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Krasse Optik oder irrer Genre-Mix: Diese Serien tanzen aus der Reihe

Die Netflix-Anthologie "Love, Death & Robots" bleibt dank ihrer außergewöhnlichen Optik im Gedächtnis. (Bild: Netflix)
Die Netflix-Anthologie "Love, Death & Robots" bleibt dank ihrer außergewöhnlichen Optik im Gedächtnis. (Bild: Netflix)

Von ungewöhnlicher Optik bis hin zu rasanter Action in Echtzeit: Um sich von der Konkurrenz abzuheben, griffen Streamingdienste in den vergangenen Jahren zu kreativen Mitteln. Diese Produktionen von Netflix, Apple TV+ und Disney+ sind ganz und gar einzigartig - von "Pachinko" über "24" bis "WandaVision".

Angesichts der schieren Menge an neuen Serien, die Streamingdienste in großer Schlagzahl veröffentlichen, ersetzt der eine Publikumshit den anderen bereits nach wenigen Tagen. Um wirklich im Gedächtnis zu bleiben, muss eine Serie schon ein Alleinstellungsmerkmal besitzen. Wir stellen Ihnen Produktionen von Netflix, Apple TV+ und Disney+ vor, die ob ihrer optischen Aufmachung, ihres ungewöhnlichen Inhalts oder kreativer Innovationen Neuland in der Streaming-Unterhaltung betraten.

Die Apple-Serie "Pachinko" wurde in drei Sprachen gedreht - Englisch, Japanisch und Koreanisch. (Bild: Apple)
Die Apple-Serie "Pachinko" wurde in drei Sprachen gedreht - Englisch, Japanisch und Koreanisch. (Bild: Apple)

"Pachinko" (Apple TV+)

Apple wagt mit der Serie "Pachinko" ein Experiment: Die Geschichte einer koreanischen Einwandererfamilie wird in drei Sprachen erzählt - Englisch, Japanisch und Koreanisch. So ungewöhnlich es klingt, so clever ist der Kniff auch, weil das Publikum durch die Sprachbarrieren das Fremdsein wenigstens etwas erfahren kann. Immer schon ist die Familie von Solomon (Jin Ha) fremd gewesen. Sie floh vor dem Hunger aus Korea nach Japan. Im Land ihrer Besatzer werden die Familienangehörigen geduldet, vor allem aber diskriminiert. Ihre Hoffnung auf ein besseres Leben ist immer auch die Sehnsucht nach einem sicheren Zuhause.

In acht Episoden - die ersten drei sind zum Start am 25. März verfügbar, die restlichen folgen im Wochentakt - spannt die Serie einen Bogen von Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die späten 1980er-Jahre. Serienschöpferin Soo Hugh ("The Terror", "The Killing") erzählt von einer verbotenen Liebe im Spannungsfeld von Krieg und Frieden, von Sieg und Verlust, von Hoffnung und Wiedergutmachung.

In "Calls" setzt Apple fast vollständig auf auditiven Spannungsaufbau. (Bild: AppleTV+)
In "Calls" setzt Apple fast vollständig auf auditiven Spannungsaufbau. (Bild: AppleTV+)

"Love, Death & Robots" (Netflix)

Kurzgeschichten, die lange im Gedächtnis bleiben: "Love, Death & Robots" ist ein animiertes Kuriositätenkabinett bei Netflix - jeder Film hat eine eigene Story, einen eigenen Stil. Allen gemein ist: Sie sind außergewöhnlich, nicht immer jugendfrei und enden obendrein mit einer gewaltigen Überraschung.

Unterschiedliche Animationsstile und verschiedenste Genres (Horror, Sci-Fi, Comedy, Fantasy) werden zu einem Potpourri vermengt, das lediglich durch die im Titel anklingenden, sehr allgemein gehaltenen Hauptthemen "Liebe, Tod und Roboter" zusammengehalten wird. Blutig, brutal und nur für Erwachsene geeignet bringt es die Emmy-prämierte Anthologieserie von Tim Miller ("Deadpool") und David Fincher ("Sieben") bei Netflix mittlerweile auf zwei Staffeln.

