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Kommentar: Warum man sich von Melania Trumps Rede zur Waffengewalt nicht täuschen lassen sollte

Sie lächelt so freundlich und ihre Worte klingen so nett: Doch Melania Trumps Rede ist mit Vorsicht zu genießen. (Bild: AP Photo/Andrew Harnik)
Sie lächelt so freundlich und ihre Worte klingen so nett: Doch Melania Trumps Rede ist mit Vorsicht zu genießen. (Bild: AP Photo/Andrew Harnik)

Schizophrener geht’s kaum. Im Zuge des Amoklaufs an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida hat sich nun auch die amerikanische First Lady Melania Trump öffentlich zum Thema Waffengewalt geäußert. Mit Worten, die zunächst richtig und vernünftig klingen – bei näherer Betrachtung aber zutiefst zynisch wirken.

Ein Kommentar von Carlos Corbelle

Während ihrer Rede, die sie vor den Ehepartnern der US-Gouverneure im Weißen Haus hielt, sprach Melania Trump davon, wie eine Tragödie dazu führen kann, dass die wahre Stärke des menschlichen Geistes sichtbar wird. Sie meint damit die überlebenden Schüler der Schießerei, die sich derzeit mit anderen Jugendlichen lautstark für die längst überfällige Verschärfung der US-Waffengesetze einsetzen. “Es hat mich tief bewegt, wie Kinder im ganzen Land ihre Stimme erheben, um eine Veränderung zu bewirken. Sie sind unsere Zukunft und verdienen, angehört zu werden.”

So weit, so richtig. Angesichts der leidenschaftlichen Unterstützung, die die US-Waffen-Lobby National Rifle Association (NRA) durch Donald Trump erfährt, haben ihre Worte aber einen äußerst faden Beigeschmack. Dass der US-Präsident kürzlich darüber nachgedacht hat, den Verkauf von Waffen an unter 21-Jährige zu verbieten, mag der NRA zwar nicht gefallen – von einem Bruch zwischen Donald Trump und der Waffen-Lobby, wie gerüchteweise zu vernehmen war, kann aber keinesfalls die Rede sein.

Zuckerbrot und Peitsche

Nun mag man argumentieren, dass die First Lady nicht ausschließlich an den Worten und Handlungen ihres Gatten gemessen werden dürfe. Gleichzeitig wäre es aber naiv zu glauben, dass man die öffentlichen Worte von Donald und Melania Trump fein säuberlich trennen könnte. Beide repräsentieren das Land. Beide wissen um die Wirkung ihrer Reden beim amerikanischen Volk. Mit anderen Worten: Er kann weiter den Hardliner geben, der vor allem das radikalere Ende seines Wähler-Spektrums adressiert – sie kann dagegen den menschlichen Aspekt betonen und damit die gemäßigtere Rechte einlullen. Zuckerbrot und Peitsche at it’s best: Donald unterstützt die Lobby, gegen die die Jugend im Land gerade vorgeht, Melania spendet eben dieser Jugend warme Worte. Was für’s Herz halt.

Ihr Tipp, um der Jugend zu helfen: “Positives Verhalten beim Umgang mit Social Media und Technologie bestärken, die Zeit, die sie online verbringen, begrenzen und die Inhalte verstehen, denen sie täglich ausgesetzt sind.” Ob die First Lady, die wiederholt betonte, sich gegen Cyber-Mobbing einsetzen zu wollen, damit auch die täglichen, oft beleidigenden Tweets ihres Ehemannes meint? Vermutlich nicht.

Das wahre Problem zu erkennen, geschweige denn anzusprechen, scheint aber ohnehin nicht Melania Trumps Anliegen zu sein. Andernfalls hätte sie sich die Plattitüden ihrer seichten Rede sparen und sich stattdessen gegen die waffenbefürwortende Politik des Präsidenten positionieren müssen. So funktioniert das aber nun mal nicht. Persönlich haben sie möglicherweise unterschiedliche Ansichten, politisch sind sie jedoch zwei Seiten ein und derselben Medaille. Ganz gleich, wie schizophren das bisweilen scheinen mag.