Erdogan-Anhänger bedrohen deutschen Künstler

Die neueste Ausstellung des Künstlers Thomas Baumgärtel musste unter Polizeischutz eröffnet werden. Schon im Vorfeld hatte die Duisburger Kunsthalle “Cubus” Drohungen erhalten. Auslöser ist ein Bild des Künstlers, das den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan mit einer übergroßen Banane im Allerwertesten zeigt.

Der Künstler Thomas Baumgärtel ist auch als “Bananensprayer” bekannt – und das natürlich nicht ohne Grund. An den Eingängen von knapp 4.000 Kunsthäusern weltweit hat er die an Andy Warhol angelegte Banane bereits gesprayt. In Duisburg zeigt er nun in der von Claudia Schaefer kuratierten Ausstellung Auszüge aus seinem Gesamtwerk. Unter dem Titel “Politische Arbeiten” versammeln sich Bilder Baumgärtels, in denen er sich auf seine Weise mit der weltpolitischen Situation auseinandersetzt. Bananen inklusive.

Das Bild “Türkischer Diktator” aus dem Jahr 2016 zeigt Erdoğan vor der türkischen Flagge mit heruntergelassener Hose. Der Staatspräsident beugt sich nach vorne, aus seinem Hinterteil ragt eine ziemlich große Banane. Schon im Vorfeld wurde von vielen Seiten versucht, die Ausstellung dieses Bildes zu verhindern. Über das Internet wurden die Mitarbeiter der Cubus-Kunsthalle bedroht, berichtet Leiterin Schaefer der “Rheinischen Post”: “Spätestens, als es hieß, man würde uns die Scheiben einschmeißen, wenn wir das Werk ausstellen würden, sind wird hellhörig geworden.”

Auch das türkische Generalkonsulat schaltete sich ein. Schaefer habe einen Brief der Auslandsvertretung erhalten, in welchem sie darum gebeten wurde “im Sinne des friedlichen Zusammenlebens auf die Ausstellung des Werkes zu verzichten”. Das Konsulat versuchte demnach auch, über das Rathaus Druck auf die Kunsthalle auszuüben.

Erdoğan-Unterstützer sind aufgebracht: Ein Bild des Künstlers Thomas Baumgärtel beleidigt den türkischen Staatspräsidenten. (Symbolbild: AP Images)
Erdoğan-Unterstützer sind aufgebracht: Ein Bild des Künstlers Thomas Baumgärtel beleidigt den türkischen Staatspräsidenten. (Symbolbild: AP Images)

Polizeischutz ist für Thomas Baumgärtel nichts Neues

Das Bild blieb hängen, die Ausstellung wurde wie geplant am vergangenen Freitag eröffnet. Unter Polizeischutz. “Auch jetzt ist der Staatsschutz noch bei uns im Haus”, berichtet Schaefer drei Tage später. Doch abhängen würde sie das Bild erst, wenn der Künstler das verlangt. Dazu wird es wohl nicht kommen: “Solange die Menschen in der Türkei zu Unrecht inhaftiert sind, werde ich mich mit aller Kraft dagegen wehren und mein Erdoğan-Bild nicht zurücknehmen”, sagt Baumgärtel dazu.

Im Februar hatte der Galerist Michael Oess das Werk auf der Kunstmesse Art Karlsruhe ausgestellt, es aber nach massiven Beschwerden durch einige Besucher wieder abgehangen. Baumgärtel, der schon damals unter Polizeischutz stand und sich nicht von Drohungen einschüchtern lassen wollte, hat daraufhin die Zusammenarbeit mit Oess beendet.

“Auf meinen Kopf waren schon 100.000 Dollar ausgesetzt”, erzählt der Künstler, “aber ich lebe noch. Und ich lasse mich da überhaupt nicht einschüchtern.” Die Hasskommentare, die ihn und die Kunsthalle im Moment erreichen, erschrecken Baumgärtel längst nicht mehr. Doch erschreckend findet er, dass Kritik an Erdoğan von vielen offensichtlich als Kritik am türkischen Volk missverstanden wird. Er nennt die Türkei ein “wunderbares Land mit wunderbaren Menschen”.

Unterschiedliche Reaktionen im Netz

Auf der Facebook-Seite der Cubus-Kunsthalle versammeln sich sowohl Unterstützer als auch Kritiker des Bildes. Während die einen die Kunstfreiheit beschwören, sehen die anderen die Türkei durch das Bild beleidigt und werfen Baumgärtel Hetze vor.

Mitarbeiter der Kunsthalle selbst melden sich unter einem kritischen Kommentar zu Wort: “Die Ausstellung ist ein unmissverständliches Statement gegen Fremdenhass, nationaldenkenden Diktatoren, Korruption und Umweltsünden.”

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