Kroos: "Weiß nicht, ob ich raten würde, sich als Aktiver zu outen"

Weltmeister Toni Kroos hat sich im Interview mit dem GQ-Magazin zu seiner sportlichen Zukunft, zur Lage des Fußballs und der Motivation seiner Stiftung geäußert.

Erst im November verlängerte der deutsche Nationalspieler seinen Vertrag bei Real Madrid. Bis 2023 setzen die Königlichen auf den gebürtigen Greifswalder. Nun verrät der 30-Jährige seine Gedankenspiele, wie es danach weitergehen kann.

Mit Real gewann Kroos als Leistungsträger viermal die Champions League. Er spielt mit dem Gedanken, sogar nach 2023 in der spanischen Hauptstadt zu bleiben. "Dann bin ich 33 und habe alle Optionen - hierbleiben, etwas anderes machen oder die Karriere beenden", erzählt Kroos, stellt aber klar: "Mein Wunsch ist schon, meine Laufbahn hier bei Real zu beenden."

Über einen möglichen Wechsel in die USA, den einige Stars im betagteren Fußballer-Alter bereits tätigten, sagte der ehemalige Bayern-Star: "Eher nicht, ich bin nicht der Typ dafür."

Auch über seine Zeit nach der Karriere macht sich der Mittelfeld-Stratege bereits Gedanken. Er könne sich zwar vorstellen, in anderer Funktion dem Fußball treu zu bleiben, erklärt Kroos: "Als Cheftrainer auf hohem Niveau eigentlich nicht. Denn dann komme ich wieder in das rein, was mich am aktuellen Fußball am meisten stört: dieses Reisen, wochenlang nicht zu Hause zu sein. Das will ich nicht." Jedoch könne er sich vorstellen, im Nachwuchsbereich zu arbeiten, ergänzt der 96-malige Nationalspieler.

Summen vor Corona-Zeit "nicht gesund"

Die Spanische Liga wird nach der Unterbrechung als Maßnahme gegen die Corona-Pandemie am 11.06. fortgesetzt. Der Markteinbruch auf dem Transfermarkt stimmt den Weltklasse-Spieler nicht traurig.

"Die Summen sind extrem in die Höhe geschossen. Was in der Vor-Corona-Zeit – die diese Summen erst einmal eindämmen dürfte – gezahlt wurde, fand ich auch nicht mehr richtig gesund. Es wurden teilweise für mittelmäßige Spieler 40, 50 Millionen Euro an Ablöse gezahlt. Das haben früher die absoluten Superstars gekostet."

Neben seinem Dasein als Fußballprofi setzt sich Kroos mit seiner Stiftung für Benachteiligte ein. Der Führungsspieler präsentiere sich gerne meinungsstark, auch wenn das nicht nur Vorteile bringe.

"Wenn Fußballer Interviews geben, wird immer nach der einen Schlagzeile gesucht. Ich kann damit gut leben, äußere trotzdem klar meine Meinung. Aber ich verstehe viele Spieler, die extrem aufpassen, was sie sagen, weil die Gefahr sehr hoch ist, dass aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird."

"Weiß nicht, ob ich raten würde, sich zu outen"

Seine Meinung sagte der ehemalige Rostocker auch zum Thema Homosexualität im Fußball. Dass sich schwule Fußballer über Abwertungen und Beschimpfungen im Falle des Coming-Outs Sorgen machen, "sollte nicht der Fall sein", meint Kroos.

"Mein gesunder Menschenverstand sagt mir natürlich, dass das im 21. Jahrhundert jeder frei ausleben sollte. Ich weiß aber nicht, ob ich jemandem raten würde, sich als Aktiver zu outen. Auf dem Platz wird ja manchmal mit gewissen Wörtern um sich geworfen, und bei den Emotionen der Fans im Stadion könnte ich nicht dafür garantieren, dass derjenige nicht doch abgewertet und beschimpft wird."