Kosten haben sich „fast verdoppelt“ - Teure Flug-Gebühren für Airlines: „Deutschland lohnt sich nicht“

Schlange am Flughafen Frankfurt: In keinem anderen europäischen Land sind die Steuern und Gebühren so hoch wie hierzulande<span class="copyright">IMAGO/Daniel Kubirski</span>
Schlange am Flughafen Frankfurt: In keinem anderen europäischen Land sind die Steuern und Gebühren so hoch wie hierzulandeIMAGO/Daniel Kubirski

Immer mehr Fluggesellschaften reduzieren ihr Angebot, obwohl die Nachfrage nach Flügen ungebrochen ist. Experten schlagen angesichts dieser Entwicklung in FOCUS Briefing Alarm.

  • Im Video: Hohe Gebühren und Steuern - Eurowings streicht über 1000 Flüge

Die deutsche Luftverkehrswirtschaft schlägt angesichts stark gestiegener Steuern und Gebühren und der jüngsten Einschnitte in die Flugpläne großer Fluggesellschaften Alarm: Für viele Airlines lohne es sich „betriebswirtschaftlich nicht mehr, nach Deutschland zu fliegen“, warnte der Chef des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Joachim Lang gegenüber FOCUS Briefing.

Seit 2020 hätten sich die staatlichen Standortkosten wie Luftverkehrssteuer, Sicherheitsgebühr und Flugsicherung in Deutschland „fast verdoppelt“. Die Kostenschraube für den Luftverkehr in Deutschland sei „überdreht“, sagte Lang.

Auch der Chef des Flughafenverbands ADV, Ralph Beisel, sieht die Entwicklung mit großer Sorge: Der Luftverkehrsstandort Deutschland sei „nicht mehr wettbewerbsfähig“, erklärte Beisel gestern unter Verweis auf aktuelle ADV-Berechnungen.

So teuer ist Deutschland für Airlines

Nach einer Analyse des ADV fallen etwa bei einem Flug mit einem Airbus A320-200 von einem europäischen Flughafen nach Palma de Mallorca im Schnitt staatliche Gebühren von 1298 Euro an. Bei der Abfertigung der vergleichbaren Verbindung an einem deutschen Flughafen liege die entsprechende Gebühr hingegen im Schnitt bei 3545 Euro und damit gut 170 Prozent höher.

Besonders eklatant sind die Preisunterschiede bei Verbindungen in die USA. Danach zahlen Airlines, die von einem europäischen Flughafen mit einer Boeing 787-9 New York anfliegen, im Schnitt 4392 Euro Steuern und Zuschläge. Bei einem Flug von Frankfurt oder München an die Ostküsten-Metropole werden hingegen satte 17.991 Euro fällig - und damit rund vier Mal so viel.

„Rekordhohe Standortkosten“

Das schreckt viele Airlines ab. Erst unlängst hat der irische Billig-Flieger Ryanair angekündigt, sein Angebot in Berlin und Hamburg auszudünnen. Die Verbindungen nach Dortmund, Dresden und Leipzig sollen 2025 komplett wegfallen. Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings macht Ernst. Alleine in Hamburg sollen im kommenden Jahr 1000 Flüge wegfallen. Man kämpfe mit „rekordhohen Standortkosten“, erklärte Eurowings-Chef Jens Bischof unlängst.

Um im internationalen Wettbewerb wieder Boden gut zu machen, hat sich Lufthansa unlängst die Abschaffung der Luftverkehrssteuer ausgesprochen. Die Regelung, warnte der der Branchenprimus, führe zu einem „erheblichen Wettbewerbsnachteil“.