Kommentar: Der Senat muss die wachsende Stadt endlich gestalten

Berlin hatte 2017 insgesamt einen Überschuss von 2,17 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das war so viel wie noch nie in der Geschichte. Fast die Hälfte des Geldes fließt in den Schuldenabbau

Ach, wie war das früher beschaulich in Berlin. In Bus oder Bahn hatte man mitunter ein ganzes Abteil für sich. Die Parole "Freie Fahrt für freie Bürger" war bei Lichte betrachtet weniger Kampfbegriff der Autofahrerlobby sondern eher Zustandsbeschreibung der aus heutiger Sicht paradiesischen Verhältnisse im Straßenverkehr. Wohnungsnot oder steigende Mieten? Im Vergleich zu heute war das Angebot in den Nachwendejahren und auch später noch so üppig, dass die Politik nicht über Neubauten sinnierte, sondern Stadtentwicklung mit der Abrissbirne betrieb.

Und heute? Ellbogenkämpfe in den Öffentlichen, Stoßstangenduelle auf dem Asphalt, Massenbesichtigungen für Wohnungen, die mehr als zehn Euro pro Quadratmeter kosten. Ja, die vielen Zuzügler haben Berlin nicht nur Steuereinnahmen und Arbeitsplätze beschert. Sie zeigen der Stadt – so wie sie jetzt aufgestellt ist – auch die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Die Zuzügler schreckt das wenig, sie strömen weiter nach Berlin. Die Folge: Innerhalb des S-Bahnrings ist die Stadt weitgehend dicht. Berlin wird daher zwar weiter wachsen – nun aber vor allem in den Außenbezirken. Dort werden in den kommenden Jahren laut Stadtentwicklungsplan rund 80 Prozent aller neuen Wohnungen entstehen.

Berlin holt damit nach, was andere Städte längst hinter sich haben. Nun gilt es, diesen Prozess, so ungewohnt er für die einstige Mauerstadt ist, zu gestalten. Die Politik muss den Wohnungsbau ankurbeln, Kitas und Schulen bauen, für bessere Verkehrsanbindungen sorgen ...

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