In Kröv an der Mosel - Journalistin erlebte Hotel-Einsturz: „Innerhalb einer Sekunde brach alles zusammen“

Ein Gutachter hat sich das eingestürzte Hotel genau angesehen.<span class="copyright">Harald Tittel/dpa</span>
Ein Gutachter hat sich das eingestürzte Hotel genau angesehen.Harald Tittel/dpa

Am Dienstagabend stürzte in Kröv an der Mosel ein Hotel ein. Zwei Menschen starben, zahlreiche weitere wurden verschüttet. Die 23-jährige Journalistin Edi Hoefnagel-Visser von „Het Urkerland“ hat das Unglück miterlebt.

Die Hoefnagel-Visser Familie freute sich auf eine wohlverdiente Auszeit in der Moselregion. Edi, ihr Partner Mark und ihr 2-jähriger Sohn Jamie waren nach ein paar Tagen bei Verwandten aus Limburg angereist.

Doch der Urlaub in Deutschland wurde für die kleine Familie zum Horrortrip, wie aus einem Bericht der niederländischen Zeitung „Het Urkerland“ hervorgeht. Nachdem die Eltern ihr zweijähriges Kind ins Bett gebracht hatten, legten sie sich selbst schlafen.

„Kurze Zeit später klopfte es plötzlich an der Tür. Ein Hotelangestellter bat uns, die wichtigsten Dinge einzusammeln und nach draußen zu gehen. Zuerst dachten wir, es sei eine Übung“, sagte Edi Hoefnagel-Visser dem Blatt.

„Zuerst dachten wir, es sei eine Übung“

Die Familie eilte laut dem Bericht auf den Flur. Doch zu spät: „Als ich fast am Ende des Korridors war, brach innerhalb einer halben Sekunde alles um mich herum mit einem lauten Krachen zusammen“, so Hoefnagel-Visser.

„Kurz bevor ich das Ende des Korridors erreichte, stürzte das ganze Gebäude mit einem ohrenbetäubenden Krachen ein. Ich dachte: Das kann nicht das Ende sein.“

Die 23-Jährige und ihr Sohn wurden von den Trümmern verschüttet, während ihr Mann Mark in einem anderen Teil des Hotels gefangen war.

Mutter und Sohn unter den Trümmern

Unter den Trümmern lag sie mit dem Zweijährigen im Arm, geschützt nur durch eine Tür, die den Einsturz abfing, wie aus dem Bericht von „Het Urkerland“ hervorgeht.

„Wir haben uns nicht bewegt, Jamie schlief schnell ein. Nach zehn Minuten bemerkte ich eine ältere Frau mit einem Hund neben uns“, so die Mutter, die selbst als Autorin bei „Het Urkerland“ arbeitet.

Trotz der Chaos konnte sie die Stimme ihres Partners aus der Ferne hören – ein Hoffnungsschimmer im Dunkeln. „Dann wusste ich: Mark lebt noch,“ berichtet Hoefnagel-Visser. Sie erzählt, dass sie mit ihm sprach und ihm jede halbe Stunde die Uhrzeit sagte.

„Er hat dem Tod ins Auge geschaut“, so die Journalistin. Während sie selbst ruhig blieb, rief Hoefnagel-Visser ihre Eltern und Schwiegereltern an. Ihr Partner kämpfte unterdessen schwer verletzt und in ständigen Schmerzen ums Überleben.

Rettung in letzter Minute - doch Ehemann immernoch schwer verletzt

In den frühen Morgenstunden des 7. August versuchten die Rettungskräfte, die Verschütteten zu erreichen. Durch einen schmalen Tunnel befreiten sie schließlich Hoefnagel-Visser, ihren Sohn und eine ältere Frau.

„Ich bat die Helfer, zuerst Mark zu retten, aber das passierte nicht,“ so die junge Frau. Erst als ihr Partner drei Stunden später, nach insgesamt zwölf Stunden unter den Trümmern, befreit wurde, konnte sie eigenen Aussagen zufolge aufatmen.

„Wir beten, dass er wieder gesund wird“

Ihr Partner erlitt offenbar schwere Verletzungen: einen gebrochenen Arm, Schäden an der Speiseröhre und den Nieren. Seine Muskeln waren stark geschädigt, und er hatte kein Gefühl mehr in den Füßen.

Er wurde dem Bericht zufolge ins Krankenhaus gebracht. „Wir beten, dass er wieder gesund wird,“ sagte Hoefnagel-Visser zu „Het Urkerland“. „Wären wir drei Sekunden später aus dem Zimmer gekommen, wären wir nicht mehr hier.“ Sie und ihr kleiner Sohn überlebten wie durch ein Wunder nahezu unverletzt.

Der Vorfall habe ihr Leben für immer verändert. „Wir haben die Kraft des Betens gespürt,“ betont Hoefnagel-Visser. Jetzt hofft die Familie auf die Genesung des Ehemanns und Vaters.