"Keine menschliche Größe": Beißende Kritik an Bayern-Star
Drei Jahre lang trug Matthijs de Ligt vor seinem Wechsel nach München das Trikot von Juventus Turin - und doch beherrscht der Niederländer die Schlagzeilen der italienischen Sportgazetten derzeit mehr als zu seiner aktiven Zeit in der Serie A.
Der Grund sind einige Äußerungen de Ligts über seinen Ex-Arbeitgeber, die ehemalige Mitspieler und frühere Stars in den falschen Hals bekamen. So hatte es nach seinem Wechsel an die Isar nicht lange gedauert, ehe der 22-Jährige für erste Irritationen sorgte, indem er das Fitnesslevel von Juventus anprangerte. (NEWS: De Ligt klagt über Juve-Zeit)
Zu einem späteren Zeitpunkt verglich er die Ambitionen des italienischen Rekordmeisters mit denen seines neuen Klubs und erklärte, dass auch in diesem Punkt die Bayern vorne lägen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Das rief zunächst seinen früheren Juve-Kollegen Leonardo Bonucci, später dann 2006-Weltmeister Alessandro Nesta und zuletzt auch Ex-Juventus-Star Andrea Barzagli auf dem Plan, die de Ligt unisono schlechten Stil vorwarfen.
Bergomi: Begkamp und Sammer zeigten wie es geht
SPORT1 fragte bei zwei Weltmeistern von 1982 nach, was sie vom Trubel um de Ligt halten: Marco Tardelli, der mit Juventus Turin fünf Meisterschaften holte, und Inter-Legende Giuseppe Bergomi.
Bergomi, in italienischen Medien gefragter Kolumnist, schließt sich der Kritik von Barzagli an. „Ich bin auf seiner Linie. Oft sind diese Spieler noch jung und ich verstehe sie sogar ein bisschen. Aber ich habe in meiner Laufbahn auch viele Beispiele erlebt, wie es anders laufen kann“, sagte der 58-Jährige.
Dabei nennt er zwei spätere Weltklassespieler, die zu Bergomis Zeit bei Inter Mailand spielten, bei den Nerazzurri aber nicht zurechtkamen.
„Dennis Bergkamp hatte bei uns große Mühe, ist dann nach England gegangen und wurde dort zum Star“, erinnert sich der frühere Abwehrspieler. „Matthias Sammer, der sich bei uns nicht integrieren wollte, hat später (im Trikot des BVB, d. R.) sogar den Ballon d‘Or gewonnen. Aber beide Spieler vermieden es, schlecht über ihre ehemalige Mannschaft zu reden, als sie uns verließen.“
Eben ganz anders als der 38-malige niederländische Nationalspieler.
Heftige Kritik von Tardelli
Kein Blatt vor den Mund nimmt Tardelli, wenn er über den jetzigen Bayern-Spieler spricht, der zwischen 2019 und 2022 in Turin unter Vertrag stand.
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„Eine kräftige Statur macht keine menschliche Größe aus“, so das harte Urteil des 68-Jährigen über de Ligt. Für Tardelli hat der Verteidiger mit seinem vermeintlichen Nachtreten klar die Regeln verletzt.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass de Ligt keine wirklich schmutzige Wäsche gewaschen hatte. Dass etwa die Champions-League-Ambitionen des FC Bayern höher sind als bei einem Team, das in der Serie A nur Vierter wurde und mit einiger Mühe die Königsklasse erreichte, liegt auf der Hand.
So verweist auch Bergomi auf mildernde Umstände. Es könne vorkommen, dass man sich in neuer Umgebung nicht durchsetzt - auch aufgrund äußerer Faktoren. „Als de Ligt bei Juve war, gab es Schwierigkeiten, weil der Verein sich nach einer langen Siegesserie neu finden musste, Dennoch hätte er andere Worte finden können.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Insgesamt habe der Oranje-Star in seiner dreijährigen Episode keine großen Fußspuren hinterlassen, findet Bergomi. „Ich finde, dass er ein guter Spieler ist, der in Italien aber nicht die Leistung gezeigt hat, die man nach seiner Ajax-Zeit von ihm erwartet hatte. Ich hatte vermutet, dass er wesentlich mehr zeigen würde.“
Das kann Matthijs de Ligt jetzt in München nachholen - und am besten nicht mehr über seinen früheren Arbeitgeber sprechen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
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