Das Ergebnis war besorgniserregend. Aber erst jetzt, gut dreieinhalb Jahre später, informiert die Uni so offensiv, wie es sich für den Umgang mit ihren 50.000 Studierenden von vornherein gehört hätte. Eine unübersehbare Erklärung des Rektors und umfassende Informationen in Lehrveranstaltungen anstelle formelhafter, pflichtschuldiger Hinweise auf dem Papier hätte es schon damals geben sollen. Weil es dafür auch genügend gute Gründe gab. Im Treppenhaus der Kernphysik etwa lag die Konzentration der Krebs erregenden Chemikalie PCB knapp ein Jahr nach der ersten Messung bei 2955 ng/m³ (Nanogramm per Kubikmeter) unter „Nutzungsbedingungen“ – wenn also Studenten die Uni bevölkern. Das ist haarscharf unter dem Risikowert von 3000 ng/m³. Wird dieser überschritten, muss ohne Wenn und Aber sofort saniert werden. Informationen auf der Webseite der Uni nur schwer auffindbar Darüber gibt der Online-Auftritt der Uni Auskunft und verweist auf Gutachten zur PCB-Belastung. Aber diese Angaben befinden sich irgendwo an einem entlegenen Ende der Webseite, sind damit ungefähr so leicht zu auffindbar wie ein Aktenordner, den man in einen dunklen Kellerraum stellt. Der Text ist aktualisiert worden. Heute kann man einigermaßen schlau aus ihm werden. „Unwissenheit schützt vor Krankheit NICHT,“ steht passenderweise auf einem Protest-Aushang aus der Studentenschaft in der Uni, sowie: „Schweigen ist Duldung“. Und schließlich, mit Galgenhumor: „Bei Risiken und Nebenwirkungen halten Sie die Luft an oder fragen Sie Ihren Dekan oder Rektor.“ In der Tat. Über Jahre haben die Studierenden in Universitätsgebäuden PCB-Werte eingeatmet, die auch jüngst noch an sechs von acht Messpunkten deutlich über dem Unbedenklichkeitswert von 300 ng/m³ lagen. In einer Zeit, in der man die Zusatzstoffe banaler Knabbereien im Detail erfährt, sollte eine Universitätsverwaltung ihre Studenten nicht für dumm verkaufen. Im Gegenteil: Müsste eine Wissenschaftsinstitution von solchem Rang und Namen, geadelt zumal als „Exzellenz-Universität“, in puncto Transparenz nicht auch mit exzellentem Beispiel vorangehen? Bildet sie nicht die Wissenschaftler aus, deren Wissen auch um die Risiken technischer Entwicklungen der Gesellschaft später einmal zugutekommen sollen? PCB wurde 1989 verboten Apropos: Die Gesellschaft ist von der PCB-Gefahr vor Jahrzehnten kalt erwischt worden. 1989 wurde der Stoff verboten. Naturschutzverbände nennen ihn eine „Zeitbombe“. PCB gehört in eine Reihe anderer Gifte, die in den 1960er und 1970er Jahren für Bau und Sanierung hoch willkommen waren, zum Holzschutz, zur Isolierung und als Weichmacher etwa. Im bergischen Bensberg wurde ein alter Fachwerkbau unweit des Rathauses instand gesetzt. Sogar ein Buch erschien dazu mit dem Titel „Altes Haus wird wieder jung“. Statt verjüngt, wurde das Gebäude regelrecht kaputtsaniert. Aber das stellte sich erst mehr als zehn Jahre später heraus. Ähnlich im Treppenhaus der Kölner Kernphysik, wo an der Uni die höchsten PCB-Werte gemessen wurden. Vor der Sanierung quoll es von hochgradig belastetem Fugenkitt geradezu über. Ich als Student hätte darüber informiert sein wollen, dass ich Luft einatmen muss, die deutlich über der Unbedenklichkeitsgrenze liegt. „Das Mindeste wären Hinweise an den Eingängen gewesen“, sagt heute eine offenbar Betroffene. „Verzerrend“ hat ein Kölner Physiker die Berichterstattung genannt, mit der der „Kölner Stadt-Anzeiger“ überhaupt erst Licht in das PCB-Dunkel brachte. Der gewiss überaus kluge und exzellent gebildete Herr Professor sollte sich einmal nach der Verzerrung seiner eigenen Wahrnehmung fragen....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta