Konjunktur - Deutscher Industrie gehen langsam die Aufträge aus
Das in der Corona-Krise aufgebaute Auftragspolster der deutschen Industrie wird immer dünner. Vor allem die Schwergewichte bekommen weniger neue Bestellungen. Im Vergleich zum Vorjahr bricht die Nachfrage ein. Auch der Einzelhandel klagt über ausbleibende Kunden.
Bei der deutschen Industrie gehen weniger Aufträge ein. Bereits den sechsten Monat in Folge hat im Juni das Auftragspolster des Verarbeitenden Gewerbes abgenommen, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Der preisbereinigte Wert der noch offenen Bestellungen lag 0,2 Prozent unter dem Wert aus dem Mai und sogar 6,2 Prozent unter dem Vorjahresmonat.
Autobranche und Maschinenbau besonders betroffen
Rückläufig waren die Auftragsbestände insbesondere bei den Schwergewichten Maschinenbau (-0,9 Prozent zum Vormonat) und Auto (-0,7 Prozent zum Vormonat). Für die Autosparte, der größten in der deutschen Industrie, war es bereits der 17. monatliche Rückgang in Folge. Zuletzt gab es vermehrt Berichte über Zulieferbetriebe mit Absatzproblemen.
Der Auftragsbestand von inländischen Kunden hat im Juni mit 0,6 Prozent erstmals seit Februar wieder zugelegt. Der Bestand an Aufträgen aus dem Ausland sank hingegen um 0,7 Prozent.
Unverändert blieb dennoch die Reichweite des Auftragsbestands bei 7,2 Monaten. Diese Zeit würden die Hersteller rechnerisch benötigen, um ihre gesamten Aufträge vollständig abzuarbeiten.
Geschäftserwartungen im Einzelhandel weiter gesunken
Doch nicht nur die deutsche Industrie ist von der aktuellen Flaute betroffen, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Viele private Verbraucher halten sich beim Geldausgeben zurück. Das betrifft alle Konsumbereiche, von Lebensmitteln über Fahrräder bis hin zu Elektronik. Das spürt auch der Handel vor Ort.
Info-Index für Einzelhandel geht steil nach unten
Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich spürbar verschlechtert. Der Ifo-Index für die Branche fiel von minus 19,5 Punkten im Juni auf minus 25,4 Punkte im Juli. Die Einzelhändler beurteilen nicht nur ihre aktuelle Geschäftslage deutlich zurückhaltender, auch ihre Erwartungen bis Jahresende haben sich weiter eingetrübt. Eine deutliche Belebung der Geschäfte im laufenden Halbjahr „wird damit unwahrscheinlicher“, sagte Ifo-Experte Patrick Höppner.
54 Prozent der Einzelhändler klagen über zu geringe Nachfrage
Für das zweite Quartal melden 54 Prozent der Einzelhändler eine unzureichende Nachfrage. Verkäufer von Fahrrädern, Kleidung, Möbeln und Einrichtungsgegenständen schätzen ihre Geschäftslage als besonders angespannt ein.
Einzelhändler mit Elektrotechnik und elektronischen Haushaltsgeräten sowie Drogeriemärkte berichten von einer ungünstigen Entwicklung ihres Geschäfts. Auch der Lebensmittelhandel und die Autohändler sind weniger zufrieden. Insgesamt plane der Einzelhandel mit einem sinkenden Personalbedarf, sagte Höppner.