Konzert in Berlin: Für Camilles Kraft ist der Festsaal Kreuzberg zu klein

Sängerin Camille auf der Bühne

Camille ist nicht einfach eine Sängerin, ein Auftritt von ihr nicht einfach ein Konzert. Die Französin, deren Album "OUÏ", das erste seit sechs Jahren, im Sommer erschienen ist, ist eine Art tobendes Gesamtkunstwerk, eine Apparat aus Atem und Bewegung, eine hochkonzentrierte Dosis Energie. Das Publikum im Festsaal Kreuzberg, der zwischen Arena und Club der Visionäre eine neue Heimat gefunden hat, muss eine Weile warten. Doch wenn Camille mit 40 Minuten Verspätung – wir sind ja nicht in der Mercedes Benz Arena – zusammen mit drei blau gekleideten Herren die Bühne betritt, ist innerhalb von Sekunden alles vergeben. Was die nächsten 1 ½ Stunden lang passiert, wird derart zurecht frenetisch bejubelt wie schon lang kein Konzert mehr.

Camille trällert und tanzt, faucht und kreischt und headbangt, wirbelt über die für ihre Kraft viel zu kleine Bühne, nur um innezuhalten für ein paar Momente, mit mädchengroßen Augen etwas zu singen wie: "My man is married but not to me / But of course, soon he'll come and pick me up / on his horse / white horse". Das ist beste Over-the-top-Ironie, natürlich. Und einer der wenigen rein englischen Songs des Abends. Nicht selten mischt Camille mit großer Selbstverständlichkeit Englisch und Französisch zu elegantem, wilden post-nationalen Pop.

Zarte Momente, Wut und schiere Lust an der Stimme

Doch auch ernst gemeint zarte Momente stehen bei ihr dicht an dicht mit Wut, Aufbegehren und schierer Lust an der Stimme. Wie sie Sprache zum Instrument macht, zerknül...

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