Krise in Autoindustrie - USA lästern: „Finsteres Mittelalter in Deutschland” durch „linke Eitelkeitsprojekte“

Krise in der Autobranche - Zuliefernetzwerk warnt vor schleichender Abwanderung.<span class="copyright">Hendrik Schmidt/dpa</span>
Krise in der Autobranche - Zuliefernetzwerk warnt vor schleichender Abwanderung.Hendrik Schmidt/dpa

US-Medien zeigen sich schockiert über die angekündigten Schließungen von mindestens drei VW-Werken. „Europas größte Wirtschaft in der Krise – schaut euch nur Volkswagen an“, lautet die Schlagzeile auf CNN.

„Der Verfall von VW deutet darauf hin, dass sich die Lage in der deutschen Privatwirtschaft noch weiter verschlechtert“, so der US-Sender CNN. Das Beispiel Volkswagen stehe sinnbildlich für die Krise, die Deutschland derzeit im Griff halte.

Auch die „New York Times“ berichtet über den „weiteren Schlag für die ohnehin schon stagnierende deutsche Wirtschaft“. Der sei umso gravierender, da VW als Vorzeigeunternehmen gelte wie „keine andere Firma in Deutschland (…) Regionen im ganzen Land hängen von Volkswagen und seinen gut bezahlten Arbeitskräften ab“.

Das „Wall Street Journal“ (WSJ) prophezeit sogar, Deutschland könnte nun in ein „industrielles Mittelalter“ versinken. Zum Einstieg eines Leitartikels fragt das Wirtschaftsblatt: „Wird Deutschland vergessen, wie man Autos herstellt?“ Diese Frage wäre noch vor ein paar Jahren völlig absurd gewesen, heißt es. Doch jetzt seien solche Spekulationen gar nicht mehr so unrealistisch.

WSJ: „Die Klimapolitik trägt die Hauptschuld“

Von den Schuldzuweisungen deutscher Politiker, die VW-Krise beruhe auf Managementversagen, hält das WSJ wenig: Das Argument überzeuge allein schon deshalb nicht, da das Land Niedersachsen 20 Prozent der Stimmrechte von Volkswagen halte.

Stattdessen sieht das Wirtschaftsblatt die Schuld bei den Politikern: in den EU-Vorgaben für E-Autos sowie in der Berliner Klimapolitik – was zu weiteren Verlusten von zigtausend Stellen führen könnte. Das aktuelle VW-Desaster gebe nur einen Vorgeschmack auf die Zukunft der gesamten deutschen Autoindustrie.

„Während Deutschland gerade das Risiko eingeht, ins industrielle finstere Mittelalter zu versinken, können diese Arbeitskräfte nirgendwo anders in der Wirtschaft unterkommen“, so die düstere Prophezeiung des Leitartikels.

Die konservative Wirtschaftszeitung macht die Bundesregierung verantwortlich: „Die Klimapolitik trägt hier wieder einmal die Hauptschuld, weil der von Berlin verordnete Wechsel hin zu erneuerbaren Energien für alle Unternehmen mehr Kosten für weniger verlässliche Elektrizität bedeutet.“

"Eitelkeitsprojekt der Linken“

So sieht das „WSJ“ die Berliner Klimapolitik als pures „politisches Eitelkeitsprojekt der Linken“. Zum einen sei es eine „Katastrophe, durch die die Brotverdiener von deutschen Haushalten aus ihren einst stabilen Berufen herausgedrängt werden“. Und zum anderen sieht die US-Zeitung das „wirtschaftliche Desaster“, mit dem hier gerade „menschliches Kapital zerstört“ werde.

Denn deutsche Fachkräfte seien überdurchschnittlich gut ausgebildet und qualifiziert, erklärt das Wirtschaftsblatt seinen Lesern. All die Fachleute, die nun dank dem „grünen Wechsel“ nicht mehr in der deutschen Autoindustrie beschäftigt werden, seien höchst kompetente Kräfte.

„Sie werden ihre fachmännischen Fertigkeiten nicht länger ausüben oder – ebenso wichtig – an die nächsten Generationen von Lehrlingen und Arbeitern weitergeben können.“ Die Tragik daran: „Wenn dieses ganze Ausmaß an Knowhow erst einmal aufgebraucht ist, kann niemand sagen, wie es wieder aufgestockt werden soll“.

Mit anderen Worten: Deutschland werde dann vergessen, wie man Autos mit Verbrennungsmotoren herstellt.

Autoindustrie: „Auferzwungener Wechsel“ zu Kohlenstofffreiheit

Er habe wahrlich keine Schwäche für aussterbende Industriezweige, so der Verfasser des Leitartikels. „Deshalb habt ihr mich auch noch nie darüber jammern hören, wenn die Hersteller von Kerzen oder Faxgeräten Stellen abbauen.“

Aber: „Diese deutsche Saga ist ein gutes Beispiel dafür, warum das hier mit dem auferzwungenen Wechsel hin zu einer kohlenstofffreien Industrie etwas anderes ist.“

In einer normalen wirtschaftlichen Entwicklung würden neue Branchen die Verbraucher und Arbeitskräfte weg von alten, aussterbenden Sektoren und hin zu neuen Möglichkeiten führen.

VW-Krise als eindringliche Warnung für Amerika

Genau das aber sei in Deutschland nicht der Fall: „Der ‚grüne Wechsel‘ läuft abrupt ab und unter der Annahme – übrigens ausschließlich von Politikern, Aktivisten und so gut wie niemandem sonst – dass man widerwillige Konsumenten und Fachkräfte aus ihren erfolgreichen Industrien herausdrängen und ihnen Jobs und Verbraucherverhalten aufzwingen kann, die es noch gar nicht gibt, die man aber mit politischer Willensstärke herbeizaubern will.“

So würden Verbraucher verstört und Jobs zerstört – womöglich mit unwiderruflichen Schäden. Den USA müsse Deutschland als abschreckendes Beispiel dienen: „Die VW-Saga liefert Amerika viele Warnungen. Eine der unterschwelligen, dafür aber umso wichtigeren lautet: Stopp, bevor es zu spät ist.“