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Kunst: Kölnerin gestaltet seit Jahren „Kölner Stadt-Anzeiger“-Seiten neu

Viele Titelbilder widmet sie im vergangenen Jahr berühmten Toten.

Als Donald Trump vereidigt wird, schreibt Mona Schwenker mit schwarzer Acrylfarbe auf das Titelblatt des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „God bless America“ („Gott segne Amerika“). Die Seite umrahmt sie mit einem Friedenssymbol. Zum Tod von Hans-Dietrich Genscher taucht sie die Titelseite in schwarz und malt daneben einen gelben Pullunder. Mit den Umrissen von Boxhandschuhen verneigt sie sich vor dem verstorbenen Muhammed Ali. Viele Titelbilder widmet sie im vergangenen Jahr berühmten Toten: Leonhard Cohen, Schimon Peres, Bud Spencer, Prince, David Bowie, Götz George, Peter Lustig und Guido Westerwelle genauso wie den vielen Toten der Terroranschläge und Katastrophen. In Rosa malt sie nach dem Anschlag von München eine Schallplatte auf das Titelblatt, „Imagine“ steht in Anlehnung an John Lennons Lied auf der Scheibe, aus der eine Friedenstaube flattert. Farbe in den dunklen Stunden „Manchmal werden mir die Schlagzeilen zu dunkel, dann male ich die Welt heller. Es ist sonst einfach schwer zu ertragen“, sagt sie. Schwenker nennt es „Art from Cologne“, der Begriff ist nicht geschützt: Seit mehr als sechs Jahren verwandelt die Malerin das Titelblatt und die Land-Region-Seite des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in Kunst. Als „ästhetische Anschläge auf die Gegenwart“ und „Kopfwäschen für Wirklichkeitsverleugner“ bezeichnet sie ihr Projekt. „Durch die Zweckentfremdung möchte ich den Dialog fördern, viele Schlagzeilen sind ja ein paar Momente später vergessen.“ Titelseiten werden verkauft Das Interesse ist immens: Mehr als 150 Titelseiten hat sie schon verkauft, für einige wie das Bild zum Tod von Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister gab es Dutzende Anfragen. Den Zuschlag erhielt ein Tontechniker aus der Eifel. „Der erste, der sich meldet, wenn ich die Seite ins Internet gestellt habe, bekommt das Bild“, sagt Schwenker. 150 Euro kostet eine gestaltete Doppelseite ohne, 200 Euro mit Rahmen. „Es geht mir bei dem Projekt nicht im eigentlichen Sinne um Malerei“, sagt sie. Jeden Samstag gegen 11 Uhr sitzt sie vor der Doppelseite mit Titelblatt und Land-Region-Themen, malt Kringel um Worte, die sie interessieren, stellt Zusammenhänge her, „nach 30 Sekunden weiß ich, was ich malen will. Das ist ganz anders, als wenn ich ein Gemälde male: Da fertige ich wochenlang Skizzen an und verwerfe sie wieder, das ist Kopfarbeit. Bei der Zeitung ist die Kopfarbeit schon geleistet – ich bringe meinen Bauch ein“. Eine Seite, die sich mit dem Bau des Stuttgarter Bahnhofs beschäftigte, hat ein Geschäftsmann aus Stuttgart gekauft, einige Seiten landen auch im Ausland – „das liegt vor allem an den sozialen Medien“. Mehr als 500 ästhetische Anschläge auf Titelseiten des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat Mona Schwenker bereits verübt. Es sollen noch viele hinzukommen. Bis zum 16. Mai sind ausgewählte „Kölner Stadt-Anzeiger“-Seiten von Mona Schwenker in der Patisserie Törtchen Törtchen, Apostelnstraße 19, zu sehen....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta