Kultur in Berlin: Wie Kurator Richard Williams das Jazzfest entstaubt hat

Der englische Journalist Richard Williams ist Künstlerischer Leiter des Jazzfest Berlin

Ein Mann sitzt auf eine plüschroten Kinobank in einem Keller und liest ein Buch. Neben ihm steht eine Frau und spielt Saxophon. Der Ort: das Lidolino, kleines Kellerkind des Lido in Kreuzberg. Das Personal: Schauspieler Errol Trotman-Harewood, Musikerin Silke Eberhard. Der Anlass: Präsentation des Jazzfests 2017. Da verpasst Trotman-Harewood seinen Einsatz. Kein Problem – im dritten und letzten Jahr des britischen Kurators Richard Williams hat man sich bewusst im lockeren Kreis getroffen, nicht schicken Haus der Berliner Festspiele. Er habe, sagt Williams, das Festival näher an die lebendige, internationale Berliner Jazzszene heranbringen wollen. Auch räumlich. Im Lido habe er so viele gute Konzerte erlebt, da wollte er sein Festival beginnen. Das Eröffnungskonzert am 31. Oktober wird ebenfalls dort stattfinden.

Was Williams so sympathisch macht: er ist immer wieder neugierig, begeistert von dem, was er hört und wen er nach Berlin bringen kann. In diesem Jahr: über 150 Musiker. Da entstehen selbst bei einer Pressekonferenz so schöne Momente wie der, dass für 20 Minuten ein farbiger Schauspieler mit einer weißen Musikerin gemeinsam Gedichte aufführen, die der Dichter Amiri Baraka über den legendären Jazzer Thelonius Monk geschrieben hat. Und damit sind mehrere Fäden des Jazzfests sinnlich vorgeführt: Monks 100ster Geburtstag (für Williams eine Ausnahme seiner Regel: keine Jahrestage bei Festivals, das sei zu museal) und das Zusammenbringen von Künstlern und Gattungen, die man s...

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