Sylvester Groth gehört zum Ensemble des deutschen Ablegers von "Criminal". (Bild: Netflix / Jose Haro)
Sylvester Groth gehört zum Ensemble des deutschen Ablegers von "Criminal". (Bild: Netflix / Jose Haro)

"Calls" (Apple TV+)

Mittels einer Reihe von Telefongesprächen erzählt das innovative Apple Original "Calls" eine nervenzerreißende Geschichte, die innerhalb von neun Folgen auf ein apokalyptisches Ende zusteuert - und dabei auditives Storytelling, fesselnde Grafiken und räumlichen Klang nutzt.

Das ungewöhnliche Format ist auf AppleTV+ abrufbar. Im englischsprachigen Original sind unter anderem die Stimmen von Pedro Pascal ("The Mandalorian"), Rosario Dawson ("Jane the Virgin"), Aubrey Plaza ("Parks and Recreation"), Aaron Taylor-Johnson ("Tenet"), Lily Collins ("Emily in Paris") und Nick Jonas ("Jumanji: Welcome to the Jungle") zu hören.

Noch ahnt Xavier (Dave Franco) nicht, dass er nicht mehr lange zu leben hat. (Bild: Apple)
Noch ahnt Xavier (Dave Franco) nicht, dass er nicht mehr lange zu leben hat. (Bild: Apple)

"Criminal" (Netflix)

Zwölf Ermittlungen in vier Ländern - und alle zentriert in einem Raum: Die Netflix-Serie "Criminal" bringt deutsche Stars wie Nina Hoss und Christian Berkel mit europäischen Kollegen zusammen. Die europäische Gemeinschaftsproduktion lebt von den Psycho-Duellen und -Mehrkämpfen im schallisolierten, düsteren, automatisch Beklemmung verströmenden Verhörraum.

Diese kammerspielartige Atmosphäre ist das Bindeglied zwischen den Folgen - und zwischen den Krimiarbeiten, die in Deutschland, Spanien, England und Frankreich angesiedelt sind. Immer geht es um Kommissare, die nicht nur ihren Fall, sondern auch den Charakter ihres kriminellen Gegners und deren oft unverschämt arroganten Verteidiger knacken müssen. Während sich im deutschen Ableger bekannte Gesichter wie Sylvester Groth und Florence Kasumba die Ehre geben, wirkt in der britischen Version unter anderem "Broadchurch"-Star David Tennant mit.

Die Schwarz-Weiß-Idylle in "WandaVision" bekommt zunehmend farbige Risse. (Bild: Disney+ / Marvel)
Die Schwarz-Weiß-Idylle in "WandaVision" bekommt zunehmend farbige Risse. (Bild: Disney+ / Marvel)

"The Afterparty" (Apple TV+)

Bei einem Klassentreffen ehemaliger Schulkameraden wird der prominente Popstar und Schauspieler Xavier (Dave Franco) von einer Klippe gestoßen und stirbt. Wer hinter dem Verbrechen steckt, löst Serienschöpfer Chris Miller in seiner Murder-Mystery "The Afterparty" (bei Apple TV+) in insgesamt acht Episoden auf, die jeweils denselben Abend aus der Sicht der verschiedenen Figuren erzählen - und das in ganz unterschiedlichen Filmstilen. Wahlweise als Animationsfilm, Musical oder Psychothriller aufbereitet, setzt sich in bester Agatha-Christie-Tradition nach und nach das Puzzle zusammen.

Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven überschreitet die neue Apple-Comedy gekonnt Genregrenzen. Zudem versammelt "21 Jump Street"-Regisseur Miller in seiner schwarzhumorigen Serie eine Besetzung, die sich sehen lassen kann: Neben Franco sind auch Comedygrößen wie Tiffany Haddish, Sam Richardson, Ben Schwartz und Ilana Glazer mit von der Partie.

Über zu viel Arbeit können sich die Polizisten Gilles (Jürgen Vogel, links) und Samuel (Serkan Kaya) wahrlich nicht beklagen. (Bild: TVNOW / Frank Dicks)
Über zu viel Arbeit können sich die Polizisten Gilles (Jürgen Vogel, links) und Samuel (Serkan Kaya) wahrlich nicht beklagen. (Bild: TVNOW / Frank Dicks)

"WandaVision" (Disney+)

So übermütig wie in "WandaVision" durften sich Superhelden des Marvel-Universums noch nie austoben: Disney+ schickt Wanda Maximoff (Elizabeth Olson) und Vision (Paul Bettany) durch uralte Sitcoms. Gemeinsam verlebt das Paar eine harmonische, schnuckelige Vorstadtehe in Schwarz-Weiß.

