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Kommentar: Schweinerei im Sauenstall

Berlin. Als Großstädter haben wir natürlich leicht reden. Bauern, die in riesigen Ställen Schweine züchten und Sauen halten, gibt es in Berlin wenn überhaupt nur sehr wenige. Entsprechend schwach ist der Druck, den eine Agrarlobby auf Politiker ausüben kann, die sich gegen die Massentierhaltung wenden.

Gleichwohl hat sich Berlin anständig verhalten, als es jetzt im Bundesrat um eine neue Verordnung zur Nutztierhaltung ging. Die Hauptstadt trägt einen Kompromiss nicht mit, den die anderen Länder ausgehandelt haben. In der Folge bleibt es zum Entsetzen vieler Tierschützer und Tierärzte noch acht Jahre dabei, dass Sauen nach Geburt ihrer Ferkel über viele Tage in sogenannten Kastenständen eingeklemmt bleiben dürfen. Die Gestelle sind so eng, dass sie sich nicht mal hinlegen und ihre Gliedmaßen ausstrecken können. Dass dafür andere Verbesserungen im Tierschutz kommen sollen, ist nur ein schwacher Trost.

Da es längst Gerichtsurteile gibt, die ein Ende dieser Praxis fordern, hat Berlins auch für Landwirtschaft und Verbraucherschutz zuständiger Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) eine Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, um das Leiden der Tiere zu beenden und die Bauern zum schnelleren Umbau ihrer Ställe zu zwingen. Das kann dauern.

Wir sind schon eine merkwürdige Gesellschaft: Alle erregen sich über die unwürdigen Arbeitsbedingungen in den Schlachtfabriken von Tönnies & Co. Alle sind irgendwie dafür, aus dieser Art Massentierhaltung auszusteigen. Viele würden auch me...

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