Kriegsverbrechen als Attraktion - Touristen zahlen Geld, um die Hölle von Butscha zu besuchen
Die Ukraine zieht Touristen an, die Kriegsgräuel vor Ort sehen wollen. Der „Dark Tourism“ erlebt dadurch einen Aufschwung. Führungen durch Kriegsgebiete sind allerdings nicht unumstritten.
Die Ukraine zieht Touristen an, die die Auswirkungen des Krieges hautnah erleben wollen. Butscha, ein Ort, der 2022 von russischen Truppen brutal angegriffen wurde, hat sich zu einem beliebten Ziel für „Dark Tourism“ entwickelt.
Der britische „Telegraph“ berichtet, dass mindestens ein Dutzend Unternehmen Führungen durch Butscha, Irpin und andere ehemals besetzte Gebiete anbieten. Der ukrainische Anwalt Dmytro Nykyforov, der selbst als Flüchtling aus Oleschky nach Kiew kam, bietet solche Touren an. Er meint: „Der Hauptgedanke ist, unsere Erfahrungen mit ihnen zu teilen und ihnen zu helfen, mehr über den Krieg zu erfahren.“
3500 Euro für einen Besuch in der Hölle von Butscha
Laut dem „Telegraph“ nutzen andere Anbieter die Kriegsgebiete für finanzielle Gewinne, indem sie teure Reisepakete anbieten. Ein solches Paket kann bis zu 3500 Euro kosten. Viele Touristen kommen aus den USA, Großbritannien und kleineren europäischen Ländern.
Maria Romanenko, eine ukrainische Geflüchtete, die jetzt in Manchester lebt, glaubt nicht, dass „Dark Tourism“ an sich problematisch ist, solange es richtig durchgeführt wird. Dennoch fordert sie, dass Tour-Unternehmen überwacht werden sollten, um sicherzustellen, dass niemand vom Leid anderer profitiert. Wie der „Telegraph“ berichtet, hat die ukrainische Regierung im März eine Kampagne gestartet, um Touristen anzuziehen, da jeder ausgegebene Euro der erholungsbedürftigen Wirtschaft helfen kann.
Die Realität des Krieges könnte Touristen einholen
Nichtsdestotrotz gibt es Sicherheitsbedenken. Romanenko betont: „Es ist eine enorme Verantwortung zu sagen, kommen Sie, wir zeigen Ihnen alles, wenn ständig Luftschutzsirenen ertönen.“ Auch wenn Orte wie Lwiw bislang weitgehend verschont geblieben sind, bleibt das Risiko von Angriffen bestehen. Touren in Kriegsgebiete müssen sorgfältig geplant und umgesetzt werden, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.