Doch die Idylle bekommt Dimensionsrisse, durch die nicht nur Farbe ins Bild tropft. Alte Bekannte aus dem Marvel-Universum tauchen auf, neue Feinde sowieso und natürlich walten in der mysteriösen Geschichte rohe Superheldenkräfte. "WandaVision" ist eine Mischung aus Fiebertraum, Wahnwitz und guter alter Sitcom-Unterhaltung - oder kurzum eine der spektakulärsten Serien, die Disney+ im Programm hat.

Mit der Actionserie "24" setzte Kiefer Sutherland in der Rolle als knallharter Polizist Jack Bauer neue Maßstäbe. (Bild: Fox)
Mit der Actionserie "24" setzte Kiefer Sutherland in der Rolle als knallharter Polizist Jack Bauer neue Maßstäbe. (Bild: Fox)

"KBV - Keine besonderen Vorkommnisse" (RTL+)

Viele, die sich auskennen, behaupten: Würde man Polizeiarbeit realistisch verfilmen, sähe sich niemand einen Krimi an. Viel zu langatmig und ereignislos sei das Ganze, man denke allein ans Observieren oder Abhören verdächtiger Personen. Doch was tut der Mensch, um der Langeweile zu entkommen? Unter anderem reden - sofern ein anderer greifbar ist. Unter dieser Prämisse funktioniert auch die Comedyserie "KBV - Keine besonderen Vorkommnisse" (RTL+).

"KBV" hört und sieht zunächst mal drei Job-Pärchen beim Reden zu. Zwei Zivilpolizisten, gespielt von Jürgen Vogel und Serkan Kaya, sitzen in einem Auto und observieren ein Gebäude. Darin befinden sich zwei kleine Ganoven (Denis Moschitto, Rocko Schamoni). Auch die beiden Gangster warten auf etwas. Sie wissen aber nicht, auf was genau - dafür befinden sie sich zu weit unten in der Hierarchie. Schließlich gibt es noch die per Funk mit dem Cop-Zivilfahrzeug verbundenen Kolleginnen in der Leitstelle, gespielt von Annette Frier und Maike Jüttendonk.

An "KBV" scheiden sich die Geister. Krimifans dürften eher abwinken, da die Folgen weitgehend frei von Action, Spannung und klassischer Handlung sind. Und wer auf Comedy steht, muss ihn auch mögen - jenen eher derben, manchmal auch ein wenig deutsch überzogenen Humor.

"24" (Disney+)

Kritiker und Zuschauer ziehen nur selten an einem Strang. Einig waren sich die beiden Lager dagegen bei "24": Die US-Serie, die mit ihrem Echtzeitkonzept neue Wege beschritt, heimste auch in Deutschland hymnische Kritiken ein. Das Konzept der Serie ist einfach wie genial: Dem Anti-Terror-Agenten Jack Bauer (Kiefer Sutherland) bleiben 24 Stunden Zeit, einen Anschlag zu verhindern. Der Clou: Serien- und Echtzeit sind identisch. Jede einstündige Folge umfasst auch eine Stunde im Leben von Jack Bauer.

Diese Idee war bei Veröffentlichung der ersten "24"-Staffel im Jahr 2002 neu und wurde dementsprechend von den Kritikern als eigentliches Pfund der Serie gewichtet. Der wahre Grund für die Spannung war jedoch ein anderer: Die Macher Joel Surnow, Robert Cochran und Stephen Hopkins stopften die ihnen zur Verfügung stehende Zeit mit Action zu.

Es gab Verschwörungen, Anschläge, Rettungsmaßnahmen, Verfolgungsjagden, Entführungen und was man sich sonst noch ausdenken kann. Innerhalb kürzester Zeit passierten auf vier verschiedenen Handlungsebenen, die zum Teil parallel per Splitscreen verfolgt werden mussten, die unglaublichsten Dinge - ein höheres Tempo kann ein fiktives Format nicht gehen.