Kritik unerwünscht: China zensiert das Augenrollen einer Reporterin
Journalistin Liang Xiangyi rollte beim Volkskongress in Peking vor den TV-Kameras entnervt mit den Augen. Was in China der Zensur zum Opfer fällt, wird im Rest der Welt gefeiert. Die Reporterin landete mit ihrer Reaktion einen viralen Hit.
The reporter in the blue seemingly not too impressed with this question at the #NPC #China #TwoSessions pic.twitter.com/lq7AzX9oTp
— Bill Birtles (@billbirtles) 13. März 2018
Die Reporterin in Blau scheint von dieser Frage beim #NPC nicht so beeindruckt zu sein #China #TwoSessions
Bei den Medienwächtern Chinas bleibt kein kritischer Kommentar unbeachtet – auch nicht, wenn es sich um ein bloßes Verdrehen der Augen handelt. Die Journalistin Liang Xiangyi hatte sich während des Pekinger Volkskongresses still über eine bewusst unkritische Frage einer Kollegin geärgert und dabei mit den Augen gerollt. Da der Moment vor laufenden Kameras geschah, wurde er in kürzester Zeit auf Weibo, dem chinesischen Pendant zu Twitter, verbreitet.
Kritischer Journalismus ist im kommunistischen China unerwünscht. So waren auch bei der Veranstaltung am Dienstag keine Fragen zu Themen wie dem geänderten Einkommensteuergesetz erlaubt. Auch dass die Amtszeitbeschränkung des Präsidenten Xi Jinping mit einer Verfassungsänderung aufgehoben wurde, sollte nur vorsichtig am Rande erwähnt werden. Die in rot gekleidete Reporterin Zhang Huijun, die laut „Tagesschau“ nach chinesischen Firmen und deren Auslandsinvestitionen gefragt habe, scheint Xiangyi (hier in Blau gekleidet) daher mit ihrer regierungsfreundlichen Frage auf die Palme gebracht zu haben. Verärgert über die mutmaßliche Propagandaaktion, verzieht sie prompt das Gesicht, dreht sich weg und schnauft – dann verdreht sie sichtlich genervt die Augen.
Xiangyi wurde nur wenige Stunden nach ihrer Reaktion der persönliche Social-Media-Account gesperrt. Sämtliche Clips von dem Vorfall sind inzwischen im chinesischen Netz gelöscht. Gerüchten zufolge soll die Wirtschaftsjournalistin auch ihre Akkreditierung verloren haben – somit könnte auch ihr Job in Gefahr sein.
Trotz Zensur: Das Netz vergisst nichts. Und so kursieren bereits zahlreiche amüsante Parodien und Memes in den sozialen Medien Chinas sowie im Rest der Welt.
Amazing to see how these two ladies just exploded over Chinese social media in the span of a few hours. Fan art in the making #RedBlueCamps pic.twitter.com/s6frv2gEgW
— Lulu Yilun Chen (@luluyilun) 13. März 2018
Es ist großartig, zu sehen, wie diese beiden Frauen gerade in den chinesischen sozialen Medien zum Hype werden. Das ist echte Fankunst.
This is how epic your eye roll needs to be if you want China to ban all mention of you. pic.twitter.com/VB9VCHUVea
— ian bremmer (@ianbremmer) 14. März 2018
So episch muss dein Augenrollen sein, wenn du willst, dass China alle Posts über dich verbietet.
I have a feeling that today’s viral eye-rolling meme is one that will stick around Weibo and Wechat for some years to come in various situations https://t.co/vyyFmLLNhU pic.twitter.com/4ZTqhLMjki
— Manya Koetse (@manyapan) 13. März 2018
Ich habe das Gefühl, dass das heutige Augenroll-Meme einige Jahre in Weibo und Wechat für alle möglichen Situationen genutzt werden wird.
Einige Onlineshops bieten sogar schon Produkte wie Handyhüllen mit Comics über den aufsehenerregenden Vorfall an.
Found my cell phone cover for the spring season on Taobao pic.twitter.com/wTjgndsfDx
— Lulu Yilun Chen (@luluyilun) 13. März 2018
Ich habe auf „Taobao“ meine Handyhülle für den Frühling gefunden.
Vor allem im Ausland bekommt Liang Yiangyi viel Unterstützung. Die Leute lieben sie für ihre authentische Reaktion. Sogar die ersten Verehrer melden sich im Netz.
#LiangXiangyi … hey girl, u lookin’ for a husband ?#eyeRoll pic.twitter.com/ILmcSfiWtB
— Jason M. (@Jason_Mohan) 14. März 2018
Hey Girl, suchst du vielleicht noch einen Ehemann?