Kriegsdienst oder Verfolgung - Tschetschenische Beamte führen „Säuberungsoperationen“ durch
Nach einem Angriff auf die russische Nationalgarde haben tschetschenische Beamte eine „Säuberungsoperation“ begonnen. Ziel sind junge Männer im wehrfähigen Alter, die vor die Wahl gestellt werden: Kriegsdienst in der Ukraine oder strafrechtliche Verfolgung.
In Tschetschenien haben Sicherheitskräfte nach einem Angriff auf ein Fahrzeug der russischen Nationalgarde umfangreiche Razzien durchgeführt. Am 24. Oktober wurden bei dem Dorf Petropawlowskaja nahe der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ein Mitglied der Nationalgarde getötet und ein weiteres verletzt. Die zwei Angreifer sind noch flüchtig, wie die regionalen Behörden in einem Bericht erklärten: „Maßnahmen werden ergriffen, um die Angreifer zu finden und festzunehmen". Die „Kyiv Post“ berichtet, dass tschetschenische Sicherheitskräfte bereits am 26. Oktober die „Säuberungsoperation“ in und um Grosny begonnen haben.
Wehrfähige Männer sind das Ziel
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ führten die Nationalgarde und Beamte des Innenministeriums Hausdurchsuchungen durch, kontrollierten Ausweise und beschlagnahmten Handys. Dabei wurden vor allem Männer im wehrfähigen Alter wegen kleinerer Vergehen verhaftet und vor die Wahl gestellt: Entweder Kriegsdienst in der Ukraine oder strafrechtliche Verfolgung. Laut „Kyiv Post“ wurden viele Häuser in Grosny in den folgenden zehn Tagen mehrmals durchsucht. „Memorial“ spricht von hunderten Verhaftungen.
Zusammengeschlagen und verhaftet
Ein drastisches Beispiel ist ein 47-jähriger Mann aus der Stadt Argun nahe Grosny. Mitglieder der Nationalgarde versuchten ab dem 31. Oktober dreimal, ihn festzunehmen, scheiterten jedoch am Widerstand seiner Mutter und Nachbarn. Am 2. November kehrten sie bewaffnet zurück, schlugen den Mann zusammen und nahmen ihn fest. Sein Verbleib ist derzeit unbekannt.