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#Kümmertgate bis #Varoufake: Fernsehsaison voller Emotionen

Das Nein zum ESC von Andreas Kümmert wurde zum #Kümmertgate. Foto: Peter Steffen

Die Sommerpause steht an: Die endende Fernsehsaison war die, in der «Wetten, dass..?» zum letzten Mal lief - doch das wirkt schon lange her.

In Erinnerung blieben auch das Nein des Siegers beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest, der Stinkefinger-Skandal von Jan Böhmermann oder der Finale-Abbruch bei «Germany's next Topmodel». Emotionale Momente der TV-Saison 2014/15, die im vergangenen Sommer begann - eine Auswahl:

EUROVISION SONG CONTEST: «Das ist ein Coitus interruptus der schlimmsten Sorte», sagte Moderatorin Barbara Schöneberger am 5. März in Hannover, nachdem beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest in der ARD der gekürte Sieger Andreas Kümmert überraschend sagte, er wolle gar nicht zum Finale des internationalen Musikwettbewerbs. Der Nein-Skandal wurde in sozialen Netzwerken zu «#Kümmertgate». Der mit Starruhm und den Medien hadernde «The Voice of Germany»-Sieger tauchte danach ab und ließ der Zweitplatzierten Ann Sophie («Black Smoke») den Vortritt, die dann im Mai in Wien mit null Punkten ganz, ganz hinten landete. Das größte Grand-Prix-Debakel seit 50 Jahren, das die Betroffene aber locker zu nehmen schien.

GERMANY'S NEXT TOPMODEL: Witzchen über eine angebliche Kalorienbombe kursierten im Anschluss, nachdem am 14. Mai in Mannheim das Live-Finale der ProSieben-Show «Germany' next Topmodel» mit Heidi Klum nach einer Bombendrohung abgebrochen wurde. Die Halle wurde evakuiert, spontan ein Spielfilm ins Programm gehoben. Laut Sender und Polizei hatte eine anonyme Frau angerufen. Im danach in New York aufgezeichneten und am 28. Mai gesendeten Finale kürten die Juroren Heidi Klum, Wolfgang Joop und Thomas Hayo schließlich Vanessa (19) zur Siegerin.

STINKEFINGER: Der ZDF-Entertainer Jan Böhmermann behauptete im März, ein umstrittenes Video mit dem griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis gefälscht zu haben. Der ARD-Sonntagstalk «Günther Jauch» hatte den Politiker mit einem alten YouTube-Video konfrontiert. Der Boulevard war erregt. Auf einem Festival in Kroatien 2013 zeigte Varoufakis demnach Deutschland den Stinkefinger, als er einen Vortrag über die Schuldenfrage hielt. Varoufakis sprach bei Jauch von einer Manipulation. Böhmermann bluffte danach unter dem Motto «#Varoufake» in alle Richtungen: «Die Unterstellung, dass das Video ein von uns manipulierter Fake-Fake-Fake-Fake-Fake sei, ist absolut haltlos. Niemals würden wir die notwendige journalistische Debatte über einen zwei Jahre alten, aus dem Zusammenhang gerissenen Stinkefinger und all diejenigen, die diese Debatte ernsthaft öffentlich führen, derart skrupellos der Lächerlichkeit preisgeben.»

FLÜCHTLINGE: Ein Studiogast der Live-Talkshow «Günther Jauch» erzwang am 19. April eine Schweigeminute für Hunderte im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge. Vor mehr als vier Millionen Zuschauern sprang der Aktivist Harald Höppner vom Sitz auf und wandte sich ans Publikum: «Man sollte in Deutschland eine Minute Zeit haben, um dieser Menschen zu gedenken.» Jauch reagierte verdutzt. Bereits im November sorgte Kritik an der Asylpolitik in der ZDF-Kabarettsendung «Die Anstalt» für Aufsehen. Am Ende der Sendung trat der syrische Flüchtlingschor «Zuflucht» auf die Bühne und trieb Zuschauern Tränen der Rührung in die Augen. Motto: Satire mal wichtig statt witzig.

SPEZIALSENDUNGEN: Wegen schockierender Nachrichtenlagen gab es in dieser TV-Saison viele Sondersendungen. Der ARD-«Brennpunkt» zum Beispiel wurde im Januar viermal nach der 20-Uhr-«Tagesschau» rund um den Terroranschlag auf die «Charlie Hebdo»-Redaktion in Paris gesendet, Ende März gab es drei Tage hintereinander «Brennpunkte» zum Germanwings-Absturz in Südfrankreich.

DAS ENDE VON EUROPAS GRÖSSTER FERNSEHSHOW: «Das war's. Machen Sie's gut. Das Leben geht weiter - wetten, dass..?!» - So lauteten die letzten Worte von Markus Lanz in der letzten und 215. Ausgabe von «Wetten, dass..?». Der viel kritisierte Markus Lanz moderierte sie am 13. Dezember in Nürnberg. Nur fünf Monate danach hielt Altmeister Thomas Gottschalk, der sich im Rentenalter von 65 zu langweilen scheint, in einem dpa-Interview eine Rückkehr zu «Wetten, dass..?» für möglich: «Als Event einmal im Jahr könnte es funktionieren.»

UND SONST? Wer sich in Deutschland vom Mainstream-Fernsehen und den großen Sendern verabschiedet hat, konnte sich zum Beispiel via Amazon an der preisgekrönten US-Serie «Transparent» über eine Transsexuelle mit Familie in Los Angeles erfreuen, bekam es beim Streaming-Dienst Netflix mit der dritten Staffel von «House of Cards» mit Kevin Spacey zu tun. Außerdem endete nach sieben Staffeln die Werbeagentur-Serie «Mad Men» in den USA und nach mehr als drei Jahrzehnten die Late-Night-Show von David Letterman, einer Art Vorbild von Harald Schmidt. Der kleine deutsche Privatsender Tele 5 lenkte derweil mit einem umstrittenen Trink-Talk die Aufmerksamkeit auf sich: mit Hugo Egon Balder als Kneipenwirt, Wigald Boning als Gastgeber und Hella von Sinnen als Stammgast. Promi-Gäste reden sich im Suff um Kopf und Kragen - so die Theorie. Show-Titel: «Der Klügere kippt nach».

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