Kostenexplosion beim Tierarzt - Was Tierhalter jetzt wissen müssen und ob eine Versicherung hilft
Steigende Kosten in der Tiermedizin treffen Haustierbesitzer hart. Tierärztin Nina Gerhardt erklärt, was hinter der neuen Gebührenordnung steckt und wie sich die Preise für die Behandlung unserer Vierbeiner ändern.
Was genau ändert sich mit der neuen Gebührenordnung für Tierärzte und wie wirkt sich das auf die Kosten für Haustierbesitzer aus?
Die neue Gebührenordnung ist nun schon länger umgesetzt und das war dringend erforderlich, um die Kosten des immens gestiegenen medizinischen Niveaus und der entsprechenden Geräte in der Tiermedizin zu decken.
Des Weiteren ist der Beruf des Tierarztes/der Tierärztin psychisch und physisch sehr anspruchsvoll und sollte auch entsprechend/angemessen entlohnt werden.
Da es in der Tiermedizin (im Gegensatz zur Humanmedizin) keine staatliche Unterstützung der Medizin gibt, müssen alle Gehälter und Investitionen letztendlich über Rechnungen der Besitzer finanziert werden.
Die Erhöhung ist im Übrigen eh nur eine Inflationsanpassung- so lange ist sie nicht mehr erhöht worden.
Wie wird die Gebührenordnung die Kosten für verschiedene Tierarten beeinflussen, sind Rassehunde teurer in der Behandlung als Mischlingshunde?
Es wird nicht zwischen der Therapie eines Rassehundes und eines Mischlinges in der Abrechnung unterschieden, lediglich zwischen den Tierarten (Hund, Katze, Heimtier, Großtiere)
Es stimmt auch nicht, dass Mischlinge generell weniger krankheitsanfälliger sind als Rassehunde.
Worauf man beim Kauf /Anschaffung jedoch achten sollte, ist, keine Hunde mit eingeschränkter Atmung zu kaufen (die sog brachycephalen Rassen).
Diese sind Qualzuchten und haben Schwierigkeiten, überhaupt ein artgerechtes Leben zu führen
In vielen Fällen muss hier früher oder später eine OP erfolgen, damit der Patient in seinem Leben überhaupt ausreichend atmen kann.
Können Tierärzte tatsächlich den dreifachen Satz berechnen und welche Faktoren beeinflussen diese Möglichkeit?
Ja, das dürfen Tierärzte, je nach Aufwand der durchzuführenden Tätigkeit.
Viele GOT Positionen beinhalten eine OP oder einen Eingriff, der individuell in der Zeitdauer von Tier zu Tier differieren kann.
Jedes unserer Haustiere ist individuell und so kann die Zeitdauer z.B. zwischen 30 Minuten und 2 Stunden für einen GOT Leistung dauern.
Eine längere Arbeitszeit muss natürlich auch höher berechnet werden können, daher ist eine gewisser Spielraum im Faktor nötig.
Auch können generell die GOT Sätze in Ballungsgebieten wie Großstädten höher ausfallen, da hier alles (Lebenshaltunsgkosten, Mieten, Gehälter der Angestellte) höher sind.
Das muss auch berücksichtigt werden.
Ist eine Tierkrankenversicherung angesichts der steigenden Kosten nun sinnvoller und was sollten Haustierbesitzer bei der Auswahl einer solchen Versicherung beachten?
Unbedingt ist eine Tierkrankenversicherung anzuraten.
Auf keinen Fall sollte man auch nur auf eine OP-Versicherung ausweichen.
Ein Hund mit z.B. einer Schneckenkornintoxikation hat bei schnellem Handeln eine relativ gute Überlebenschance - muss dafür aber oft über 1-2 Tage im künstlichen Koma liegen.
Das sind hohe Kosten,die eine OP Versicherung nicht abdecken würde.
Ich rate daher zu einer Kranken- Vollversicherung und auch zu einer, die den GOT Faktor des Notdienstes mitabdeckt.
Das entlastet im Falle eines Notfalles enorm. Die Sorgen und die seelische Belastung für das erkrankte geliebte Tier sind da hoch genug.