Kultur: Berliner Theatertreffen: Selten war so viel Performance

Beim 54. Berliner Theatertreffen setzten die Regisseure Ästhetik vor Inhalt. Eine Bilanz.

Der einzig echte Klassiker des 54. Theatertreffens, das am Wochenende zu Ende ging, war nicht im Haus der Berliner Festspiele zu bestaunen, sondern davor. Abend für Abend baute dort der scheidende BE-Intendant Claus Peymann sein Tischchen auf und pries persönlich den 1200-seitigen Doppelband an, in dem er seine 18-jährige Intendanz am Bertolt-Brecht-Platz bilanzierte. Das war auch deshalb so rührend absurd, weil das, was sich in den letzten 16 Tagen im Festspielhaus abspielte, so ziemlich das Gegenteil von dem war, was in diesen Büchern steht.

Nicht ein einziger Text aus dem üblichen Theater-Kanon war bei diesem Theatertreffen zu hören. Wobei fairerweise anzumerken ist, dass zwei der zehn eingeladenen Inszenierungen nicht gezeigt werden konnten: "Der Schimmelreiter" vom Thalia Theater aus Krankheitsgründen, "Die Räuber" vom Münchner Residenztheater gab es aus technischen Gründen nur als Film zu sehen. Allein die aus Basel stammende, überzeugende Eröffnungsinszenierung "Drei Schwestern" von Simon Stone konnte noch mit einem Tschechow-Referenzrahmen aufwarten. Die Jugend, die da desillusioniert im Glashaus sitzt, spricht allerdings nicht Tschechow, sondern die Sprache von heute.

Der klassische Protagonist tritt in den Hintergrund, das Ensemble ist der Star

Festzuhalten ist: Es war erstens ein Theatertreffen der Überforderungen. Das galt für die Protagonisten auf der Bühne, die mit der immer komplexeren Wirklichkeit zu kämpfen haben, mit der Angst, aus den Loops ihres Lebens nicht ...

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