Krücken oder Kinderwagen: Wie barrierefrei ist das Einkaufen auf der Venloer Straße?

Geschäfte an der Venloer Straße für Menschen mit Behinderung und Senioren überprüft.

Ein paar kleine Stufen nimmt man mit schwungvollem Schritt. Ein Hindernis im Weg wird elegant umkurvt. Und wer im Supermarkt kurz auf die Zehenspitzen muss, um den gesuchten Artikel aus dem Regal zu holen, findet das meist auch nicht weiter schlimm. Für viele Menschen sind das jedoch Barrieren. Nicht nur Rollstuhlfahrer haben es schwer. Auch mit Rollator, Kinderwagen oder Krücken ist nicht überall problemloses Shoppen möglich. „Wie barrierefrei ist das Einkaufen auf der Venloer Straße?“ – diese Frage beschäftigt den Arbeitskreis Inklusion in Ehrenfeld schon lange. Die Gegebenheiten und Verbesserungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen auf der Straße und den Gehwegen nahm der Arbeitskreis erst vor wenigen Wochen unter die Lupe. Jetzt richtete sich ihr Blick in die Geschäfte. Dabei bekam die Gruppe, die aus Menschen mit und ohne Behinderung besteht, Unterstützung von Studentinnen der Universität zu Köln und der Technischen Hochschule Köln. Im Rahmen eines Projekts, das Lernen und gemeinnütziges Engagement verbindet, halfen die angehenden Sozialwissenschaftlerinnen, eine Umfrage unter 42 Geschäften durchzuführen und das Ergebnis auszuwerten. Untersucht wurden die Bereiche Gehen, Sehen, Hören und Verstehen. Es fehlt für Menschen mit Gehhilfen an vielem Die wichtigste Erkenntnis dabei: „Etwas mehr als die Hälfte unserer Kriterien konnte erfüllt werden“, sagt Studentin Saskia Bleck. Ebenfalls positiv: Stufen sind selten ein Problem. Und ein allgemeines Lob verteilte Saskia Bleck obendrein: „Alle Inhaber oder Filialleiter waren sehr aufgeschlossen und sogar dankbar für die Hinweise, die wir geben konnten.“ Dennoch sagt das Untersuchungsergebnis auch aus, dass es für Menschen, die auf Gehhilfen wie einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind, aber auch für Seh- oder Hörbeeinträchtigte an vielem fehlt. In keinem Geschäft gibt es beispielsweise Einkaufswagen, die mit einem Rollstuhl bewegt werden können. Ein Drogeriemarkt immerhin kann Wagen anbieten, an denen eine Lupe befestigt ist. „Gerade für ältere Menschen, denen das Lesen von Kleingedrucktem schwerfällt, eine Erleichterung“, sagt Saskia Bleck. Eher die Ausnahme seien barrierefreie Kassen mit extrabreiten Durchgängen und tiefergelegtem Warenband, das von einem Rollstuhl aus besser erreichbar wäre. Sie betont, dass es keinesfalls darum gehe, „Schwarze Schafe“ anzuprangern, also Geschäfte, die rein gar nicht für die Barrierefreiheit tun würden. Martin Zienke vom Arbeitskreis Inklusion in Ehrenfeld, fügt hinzu: „Wir wollen, dass Ladeninhaber und Kunden sensibler mit dem Thema umgehen, außerdem wollen wir zeigen, dass schon mit einfachen Mitteln viel erreicht werden kann, um das Einkaufen zu erleichtern. Wir hoffen, dass Unternehmen bei Neubauten, das Thema Barrierefreiheit stärker beachten.“ Farbiges Klebeband am Boden und einfache Sprache kann helfen Beispielsweise sollten Mitarbeiter gut erkennbare, einheitliche Kleidung tragen und so für Kunden, die Hilfe brauchen, schnell zu sehen sein. Außerdem kann farbiges Klebeband am Boden Menschen mit Sehbehinderung eine bessere Orientierung im Laden geben. Informationen zu Waren sollten möglichst gut verständlich in einfacher Sprache, eventuell sogar mit einem Piktogramm, versehen sein. Ein weiterer Tipp aus der Checkliste, die der Arbeitskreis in zahlreichen Geschäften an der Venloer Straße verteilt hat: „Viele Kunden sind dankbar, wenn man ihnen Hilfe anbietet – beim Erreichen der Regale, beim Einpacken, beim Bezahlen.“ Man kann die Welt nicht mundgerecht für alle gestalten Für Wolfgang Dahmen, Inhaber eines Reformhauses, ist das eine reine Selbstverständlichkeit: „Wir haben einige Kunden, die nicht mehr so mobil sind. Sie können an der Kasse stehen bleiben und wir bringen ihnen alles nach vorne. Wenn es sein muss, auch zum Auto.“ Barrierefreiheit habe für ihn aber auch Grenzen. „Manchmal kommt es mir vor, als würde alles nur noch nach denjenigen ausgerichtet, die es besonders schwer haben“, sagt er. Man könne die Welt aber nicht vollständig mundgerecht für alle gestalten. Wenn nötig, müsste man eben miteinander reden. Buchhändler Axel Stadtländer (Bunt-Buchhandlung) findet Barrierefreiheit für seine Kunden dagegen sehr wichtig. „Zum Glück haben wir einen ebenerdigen Eingang ohne Stufen“, sagt er. Platz für Rollstuhlfahrer oder Menschen, die mit Rollator unterwegs sind, könne notfalls geschaffen werden. „Dafür ist das Personal auch da“, so Stadtländer. Gar nicht so selten sei es, dass Menschen mit Sehbeeinträchtigung in den Laden kommen. Sie interessierten sich hauptsächlich für Hörbücher. „Wir sind froh über diese Kunden, denn eigentlich wäre es doch gerade für sie viel bequemer, die Medien, die wünschten, via Internet zu bestellen“, sagt Stadtländer. Arbeitskreis Inklusion veranstaltet „Theater für alle“ Eine Theateraufführung, die den Besuchern ein Höchstmaß an Unterstützung bieten soll, veranstalten der Arbeitskreis Inklusion in Ehrenfeld und das Kölner Künstler Theater gemeinsam. Es gibt Hilfen für Sehbehinderte, einen Gebärdendolmetscher und eine Hörgeräte-Induktionsschleife für Menschen mit Hörbehinderung sowie Begleitangebote in Leichter Sprache. Gezeigt wird das Stück Toto macht Mittagspause am Freitag, 24. März, 19 Uhr, im Kölner Künstlertheater, Grüner Weg 5. Der Eintritt kostet 16/zehn Euro....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta