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Kurkuma - Das steckt hinter der angeblichen Wunderpflanze

Kurkuma wird als Superfood bezeichnet und teilweise als goldenes Heilmittel angepriesen, welches sogar Krebs heilen soll. Doch was steckt tatsächlich hinter der Gewürzpflanze? Und besitzt es wirklich heilende Wunderkräfte?

Freh turmeric roots and turmeric powder in a wooden bowl on rustic wood
Für die orangene Färbung der Kurkuma-Wurzel ist der Farbstoff Curcumin verantwortlich. (Bild: Getty Images)

Kurkuma, hin und wieder auch als Gelbwurz bezeichnet, ist ein Gewürz mit einem leicht bitteren Geschmack. Da es schön gelb färbt, findet man es praktisch in jedem Curry. Kurkuma wird aber nicht nur wegen seines Geschmacks und seiner Färbefähigkeit angepriesen, es soll sogar die Gesundheit verbessern.

So wird Kurkuma nachgesagt, es könne Entzündungen, Alzheimer und gar Krebsleiden lindern, beim Abnehmen helfen und auch gut für die Blutgefäße sein. Aber stimmt das wirklich?

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Die Gattung Kurkuma ist wahrscheinlich schon mehr als zehn Millionen Jahre alt, die Nutzung selbst hat aber erst vor etwa zehntausend Jahren im indischen Ganges-Delta begonnen. Kurkuma gehört der gleichen Familie wie Ingwer an und sieht dementsprechend ähnlich aus. Wie bei Ingwer wird auch bei Kurkuma hauptsächlich die Wurzel, das Rhizom, verwendet, aus der das Kurkuma-Pulver gewonnen. Es enthält ätherische Öle, Harze, Eiweiße, Zucker und etwa fünf Prozent des orangenen Farbstoffes Curcumin. Letztgenanntes wird heutzutage sehr oft als Zusatzstoff verwendet und verleiht beispielsweise Senf oder Margarine seine gelbliche Färbung. Wird bei einem Produkt der Zusatzstoff E100 genannt, handelt es sich dabei um Curcumin.

Trend-Getränk “Goldene Milch”

Ein Getränk, das derzeit total angesagt ist, ist die “Goldene Milch”. Sie ist ein Getränk aus der ayurvedischen Küche. Im Grunde besteht sie nur aus Milch, ob Kuhmilch oder einer anderen Alternative, in welche das Gewürz Kurkuma in Pasten- oder Pulverform untergerührt wird und anschließend noch geschmacklich verfeinert wird. Durch das Kurkuma erhält die Milch ihre gelblich-goldene Farbe, woher sie auch ihren Namen hat.

So kam Kurkuma von Indien nach Europa

Wie viele andere wertvolle Gewürze auch, wurde Kurkuma bereits in der Antike gehandelt. Über Land- und Wasserwege, allen voran die Seidenstraße, die von China über Indien und Zentralasien bis zum Mittelmeer führte, kam Kurkuma nach Europa. Der venezianische Händler Marco Polo beschrieb als erster Europäer das indische Gewürz. Im 13. oder 14. Jahrhundert stieß er auf einer seiner Reisen nach Südostasien auf das exotische Gewürz mit der orangenen Färbung und dem bitteren Geschmack.

Heute ist Kurkuma aber nicht nur wegen seiner Einsatzmöglichkeiten in der Küche so beliebt. Dem Farbstoff Curcumin werden auch heilende Wirkungen zugeschrieben.

Hat Kurkuma heilende Kräfte?

In der traditionellen chinesischen und indischen Medizin verwendet man Kurkuma als Heilpflanze schon seit Tausenden von Jahren. Auch in Deutschland greifen mittlerweile zahlreiche Heilpraktiker auf Curcumin zurück. Dabei bekommen Patienten, die an Verdauungsbeschwerden oder unter erhöhten Leberwerten leiden, Kurkuma in Kapsel- oder Pulverform verabreicht. Die im Rhizom enthaltenen Stoffe sollen auch eine entzündungshemmende Wirkung besitzen und die Gallenproduktion anregen.

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Immer häufiger wird Kurkuma sogar zugeschrieben, Krankheiten wie Alzheimer oder Krebsleiden zu lindern. Aber ist dem wirklich so?

Zwar gibt es schon zahlreiche Kurkuma-Forschungen, allein 2015 wurden 1209 Fachpublikationen zu den gesundheitlichen Aspekten von Kurkuma veröffentlicht, und einige davon sollen durchaus zu positiven Testergebnissen geführt haben, doch sieht man sich diese Studien genauer an, stellt man fest, dass der Schein oftmals trügt.

Curcumin ist nicht das angepriesene Allheilmittel

Der Münchner Mediziner Peter Schnabel, Allergologe und Dermatologe der TU München, hat gemeinsam mit Kollegen vom Forschungsprojekt “Noxenkatalog” über mehrere Jahre zahlreiche Veröffentlichungen zu medizinischen Studien mit Curcumin genauer betrachtet und fällt ein schon fast vernichtendes Urteil. 2017 lautete sein Fazit: "Nicht eine einzige Arbeit bringt den Nachweis, dass es irgendwelche Wirkungen bei den vielen, vielen Erkrankungen gibt. Curcumin wird praktisch als Allheilmittel angepriesen, nicht nur gegen Krebs. Das stimmt schlicht und ergreifend nicht."

Bei den bisherigen Studien bemängelt Schnabel vor allem, dass viele gar nicht erst beendet, einige sogar wieder zurückgezogen wurden. Oftmals stünde bei den veröffentlichten Arbeiten auch das Fazit, dass man nicht genau wisse, welche Mechanismen hinter den Ergebnissen stecke und man Untersuchen noch weiterführen werde.

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Der Grund, dass Curcumin in der wissenschaftlichen Analyse solch eine negative Beurteilung erfährt, liegt darin, dass die meisten Studien nur Ergebnisse von reinen Labor- oder Tierversuchen sind. Daher lassen sich aus diesen Ergebnissen keine allgemeinen Wirkungen beim Menschen ableiten.

Studien an Menschen zeigen deutliche Schwächen auf

Die wenigen Studien, in denen Curcumin an Menschen getestet wurde, zeigten auch deutliche Schwächen auf. So gab es keine Patienten-Kontrollgruppe, die anstelle von Curcumin ein Placebo erhielt. Auch war die Zahl der Studienteilnehmer so gering, dass eine Unterscheidung, ob das Ergebnis relevant oder nur zufällig entstanden ist, nicht möglich war.

Und auch Curcumin selbst ist kein einfacher Kandidat für wissenschaftliche Studien. "Dieser Stoff ist extrem empfindlich. Der hält nicht lange durch, fällt sofort auseinander und vor allen Dingen: Eine Grundvoraussetzung, die alle Medikamente oder alle Substanzen, die zum Medikament werden wollen, mitbringen müssen, die Wasserlöslichkeit, fehlt ihm. Damit ist schon mal eine Grundvoraussetzung, dass dieser Stoff aus dem Darm aufgenommen werden, in den Körper gelangen und dort verteilt werden kann, nicht gegeben“, wird Schnabel beim BR zitiert.

Curcumin kann entzündungshemmend wirken

Der Allerloge räumt allerdings ein, dass Curcumin durchaus lindernde Wirkung besitze. So bestätigt er die entzündungshemmenden Fähigkeiten von Curcumin und dessen antioxidative Wirkung. Auch eine Hilfe bei der Fettverdauung konnte schon nachgewiesen werden.

Bei schweren Erkrankungen wie Alzheimer oder Krebs dürfte Curcumin nach Ansicht von Peter Schnabel jedoch nicht helfen können.

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Der Bundesverband der Verbraucherzentralen bestätigt, welches Potenzial in Kurkuma steckt, auf eine sichere Wirkung bei bestimmten Erkrankungen bei Menschen ließe sich daraus aber noch lange nicht schließen.

Für genauere Kenntnisse sind daher noch zahlreiche Studien am Menschen vonnöten, mit Kontrollgruppen, einer ausreichend hohen Anzahl von Teilnehmern und mit für den Menschen geeigneten Dosierungen.

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