Kulinarisch kurios: Restaurant in Japan serviert Dreck(s)-Menü

Das Angebot an Restaurants in Tokyo ist riesig. Da braucht es schon etwas mehr als die üblichen Gaumenfreuden, um aus der Masse herauszustechen. Ein französisches Etablissement setzt deshalb nicht mehr auf Feinkost allein. Neuerdings serviert man im "Ne Quittez Pas" seinen Gästen ein Menü, mit der Hauptzutat Dreck

- und das ziemlich teuer.

Für 110 Dollar können die Gäste des "Ne Quittez Pas" ein "Drecks-Menü" verzehren, berichtet die japanische Website "Rocket News 24". Während in anderen Restaurants in ähnlicher Preisklasse schon ein nicht auf Hochglanz polierter Teller für Anfälle sorgt, ist Schmutz hier nicht etwa das Haar, sondern das Salz in der Suppe. Diese enthält nämlich Dreck, genauso wie das Salatdressing oder das Risotto. Dem Geschmackserlebnis tut die bizarre Zutat jedoch keinen Abbruch. Eine Autorin von "Rocket News 24" beschreibt die kulinarische Erfahrung als "göttlich". "Das Essen besitzt nicht den erdigen Geschmack, den ich erwartet hatte, so dass ich an die Zutat nicht mehr gedacht habe."

Nach Angaben des Personals wird für die dreckige Zubereitung unter anderem die japanische Bonsai-Erde Kanuma verwendet. Bevor man die Erde im Kochtopf unterrührt, wird sie einer strengen Sicherheits- und Reinheitskontrolle unterzogen. Außerdem besteht der "Dreck" laut Lieferant "Protoleaf" aus Kaffeepulver und Palmfasern. "Das wird 'Kuro Tsuchi' genannt. Es handelt sich um Vulkanasche, vermischt mit Erde und Pflanzen aus der Region Kanto in Japan", so Saeko Torii,  Sprecher von "Protoleaf", gegenüber Yahoo!. "Sie enthält gute Bakterien, gesunde Mineralen, ist natürlich und rein."

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Experten sind von dem qualitativen Nährwert der Zutat trotzdem nicht überzeugt. "Dreck und Erde sind nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt. Deswegen ist es schwierig, die Auswirkungen, die das auf eine Person hat, abzuschätzen", so die US-Ernährungsberaterin Rebecca Scritchfield. Dennoch: Heilerde, die aus Lößablagerungen gewonnen und mit Wasser vermengt verabreicht wird, kennt man auch in Deutschland. Sie ist zum Beispiel Teil der Kneipp-Therapie und soll bei Verdauungsbeschwerden helfen und Magensäure binden.

In manchen Teilen der Welt gehört "Geophagie", das Verspeisen von toniger oder fettiger Erde, zur Tradition. In Ostafrika etwa ernähren sich Schwangere zusätzlich von lehmreichen Ablagerungen, die von Brunnenlöchern abgekratzt werden. Dies geschieht in der Annahme, dem Ungeborenen damit etwas Gutes zu tun. Erde und Dreck haben aber auch eine traurige Geschichte als letztmögliches Nahrungsmittel gegen Hunger. Als aus der Erdbebenkatastrophe in Haiti 2010 eine humanitäre Katastrophe wurde, sahen sich tausende von Menschen in der Versorgungsnot gezwungen, getrocknete Lehmkuchen zu verspeisen, um dem Hungertod zu entkommen. Mit Blick auf solche zivilisatorischen Missverhältnisse bekommt die Delikatesse aus dem "Ne Quittez Pas" eine zynische und bittere Note.

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