Kritik an Sendung „Die 100“ - Schauspieler für AfD-Sendung gekauft? Jetzt schlägt die ARD zurück

Der 54-jährige Laiendarsteller im Gespräch mit Ingo Zamperoni (r.).<span class="copyright">ARD</span>
Der 54-jährige Laiendarsteller im Gespräch mit Ingo Zamperoni (r.).ARD

Statt „hart aber fair“ wurde am Montagabend (16. September) im ARD-Fernsehen das neue Format „Die 100“ ausgestrahlt. In der ersten Folge, moderiert von Ingo Zamperoni, stand die AfD im Mittelpunkt der Diskussion. Das letzte Wort hatte dabei ein Laiendarsteller. Nun äußerte sich die ARD selbst.

Start für das neue Format „Die 100“ am Montag im Ersten. In der Politshow nehmen 100 Bürger aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten Stellung zu kontroversen Thesen, indem sie entweder Pro oder Contra wählen.

Die AfD stand dabei im Mittelpunkt des Geschehens und es wurde die Frage erörtert, ob die Rechtsaußen-Partei eine Gefahr für die Demokratie darstellt.

Schleiermacher: „Sie glauben gar nicht, was hier los ist“

Im Netz wurde nun offenkundig, dass es sich bei einem der Teilnehmer um den nebenberuflichen Laiendarsteller Michael Schleiermacher handelt. Wie rauskam, ist der 54-Jährige regelmäßig als Komparse im Fernsehen zu sehen. Wie „der Westen“ berichtet, wirkte der Mann beispielsweise bei „First Dates“ mit und war laut Agenturangaben auch bereits im „Tatort“ dabei.

Nun meldete sich Schleiermacher selbst zu Wort. „Ich bin nicht gekauft worden“, versichert der 54-Jährige gegenüber dem „Spiegel“. Er sei weder für eine bestimmte politische Meinung engagiert worden, noch habe er Geld erhalten. Lediglich die Anreise und eine Hotelübernachtung sei von der Produktionsfirma übernommen worden.

Schleiermacher betont, dass er sich häufig für solche Formate bewerbe. „Ich habe da als Privatperson teilgenommen, ich habe da keine Rolle gespielt“, sagt der 54-Jährige. Bei der Show „Die 100“ habe er erst rund zwanzig Minuten vor der Aufnahme die Information über das Thema der Sendung erhalten. „Man konnte sich da auf nichts vorbereiten“, betont er.

Seit der Ausspielung wird Schleiermacher in den sozialen Netzwerken angegangen. „Sie glauben ja gar nicht, was hier los ist“, sagt der Laiendarsteller gegenüber dem „Spiegel“ weiter. „Leute von der AfD haben mir geschrieben und gesagt: Wir vergessen nie.“

Ausgerechnet ein Laienschauspieler legt am Ende den krassesten Sinneswandel hin

Der in Kaierslautern lebende Laiendarsteller hatte in der Show den letzten Wortbeitrag, bevor Zamperoni die Sendung abmoderierte. Der hauptberufliche Bürokaufmann wechselte die Seite und schloss sich den Teilnehmern an, die in der AfD eine Bedrohung für die Demokratie sehen. Zu Beginn der Show hatte er noch eine gegenteilige Position vertreten.

Moderator Zamperoni fragte ihn daraufhin, warum er nun seine Meinung geändert habe. Der Mann antwortete: „Das lässt sich leicht erklären. Die AfD ist ein Wolf im Schafspelz. Man weiß nicht, was sie wirklich vorhat.“ Durch die Sendung sei er „zu anderen Einsichten gekommen“.

Auf „X“ hagelte es für die ARD Kritik, dass ausgerechnet ein nebenberuflicher Laiendarsteller das letzte Wort sprechen durfte. „Ein buchbarer Darsteller für Scripted-Reality-Formate“ sei da eingesetzt worden, „um gegen die AfD zu hetzen“, schrieb ein „X“-User. Ein weiterer empörte sich: „Der Mitbürger hier ist tatsächlich Dauer-Komparse."

ARD weist Vorwurf gecasteter Laiendarsteller zurück

Der NDR weist die Vorwürfe auf Anfrage von FOCUS online als falsch zurück: „Es werden keine Darstellerinnen oder Darsteller eingesetzt. Im Mittelpunkt der Sendung stehen Menschen aus der Bevölkerung, die frei ihre Meinung äußern. Jede und jeder kann sich für die Teilnahme an der Sendung bewerben.“

So schließe der NDR keine Menschen aus, die als Privatperson teilnehmen – auch nicht aufgrund von Nebentätigkeiten im darstellenden Bereich. Die Teilnehmenden würden zudem erst kurz vor der Show erfahren, welches Thema behandelt wird, so eine Sprecherin des NDR.

NDR: Keine Vergütung gezahlt

„Die Redaktion achtet darauf, dass es eine gute Mischung unter den 100 gibt. So sollen etwa junge und alte Menschen dabei sein, vom Land und aus der Stadt. 'Die 100' soll möglichst Vielfalt abbilden,“ so der NDR. Im Vorfeld würde lediglich nach allgemeiner politischer Ausrichtung gefragt , um sicherzustellen, dass möglichst Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zusammenkommen.

Die Teilnehmer erhalten laut Sender keine Vergütung, lediglich Fahrt- und Übernachtungskosten würden übernommen. Den Vorwurf, Schleiermacher habe Anweisungen für sein Verhalten in der Sendung erhalten, wies der NDR ebenfalls zurück. „Die Sendungsverantwortlichen haben auf diese Entscheidung keinen Einfluss ausgeübt,“ hieß es seitens des Senders.