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Kommentar: Wie die Klimaaktivisten unser Weihnachtsgewissen schütteln

Das Opfer wird in Gewahrsam genommen: Berliner Polizisten mit der Spitze eines Weihnachtsbaums, welche Aktivsten der
Das Opfer wird in Gewahrsam genommen: Berliner Polizisten mit der Spitze eines Weihnachtsbaums, welche Aktivsten der "Letzten Generation" am Brandenburger Tor abgesägt hatten (Bild: REUTERS/Christian Mang)

Die Aktionen der Klimakleber nerven. Besonders nervten sie in den Weihnachtstagen – denn da will man ja Harmonie. Wie weit sie aber schon in unser Bewusstsein gerückt sind, zeigen Berichte über Misslungenes oder blöde Verulkungsversuche.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Normalerweise berichten Meldungen in den Medien, wenn etwas halbwegs Bedeutungsvolles stattgefunden hat. Und dann gibt es jene Sorte von News, die losspringen, wenn einer nur einen Pups loslässt; Donald Trump beherrschte diese Klaviatur meisterhaft, nun lässt sein Können nach. Er hätte wohl auch nicht geahnt, dass er in den Aktivisten der „Letzten Generation“ erfolgreiche Erben findet.

Denn die Klimakleber und -protestler schaffen es mittlerweile, schon in den Medien aufzutauchen, wenn sie nichts machen. Groß brachten viele Medien die Geschichte, dass es ihnen nicht gelungen war, die Aufzeichnung eines Fernseh-Weihnachtsgottesdienstes zu stören. Die Kirche hatte von der Aktion Wind bekommen und den Gottesdienst einen Tag vorher durchgezogen. Abgesehen davon, dass es schon ein bisschen komisch wirkt, wenn eine Institution wie die krisengeplagte Kirche mit den ihr scharenweise davonlaufenden Mitgliedern eines ihrer wichtigsten Feste, das fest an einen Tag gebunden ist, schlicht vorverlegt: All dies zeigt, wie die Aktivisten unser schlechtes Gewissen schütteln. Die Kirche wollte also keinen Stress. Souverän wirkt das nicht.

Und dann wird auch noch groß darüber berichtet, obwohl im Grunde das passiert ist: nichts.

Auftritt der Neunmalklugen

Welche Blüten unser allgemein wenig souveräner Umgang mit den Klimaaktivisten treibt, zeigt ein weiteres jüngstes Beispiel, diesmal von der Berliner Boulevardzeitung „B.Z.“. Unter dem Titel „Peinlich-Beitrag vom WDR – Klima-Belehrung geht nach hinten los“ wurde es dann tatsächlich peinlich. Die „Stimme Berlins“, wie sich das Blatt nennt, verulkte nämlich den Versuch der Wissenssendung „Quarks“, den Verbrauch von CO2 fassbar zu machen. Es ging darum, wie viel Kohlenstoff ein Passagierflug nach Thailand freisetzt – ein beliebtes Urlaubsziel zu Weihnachten. Die Sendung veranschaulichte also diese Menge mit griffigen Vergleichen: So könne man für einen Verbrauch von 1,64 Tonnen CO₂ 38-Mal mit dem Fernbus, 18-Mal mit dem Zug oder sechsmal mit dem Auto fahren – jeweils von Frankfurt nach Barcelona. Für die B.Z. ein „an Absurdität kaum zu überbieten“, denn, klar: Wer will schon in der Weihnachtszeit 38 Mal zwischen Spanien und Deutschland cruisen? Die Fernsehsendung wollte nur veranschaulichen. Weil diese „Klimabelehrung“ aber der B.Z. nicht passte, musste sie pseudologisch den Redakteuren einen Strich durch deren Rechnung machen. Was ulkig sein sollte, war in Wirklichkeit misslungen. Und es legt wiederum offen, wie unsouverän man werden kann, wenn einen die Straßenblockierer, Gemälderahmenverunzierer und verhinderten Gottesdienststürmer nerven, es aber nicht zugeben mag. Denn für Klimaschutz sind wir ja alle. Zumindest, wenn es uns nichts kostet.

Die Klimaaktivisten aber zeigen uns auf, was auf dem Spiel steht. Dass es mit unserer Gemütlichkeit nicht unvermindert weitergeht. Wie wir darauf reagieren, zeigt nur: Die Aktivisten sind auf dem richtigen Weg.

Video: "Das ist nur die Spitze": Aktivistinnen kappen Weihnachtsbaum in Berlin